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Ein Sommer mit Danica

Ein Sommer mit Danica

Titel: Ein Sommer mit Danica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gewaltigen Hammerschlag auszuholen.
    »Väterchen!« schrie Danica und breitete die Arme aus. »Väterchen! Geh aus dem Weg! Das ist auch meine Sache. Paß einmal auf, wie es geht.«
    Sie reckte sich, stellte sich auf die Zehenspitzen, schwang das Stuhlbein, legte ihr ganzes Körpergewicht in den Schwung und ließ den Knüppel auf die Hirnschale von Bizeps-Karle niedersausen. Es gab einen Laut wie den Schlag auf einer dumpfen Pauke, der Fleischberg griff haltsuchend um sich und sank dann auf die Treppe. Zufrieden steckte Robic seine schwere Pistole ein.
    »Er wollte mich nicht zu dir lassen, dieser fette Bulle«, sagte er und breitete die Arme aus. »Sagt zu mir: ›Geh weg, du Pisser!‹ Ich antworte: ›Ha! Sieh dich vor, du vollgefressener Schlauch! Ich will zu meinem Töchterchen Danica. Sie wohnt hier. Tritt zur Seite!‹ Und was entgegnet er: ›Leck mich am Arsch!‹ Ich nicht faul: ›Bedaure, ich habe schon in München gefrühstückt‹, und da kommt das Rindvieh auf mich zu, rollt die Muskeln und will mir eine runterhauen. Ich das Pistölchen 'raus und ssst … so schnell konnte er gar nicht gucken. Da liegt er nun. Danica, mein Töchterchen, mein Seelchen.«
    »Väterchen.«
    Sie umarmten sich, küßten sich, drückten sich aneinander, und Robic liefen die Tränen aus den Augen vor Glück, er begann zu zittern vor Ergriffenheit und war plötzlich ein uralter Mann, der sein Kind wiedergefunden hatte. Sie sahen nicht, wie Bizeps-Karle stöhnend aufstand, ein paar Schritte vorwärts machte, an der Tür zögerte, Dr. Corell durch einen Vorhang von Blut anstarrte, und sagte: »Doktor, du siehst, was los ist …«
    »Erst 123, – DM und 100, – DM im voraus …«
    »Ist geritzt. Darf ich?«
    »Komm 'rein!« Corell trat zur Seite, und der Riese tappte in die Wohnung. Er setzte sich auf die alte Wachstuchliege und putzte sich mit den bloßen Händen das Blut aus den Augenhöhlen.
    »Mit bewaffneten Patienten habe ich nicht gerechnet«, sagte er dann. »Doktor, das ist ja wie im Chicago der besten Zeit. Kommen noch mehr von der Sorte?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht …« Corell drückte den Fleischberg auf die Liege. »Leg dich hin, Karle. Halt's Maul. Ich muß die Wunde klammern, – ich habe weder Nadeln noch Nähmaterial. Das gibt eine schöne, dicke Narbe. Bedank dich dafür beim ›Lord‹.«
    »Das werd ich, Doktor.«
    »Wo ist das Geld?«
    »In der Gesäßtasche.«
    »Dreh dich zur Seite!« Corell nahm die Brieftasche aus der Hose des Riesen, zählte 225, – DM ab, zeigte ihm die Scheine und warf die Brieftasche auf die Liege. »Es sind zwei Mark mehr, ich kann nicht wechseln. Und bring mir morgen bloß keinen Krankenschein. Von heute an bist du Privatpatient.«
    In der Tür erschien Petar Robic. Seine väterliche Freudenphase war vorüber, – jetzt kam die ernste Arbeit. Die Abrechnung mit Sascha, der sein Töchterchen ins Unglück stürzte. Danica ahnte das noch nicht, als sie hinter ihm stand, aber sie begriff es sofort, als Robic wieder seine Tokarev zog.
    »Schluß ist es mit Verbinden!« brüllte Robic. »Wenn wir schon einmal beim Schweineschlachten sind, soll's gründlich sein!«
    Er hob die Pistole.
    Später konnte keiner mehr sagen, ob Petar Robic wirklich abgedrückt hätte, am allerwenigsten er selbst; er gestand nur, völlig von Sinnen gewesen zu sein. Aber bevor er schießen konnte, sauste das Stuhlbein auf seinen Unterarm, er tat einen Schrei, die Tokarev fiel zu Boden, Danica beförderte sie mit einem Tritt weit weg ins Zimmer, und Robic lehnte sich schwankend an die Wand. Sein rechter Unterarm war etwas krumm, er stützte ihn mit der linken Hand und starrte seine Tochter entgeistert an.
    »Danica …«, stammelte er. »Danica … was machst du mit deinem Vater? Du hast ihm den Arm zerschlagen, er ist zerbro chen … du zerhackst deinem Vater die Knochen … Danicanja …«
    »Du wolltest Sascha töten …«, sagte Danica leise. »Väterchen, du wolltest ihn wirklich töten? Bist du zu uns gekommen, um ihn umzubringen? Weißt du nicht, daß du damit auch mich tötest? Väterchen … wie konntest du so etwas tun …«
    »Du hast um Hilfe gerufen, Töchterchen.« Der alte Robic schwankte zu der neuen Couch und ließ sich hineinfallen. »Hast du um Hilfe gerufen? Bin ich nicht sofort gekommen? Mit dem Flugzeug? Über München sogar, wegen Nebel … Und mein Töchterchen bricht mir den Arm …!«
    »Ich habe telegrafiert, weil wir kein Geld mehr haben.«
    »Das hast du getan?« fragte

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