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Ein Sommer mit Danica

Ein Sommer mit Danica

Titel: Ein Sommer mit Danica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Corell heiser.
    »Ja –«
    »Und ich habe alles eingetauscht, was wir haben.« Robic wurde es schwarz vor Augen. Der Schmerz des zerschlagenen Armes hämmerte bis in sein Gehirn. »Alles. Was wir haben. Es sind viertausendeinhundertneunundvierzig Deutsche Mark geworden. Daran haben wir fünfzehn Jahre gespart … Nimm sie aus meiner Tasche, Danica … zeig sie ihm, diesem Lump von Sascha. Gib sie ihm … ich kaufe dich von ihm ab …«
    »Dazu reicht alles Geld dieser Welt nicht, Väterchen. Aber dein Geld reicht, um die ersten Raten zu bezahlen … dann wird Sascha selbst genug haben … Wir wollen es nur leihen …«
    »Mein Gott! Danica! Wenn ich das gewußt hätte –«, sagte Corell. Er stand hinter Bizeps-Karle und wusch ihm das Blut vom Gesicht. Ein paarmal hörten sie die Wohnungstür zuklappen, – es schien der Windzug zu sein, der vom Treppenhaus durch ein offenes Fenster stieß. »Petar, ich hätte das Telegramm verhindert, wenn ich …«
    Der alte Robic lehnte sich gegen die Couchlehne, sein verwittertes Gesicht verfärbte sich, wurde fahl und gräulich. Er biß die Zähne zusammen und ertrug die Schmerzattacken des gebrochenen Knochens.
    »Ihr seid nicht unglücklich?« knirschte er zwischen den Zähnen.
    »Wir sind die glücklichsten Menschen unter der Sonne …«
    »Draußen ist Nebel und Regen –«
    »Wir lieben uns, wie sich noch nie zwei Menschen geliebt haben.«
    »Aber ihr seid pleite …«
    »Total, Väterchen.« Danica sah auf die Geldscheine auf dem Tisch.
    »Das heißt, jetzt haben wir 225, – DM.«
    »Und 4.149, –!« Der alte Robic hielt noch immer seinen zertrümmerten Unterarm mit der anderen Hand fest. Draußen klappte wieder eine Tür. »Nimm sie aus der Tasche, Danica. Ein alter Mann kann irren … Zum Teufel, das Leben ist für mich zu kompliziert geworden …«
    Er legte den Kopf auf die Couchlehne und schloß die Augen.
    »Wir sprechen nachher darüber weiter, Danica«, sagte Corell ernst. Sie nickte wie ein gescholtenes Kind und schien kleiner zu werden unter seinem Blick. »Komm her! Halt diesem Rindvieh hier den Kopf. Wenn dir übel wird, sag es rechtzeitig.«
    »Mir wird nicht übel!« sagte Danica verbissen. »Ich bin eine Arztfrau.«
    Corell, der gerade eine Klammer setzte, zögerte und sah sie an. Für diesen Satz möchte ich Gott anflehen, mich hundert Jahre alt werden zu lassen, dachte er. Man braucht Zeit, Wunder zu begreifen.
    Nach einer halben Stunde brachte Danica den dick verbundenen Bizeps-Karle hinaus. Petar Robic kam an die Reihe … es zeigte sich, daß der Unterarm tatsächlich gebrochen war, Elle und Speiche. Danica mußte fürchterlich zugeschlagen haben.
    »Du mußt ins Krankenhaus«, sagte Corell zu Robic. »Das muß man unterm Bildwandler einrichten und gipsen. Hier kann ich das nicht … oder willst du einen krummen Arm behalten?«
    »Es genügt, wenn ich die krummen Beine habe«, sagte Robic. »Aber, sag ehrlich: Habe ich nicht ein wundervolles Töchterchen?«
    Danica kam zurück. Sie blieb in der Tür zum Sprechzimmer stehen, und ihre Augen glänzten, als habe sie sie mit Sonnenstrahlen geladen.
    »Können wir mit der normalen Praxis anfangen, Herr Doktor?« fragte sie. »Kann ich den ersten hereinholen? Im Wartezimmer sitzen und stehen vierzehn Patienten –«
    Der Aufstieg aus dem Keller des Lebens ans Licht hatte begonnen –

29
    Petar Robic blieb vier Wochen in Frankfurt. An Stana schrieb er einen Brief – das heißt, er diktierte ihn Danica -- in dem er mitteilte, Sascha lebe noch, alles sei ein Irrtum gewesen, die Wohnung sei vollkommen neu eingerichtet, über Flugzeuge und ihre Tauglichkeit im Nebel könne er jetzt allerhand erzählen, Stana solle sich keine Sorgen machen, er müsse noch in Deutschland bleiben, um Sascha beim Aufbau zu helfen, in Kürze zögen sie auch um in eine neue Praxis, alles sei in Ordnung, keine Sorge; es wäre zwar alles kapitalistisch, aber zu ertragen … »Nichts von deinem Arm, Väterchen?« fragte Danica.
    Robic hob abwehrend den gesunden Arm. »Willst du mich völlig zum Krüppel machen? Deine Mutter würde mir den linken Arm auch zertrümmern. Kein Wort darüber! Nie! Schwöre es, Danica.«
    »Ich schwöre es.«
    Von da an sprach man auch nicht mehr darüber. Den Gipsverband trug Robic wie ein Held, der aus einer Schlacht heimgekehrt ist.
    Aber auch von dem ›Lord‹ und seiner Mannschaft hörten sie nichts mehr. Sie warteten auf den Angriff, bis eines Abends der ›schöne Edy‹ wieder anrief und verriet,

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