Ein Sommer mit Danica
Wort. »Nun ist es Zeit, Corell auf breiter Basis das Vertrauen zu entziehen«, sagte er. »Meine Herren, was muß eigentlich noch geschehen, damit wir unser Nest sauberhalten vor solchen ›Kollegen‹ wie Corell? Reicht das nicht aus, ihm die Approbation zu entziehen? Erst ein Arzt der Diebe und Huren, jetzt der Leibarzt der Radikalinskis! Sollen wir uns alle Bomben unter den Hintern legen lassen? Wenn jetzt nichts geschieht, ist unser Stand eine lächerliche Farce! Meine Herren, für mich steht außer Zweifel, daß Corell sehr genau weiß, wer die Gruppe ist, wie sie heißt, wo sie zu suchen ist. Ja, zum Donnerwetter nochmal, gibt es denn keine Maßnahmen gegen einen solchen Kerl?«
Corell selbst brauchte eine Woche, um sich von dem LSD-Trip zu erholen. Danica, die ihn mit Robic und dem ›schönen Edy‹ von der Klinik abholte, in dem goldfarbenen Wagen von ›Talmi-Josef‹, zwang ihn, im Bett zu bleiben. Der alte Robic regelte den Besucherverkehr … die Abordnung des ›Lord‹, die mit dem riesigen Freßkorb anmarschierte, den ›Lord‹ selbst, elegant wie immer, mit einem Strauß roter Rosen, den er Danica mit einem Handkuß überreichte, eine Reihe von Patienten, meist weibliche, darunter Ehefrauen bekannter Persönlichkeiten, die ihre Blumen und Glückwünsche bis zum Wohnzimmer bringen durften, wo Robic eine unüberwindliche Mauer bildete und schließlich – und hier kam der Alte in große Schwierigkeiten – ein Trupp von neun bildhübschen Huren, die ›Dokterchen‹ umarmen wollten, auch wenn er im Bett lag.
Robic, von soviel massierter Schönheit erdrückt, machte den vagen Versuch des Ablehnens.
»Männer im Bett sind unsere Spezialität, Alterchen«, sagte Paula. »Nun benimm dich nicht so blöd! Uns alle hat Alex schon auf seinem Stuhl gehabt und tief ins Auge geblickt … da werden wir ihn wohl im Bett begrüßen können.« Es gab kein Mittel gegen diese Weiber … der alte Robic fühlte sich zur Seite gedrängt, packte bei Abwehrversuchen an Busen und andere runde Körperteile, und da auch ein Petar Robic noch nicht so alt war, diese Flut von Schönheit unbeteiligt abzudrängen, kapitulierte er.
»Was soll man tun?« sagte er zu Danica, die entsetzt aus dem Schlafzimmer lief, als die neun Dirnen einfielen, sich aufs Bett setzten und Corell abküßten. »Es sind Patientinnen. Weiß ein armer, alter, einfacher Mann wie ich, wie ein deutscher Arzt mit seinen Kundinnen verfährt?«
Es war eine lahme Entschuldigung, und Petar Robic dankte im geheimen Gott, daß Stana nicht zugegen war.
Auch diese Begeisterung ging vorbei. Nach fünf Tagen machte Dr. Corell seine Praxis wieder auf … und blickte in ein leeres Wartezimmer.
Die untergründige Propaganda seiner Kollegen trug Früchte. Die Ehemänner verboten ihren Frauen den Besuch bei Corell, sie selbst ignorierten ihn völlig. Der Grund war einfach und hieß: Angst. Angst vor einem Mann, der – so schlich es bald durch die ganze Stadt – unter dem Vorwand der Entführung der Arzt der Terroristen geworden war.
Nach einer Woche nannte man bereits eine Zahl: 25.000 Mark – aus dem Bankraub – sollte Corell für die Behandlung erhalten haben.
Kommissar Huncke, der von diesem Gerücht hörte, schüttelte bedauernd den Kopf. »Jetzt machen sie ihn fertig –«, sagte er zu seinem Stellvertreter, einem Kriminalhauptmeister. »Wenn ich Corell wäre, ich zöge weg. Nach München, nach Hamburg oder irgendwo aufs Land … bloß weit weg von Frankfurt! Hier trampelt ihn der Rufmord in die Erde …«
Aber Corell blieb.
Er hatte seine alten Patienten wieder, die treu zu ihm hielten: Die Ganoven und Huren. Es hatte sich nichts geändert … nur Danica war jetzt bei ihm, und er soff nicht mehr. Hielt er früher seine Dirnenpraxis ab, um Geld für den Alkohol zu bekommen, arbeitete er jetzt für Danica und seine Zukunft. Was Huncke dachte, waren schon lange seine Pläne: Weg aus Frankfurt, eine schöne Landpraxis mit einem eigenen Haus, einem großen Garten … Lebensraum für die Kinder, die er von Danica haben wollte.
Auf die Neubau-Wohnung in der Trabantenstadt verzichtete er. Den Mietvertrag konnte er rückgängig machen … es war einfach, die Praxisräume übernahm sofort der neue junge Arzt, den die Ärztekammer mit 100.000, – Mark Jahresgarantie-Einkommen ihm hatte vor die Nase setzen wollen. Jetzt war der junge Kollege allein, der Kampf fand nicht statt. »Er kapituliert«, sagte der Chef der Ärztekammer. »Corell gibt auf. Wenn das kein
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