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Ein Sommer mit Danica

Ein Sommer mit Danica

Titel: Ein Sommer mit Danica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wühlte die Hände in seine Stoppelhaare. »Wo kann ich ihn sehen?«
    »Er wird in etwa vier, fünf Stunden nach Hause kommen. So lange brauchen wir ihn noch …«
    »Kommen … Er wird kommen …« Danica starrte Huncke aus ganz weiten Augen an. Dann begriff sie, noch vor Robic, stieß einen hellen Schrei aus und fiel Huncke um den Hals. »Er lebt!« schrie sie. »Sascha lebt! Sascha lebt! Er lebt! Er lebt –«
    Die nächsten fünf Minuten war es Huncke unmöglich, Erklärungen abzugeben. Robic und Danica lagen sich in den Armen und küßten sich, Robic brüllte Huncke an, er nehme alles zurück, was er gegen die deutsche Polizei gesagt habe, dann umarmten sich Vater und Tochter wieder, weinten zusammen vor Glück und brauchten ein paar Minuten, bis ihr Temperament wieder in eingedämmten Bahnen floß. Kommissar Huncke mußte einen Selbstgebrannten Slibowitz trinken und kam erst dann dazu, Corells Wiederauftauchen zu erzählen.
    Robic zog ein schiefes Gesicht. »Also hat die Polizei nichts getan?« sagte er dunkel und grollend. »Er ist von allein gekommen …«
    »Väterchen –«, mahnte Danica ahnungsvoll.
    »Nichts Väterchen! Ich nehme zurück, daß ich zurückgenommen habe, die Polizei könne man links anspucken, und sie sagt dazu: Bitte, rechts auch noch! – Die Polizei hat nichts getan, als Sascha aufgesammelt. Das kann jeder Straßenkehrer.«
    »Wir werden in ein paar Stunden wissen, wer dahinter steckt. Dann schlagen wir zu!« sagte Kommissar Huncke. »Dr. Corell wird zur Zeit aus seinem LSD-Rausch zurückgeholt. Eine gar nicht so einfache Sache. Sie müssen ihm die doppelte Dosis gegeben haben. Er befindet sich in einem Rausch und einem Himmel von Halluzinationen, wie wir es selten gesehen haben.«
    »Kann ich zu ihm?« fragte Danica.
    Huncke schüttelte langsam den Kopf. »Nein, bitte nicht. Drängen Sie nicht darauf, Fräulein Robic … wenn Dr. Corell auf die Erde zurückgeholt ist, wird er unser wichtigster Mann für die Fahndung nach der Extremistengruppe sein. Er hat mit ihr gelebt, zehn Tage lang, kennt ihre Lebensgewohnheiten, ihre Gesichter, ihre Pläne vielleicht sogar, ihre Schlupfwinkel, die Namen oder Decknamen, die sie benutzt … wir hoffen, einen Riesenschritt weiterzukommen.«
    Kommissar Huncke sagte es wider besseres Wissen. Er hoffte wie alle auf sensationelle Aussagen, aber im tiefsten Inneren glaubte er nicht daran. Wenn die Terrorgruppe, der ›harte Kern‹ der Radikalen, Dr. Corell freiließ, konnte er gar nichts mitbringen, was ihr gefährlich werden konnte. Die Schlupfwinkel waren verlassen, man würde, wie so oft, nichts vorfinden als ein paar alte Matratzen, leere Konservenbüchsen, Papier, Zeitungen, Essensreste, Flaschen, Milchtüten, trockenes Brot … Wohnmüll, aus dem man nur analysieren konnte, wieviel Personen dort gehaust hatten und daß es die gesuchte Truppe war. Von Corell würde man nichts erfahren, was einen weiterbrachte.
    Nach einer halben Stunde verabschiedete sich Kommissar Huncke. Robic und Danica brachten ihn bis zur Straße … er hatte noch nie glücklichere Menschen gesehen als diesen Vater und seine Tochter.
    Wenig später schlich sich auch Bizeps-Karle aus dem Haus. Er hielt sich im Bad versteckt, während Huncke in der Wohnung saß. Es war nicht nötig, sich ohne zwingenden Grund der Polizei zu zeigen. Die Aktion des ›Lord‹ konnte abgeblasen werden. Der Doktor war wieder da! Man hatte für jeden Fall vorgesorgt: Bei tragischem Ausgang stand ein riesiger Kranz mit Rosen und Orchideen bereit … bei gutem Ausgang – wie jetzt – lieferte die Firma Feinkost-Platschke einen Riesenkorb mit den köstlichsten Delikatessen.
    Bizeps-Karle kletterte in seinen Wagen, der vor dem Haus parkte, und verschwand in Richtung Hauptbahnhof, wo in einer der berüchtigten Nebenstraßen die ›Einsatzleitung‹ des ›Lord‹ tagte.
    *
    Der alte Praktiker Huncke hatte recht: Dr. Corell wußte nicht viel zu sagen. Es gelang den Ärzten der Psychiatrischen Universitätsklinik, ihren Kollegen sehr schnell aus dem Wahn des LSD zu befreien, aber der Kater, der folgte, war so gründlich, daß Corell nur mit Mühe die auf ihn niederprasselnden Fragen verstehen und beantworten konnte. Es waren einfache Wortspiele, bis Kommissar Huncke das Verhör abbrach.
    »Wo haben Sie die zehn Tage gesteckt, Doktor?«
    »In einer leeren Wohnung in einem leeren Haus. Wo, weiß ich nicht.«
    »Wie groß war die Gruppe?«
    »Unbekannt. Ich habe mal vier, mal sechs, mal zehn gesehen. Es kamen

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