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Ein Sommer mit Danica

Ein Sommer mit Danica

Titel: Ein Sommer mit Danica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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konnte. In den Bergen von Gorjanci hatte sie sich damals mit einem Sack Munition und Fleischbüchsen auf dem Rücken durch die deutschen Truppen geschlagen und das Partisanenlager in den Höhlen erreicht. Sie selbst hatte nie darüber gesprochen, – es hieß bloß später, eine ganze deutsche Streife sei aufgerieben worden. Ein überlebender deutscher Soldat erzählte, er habe nur ein einzelnes Mädchen gesehen, doch seine Vorgesetzten glaubten ihm nicht, weil es zu unwahrscheinlich war.
    Corell griff nach Robics Kopf und betrachtete die Platzwunde. Das Blut rann noch immer heraus, lief über das breite Bauerngesicht, überzog es, als habe Robic in roter Farbe geniest. »Ich brauche Wundklammern, Penicillinpuder, Verbände«, sagte er und hielt Robics Kopf fest, als dieser ihn mit einem Ruck wegziehen wollte. »Halt! Oben in meinem Zimmer liegt noch die Dose mit dem Stinkzeug, diesem Brei von Vicivic. Aber klammern muß ich, sonst behält er eine Narbe zurück wie einen Wulst.«
    »Ich hole alles.«
    Corell hörte Danica wegrennen. Robic stierte ihn aus seinen blutunterlaufenen Augen an, setzt ein paarmal zum Sprechen an und spreizte die Beine wie ein japanischer Ringer.
    »Jetzt sind wir allein«, sagte er endlich. »Warum hast du das getan?«
    Plötzlich war zwischen ihnen das Fremdsein gefallen. Hier waren Petar und Stana, dort Alexander, irgendwie gehörte man jetzt zusammen …
    »Ich wollte es nicht«, antwortete Corell.
    »Aber du hast es getan. Mein einziges Kind! Alles, was ich habe! Stana und ich, wir leben nur für dieses Kind. Und da kommst du und nimmst sie uns einfach weg …«
    »Habt ihr gedacht, ihr könnt sie in Piran einsperren? Hinter Glas in euren Andenkenladen stecken, mit einem Schild davor: Anschauungsstück! Unverkäuflich. Berühren wird mit dem Tode bestraft!«
    »Sie hätte einen anständigen Menschen heiraten können.«
    »Das stimmt. Ich lebe in der Gosse.«
    »Und du willst sie nicht heiraten.«
    »Nein. Das wäre das größte Unglück!«
    »Man sollte dich doch umbringen, Sascha! Sofort, bevor Danica zurückkommt. Wir werden sagen, du seist weggelaufen.« Robic streckte den Arm aus und bewegte die Finger. »Gib die Pistole her, Stana …«
    »Als wir zusammen in den Bergen lebten, hast du auch bei mir geschlafen. Wir haben nie darüber gesprochen, was einmal sein wird«, sagte Stana.
    »Aber du bist meine Frau geworden!« schrie Robic.
    »Was wäre geschehen, wenn die Deutschen dich erschossen hätten?«
    »Sie haben es nicht!«
    »Du hast nur Glück gehabt.«
    »Jetzt ist kein Krieg!« schrie Robic. Er lief um den Tisch herum, als jage jemand hinter ihm her. Dabei hieb er mit der Faust auf die Tischplatte, die Platzwunde, die sich zu verkrusten begann, brach wieder auf, und das Blut sickerte erneut über das rotgestreifte Gesicht. »Er kommt in unser Land, unsere Tochter rettet ihn vom Tode, und was macht er zum Dank? Er wälzt sich mit ihr am Meer herum. Anspucken wird man sie! Jeder anständige Mann wird ihr ins Gesicht schlagen! Früher hätte man sie kahlgeschoren und mit Knüppeln durch die Straßen getrieben … Meine Tochter!« Er blieb wieder vor Corell stehen und schnaufte so stark, daß Corell befürchtete, Robic würden alle Adern im Leibe platzen. »Wann verschwindest du, du Schwein?«
    »Sofort, wenn ich die Wunde behandelt habe.«
    »Das kann Dr. Vicivic machen! Mein Gott, mich zerreißt dein Anblick!«
    Corell drehte sich um und ging. Im Flur prallte er auf Danica. Sie hatte Dr. Vicivic mitgebracht und trug ihm die schwere Arzttasche. Ihr Atem flog, sie mußte wie um ihr Leben gerannt sein. Auch Vicivic hatte einen geröteten Kopf. Kleine Schweißperlen tropften ihm über die Nase.
    »Auch zu große Gesundheit kann krankhaft sein!« sagte er und stieß Corell zur Seite. Er lief ins Zimmer, brüllte Robic an, sich wie ein Mensch und nicht wie ein Stier zu benehmen, und Robic schrie zurück, er scheiße auf die ganze Medizin, es sei mehr an ihm kaputtgegangen als die Stirn, und das könne man nicht zusammenklammern. Dann erschien Vicivic wieder im Flur, riß Danica an der Schulter von Corell weg und sagte:
    »Los, kommen Sie mit, Kollege! Der Alte springt über Tisch und Stühle. Ich kenne das. Wenn er jähzornig wird, deckt er ganze Häuser ab.«
    Corell rannte in das Zimmer zurück. Robic stand mit pendelnden Armen da, zitterte am ganzen Körper und stieß dumpfe, röhrende Laute aus, als er Corell sah. »Ich bringe ihn um«, stammelte er. »Herrgott im Himmel, laß

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