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Ein Sommer mit Danica

Ein Sommer mit Danica

Titel: Ein Sommer mit Danica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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im Wind. »Du wirst nie begreifen, was Liebe ist.«
    »Nein, nie! Ich habe nur eine Tochter gezeugt.«
    »Das war vor vierundzwanzig Jahren, und an diesem Abend kamst du aus den Bergen auf Urlaub und hattest gerade einen Orden bekommen wegen Tapferkeit gegen die Deutschen.«
    »Das weißt du noch?«
    »Jede Minute. Wir haben gelacht, getrunken, getanzt, und dann ist es passiert … hinter der Scheune des alten Cyril. Weil der Boden zu hart war, hast du die Uniformjacke ausgezogen und unter mich geschoben …«
    »Verdammt ja …« Robic starrte in den sonnendurchfluteten Wald. Ein paar Touristenautos überholten sie, Kinder winkten. Sie freuten sich auf die weißen Pferde von Lipica. »So war es. Und du sagst, ich weiß nicht, was Liebe ist.«
    »Damals war ich auch nicht mit dir verheiratet.«
    »Oha!«
    »Nicht amtlich. Ein Offizier hat zu uns nur gesagt: ›Ihr seid Mann und Frau. Ich kann das tun.‹ Richtig geheiratet haben wir erst nach dem Krieg, und da lief Danica schon neben uns her … Du wirst vergeßlich, Petar.«
    Er knurrte etwas Unverständliches, beobachtete die an ihnen vorbeisausenden Autos und sagte endlich, als sie auf die Seitenstraße nach Lipica einbogen:
    »Es ist etwas anderes, ob man sich im Krieg liebt oder mitten im Frieden in einem Hotelbett liegt.«
    »Es kommt das gleiche 'raus –«, sagte Stana.
    Robic starrte sie entgeistert an und schluckte mehrmals. »Es geht um die Ehre, verdammt nochmal!« schrie er. »Um die Ehre der Robics, um Danicas Ehre! Kriechen zusammen in irgendeine Ecke wie die Karnickel! Meine Tochter! Das treibe ich ihnen aus!«
    »Ich auch!« sagte Stana laut. »Ich auch! Ich will nur, daß Danica glücklich wird.«
    Sie sprangen kurz vor der Anfahrt zum Hotel vom Wagen, bedankten sich bei dem Bauern und gingen das letzte Stück zu Fuß. Vor der Fassade des ›Maestoso‹ blieben sie stehen, bewunderten den langgestreckten Luxusbau und wurden ganz still, als ihnen klar wurde, daß dort, hinter einem dieser Fenster, Danica und Sascha wohnten.
    »Hat er überhaupt Geld genug dafür?« fragte Robic plötzlich.
    »Ich weiß es nicht. Sie werden ja nicht umsonst wohnen.«
    »Gehen wir hinein?«
    »Wir können nicht draußen dran hochklettern.«
    In der Rezeptionsloge saß jetzt eine junge Dame und las gelangweilt in einem Taschenbuch. Sie blickte auf, als Robic und Stana laut über die Bodenfliesen trabten und Koffer und Tasche abstellten. Im Restaurant wurde noch geputzt, im Frühstückszimmer saßen ein paar Gäste im Reitanzug und tranken Kaffee. Von den Ställen her zog eine lange Reihe weißer Pferde über einen Waldweg zu einer Koppel. Zwei Pferdepfleger liefen neben ihnen her und schlugen mit langen Peitschen durch die Luft. Es knallte laut und hell wie Pistolenschüsse. Die tragenden Stuten wurden ausgeführt.
    »Es handelt sich um meine Tochter«, sagte Robic und beugte sich über die Theke. »Vielleicht so alt wie Sie, etwas kleiner, schwarze lange Haare, ein Engel, sage ich Ihnen … Sie wohnt hier. Welches Zimmer?«
    »Der Name bitte?«
    »Danica Robic.«
    Das Mädchen blickte kurz auf die Gästeliste. »Nicht hier.«
    »Dr. Alexander Corell …«, sagte Stana, bevor Robic protestieren konnte.
    »Zimmer 27.« Das Mädchen musterte das Paar. »Soll ich Sie anmelden?«
    »Anmelden? Ich bin der Vater! Muß man sich als Vater anmelden? Sind die Beamten auch schon hier? Ein Papierchen ausfüllen, was? Petar Robic stellt den Antrag, seine Tochter Danica zu sprechen. Wann? Sofort? Ja natürlich, – warten Sie vierzehn Tage, er wird umgehend bearbeitet. Haben Sie ein Paßbild bei sich? Beglaubigt, daß Sie's auch sind? Ähnlichkeit? Paßbilder sind nie ähnlich. Und sind Sie gesund? Keine Tuberkulose? Hauchen Sie mal gegen die Fensterscheibe. Bleibt ein Belag zurück … Antrag abgewiesen … Ha!« Robic schlug die Fäuste gegeneinander. »Ist es so weit, Genossin? Wo ist der Antrag? Ich werde ihn mir kreuz und quer durch den Hintern ziehen!«
    »Wir sind wirklich die Eltern –«, sagte Stana sanft und lächelte das verwirrte Mädchen an. Ihr mütterliches Gesicht wirkte wie Balsam. »Zimmer 27 … wir gehen jetzt hinauf.«
    Sie stieß Petar an, nahm ihre Tasche hoch und ging zur Treppe. Robic ergriff seinen Koffer, warf einen bösen Blick auf das Mädchen hinter der Theke und stampfte Stana nach. Er sah nicht, wie das Mädchen schnell zum Telefon griff und Zimmer 27 anrief.
    Die Tür war offen, als Robic und Stana vor Nummer 27 standen. Sie sahen sich an und nickten

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