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Ein Sommer mit Danica

Ein Sommer mit Danica

Titel: Ein Sommer mit Danica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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geht herum und benachrichtigt die betreffenden Genossen. Ein einfaches Verfahren, man muß es zugeben. Kein Papier, kein Porto, keine Schreibarbeit, keine Irrtümer … die Miliz irrt nie! Ein wahrer Fortschritt! Also, nach Rijeka geht es. Für zwei Tage.« Er schielte über den Löffel zu Stana hinüber. »Du kannst es doch für zwei Tage allein schaffen?«
    »Natürlich.«
    Sie aßen zu Ende, tranken noch ein Glas Wein miteinander, hörten im Rundfunk eine Sendung mit einem Nachwuchssänger, von dem Robic behauptete, wenn er furze, klänge das melodischer, und gingen dann zu Bett.
    Am frühen Morgen stand Robic mit einem kleinen Koffer an der Haltestelle der Busse und wartete auf den Bus nach Köper. Von dort konnte man dann mit den großen, modernen Wagen in Richtung Ljubljana fahren und natürlich auch nach Lipica.
    Um sieben Uhr fuhr der Bus in Piran ab … um zwei Minuten vor sieben – Robic saß schon im Wagen und steckte sich eine Pfeife an – kletterte Stana in den Bus. Sie trug ihr bestes Kopftuch, hatte ihr Sonntagskleid angezogen und eine dicke Tasche bei sich. Robic hielt sich an seiner Pfeife fest und rückte eng an das Fenster, als sich Stana neben ihn setzte.
    »Du bist im falschen Bus –«, sagte sie laut. »Dieser hier fährt nach Köper. Du willst doch nach Rijeka.«
    »Nach Köper? Nein, so etwas!« Robic sog an der Pfeife und nebelte sich ein. Vor und hinter ihm begannen ein paar Frauen zu husten und nannten ihn laut einen ›Luftverpester‹.
    »Ist rauchen hier nicht überhaupt verboten?« rief jemand.
    »Wir leben in einem freien sozialistischen Staat!« schrie Robic zurück. »Dazu gehört auch das Rauchen, Genossen!«
    »Steig aus, er fährt gleich ab!« drängte Stana. Es war direkt boshaft, wie sie Petar in die Enge trieb. »Der Fahrer sitzt schon. Oder willst du einen Umweg über Köper machen?«
    »Ich mache Wege, wie es mir paßt!« brüllte Robic. »Ich kann über Zagreb nach Rijeka fahren, wenn ich will.«
    »Und über Maribor!« rief jemand und lachte laut.
    »Über Skopje!« schrie Robic und sprang auf.
    »Es geht auch über Sarajewo!« gackerte eine Frau in sicherer Entfernung neben dem Fahrer. »Und über Banja Luka!«
    »Ich biete an: Über Novisad!«
    »Der beste Weg führt über Titograd!« jaulte ein junger Mensch mit einem Bart und meckerte dann vor Lachen. Robic bekam rote Augen und zitterte am ganzen Körper. Er fühlte sich entehrt bis auf die Knochen und von Hunderten angespuckt. Er ballte die Fäuste und trat mit Gewalt gegen die Buswand.
    »Wie kann eine Welt besser werden –«, knirschte er – »wenn sie nur aus Idioten besteht? Genossen, ich verzichte auf eine Entgegnung.« Er setzte sich, starrte aus dem Fenster und hoffte, daß Stana nicht wieder anfing und ihm mit penetranter Stimme erklärte, daß er im falschen Bus säße. Die Türen klappten zu, der Motor donnerte auf, der Fahrer blickte sich vorsichtshalber nach Robic um, denn noch war es Zeit, ihn hinauszuwerfen. Dann setzte sich der Bus in Bewegung und rollte über den Tartiniplatz zur Straße. Während der ganzen Fahrt sprachen sie kein Wort mehr miteinander. In Köper stiegen sie um in den Bus nach Ljubljana, an der Haltestelle vor Lakev stiegen sie aus und hatten Glück, daß ein Bauernwagen gerade in Richtung Lipica abbog. Robic rannte ihm hinterher, hielt ihn an, half Stana hinten auf die Ladefläche und wischte sich dann den Schweiß aus dem Gesicht.
    »Woher wußtest du, daß ich nach Lipica will?« fragte Robic plötzlich.
    »Ich bin ja schon fast dreißig Jahre mit dir verheiratet –«
    »Aha!« Robic rieb sich die Augen. Es war eine Antwort, die ihn aus dem Gleichgewicht brachte. Er schielte zu Stana und fragte sich, ob es so etwas gäbe, daß man nach so langen Ehejahren die Gedanken des anderen errät. Er konnte es bei Stana nicht, aber Frauen sind da anders im Hirn konstruiert, sagte er sich. Ihre Liebe ist zu 90 Prozent Mißtrauen, aber dann bauen sie die Seele dazwischen, filtern das Mißtrauen und siehe da … es bleibt die echte Liebe, die reine Liebe zurück. Und davon ernähren sie sich. Man muß vor Frauen immer vorsichtig sein.
    »Und du?« fragte er. »Was willst du in Lipica?«
    »Das verhindern, was du tun willst.«
    »Aha!« sagte er wieder. Mehr fiel ihm nicht ein. »Und was will ich tun?«
    »Dummes Zeug.«
    »Stana!«
    »Bläh dich nicht auf wie ein singender Frosch!« Sie hielt sich an dem Querbalken des Leiterwagens fest und hatte die Beine gespreizt. Ihr Kopftuch flatterte

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