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Ein Sommer mit Danica

Ein Sommer mit Danica

Titel: Ein Sommer mit Danica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gesagt: ›Wenn Sie Amerika erreichen, spielen Sie für mich eine Sonate von Beethoven … vielleicht bin ich dann schon längst gefallen‹. Und ich habe sie gespielt … ich habe mein erstes Konzert in Philadelphia damit begonnen und gesagt : ›Diese Sonate spiele ich für einen Deutschen, auch wenn mir die Deutschen das Augenlicht weggeschossen haben‹. Dann habe ich von Ihnen erzählt, und ich habe gehört, wie die Menschen geweint haben.« Sie beugte sich vor, ihre toten Augen suchten Corell. »Wo sind Sie? Warum kommen Sie nicht herauf? Diese Nacht damals …«
    »Eine mondlose, stockdunkle Nacht an der Küste zwischen Ubac und Koromacno …«, sagte Corell heiser vor Ergriffenheit.
    »Am 11. Oktober 1943. Es war kalt, und Sie halfen mir ins Boot –« Clara Soffkov erhob sich und streckte beide Arme aus … eine kleine, zerbrechliche, alte Frau, aus deren toten Augen lautlos die Tränen rollten. »Mein Junge, du bist nicht gefallen. 25 Jahre habe ich nach dir suchen lassen … aber ich hatte deinen Namen vergessen. Wie kann man unter 60 Millionen Deutschen einen Namenlosen finden …«
    »Alexander Corell …«
    »Corell … ja Corell. Ein merkwürdiger Name …« Sie kam bis an den Rand der Stufen, spürte mit den Zehenspitzen die Kante und blieb stehen. Corell stürzte die letzten Treppen hinauf und warf die Arme um die kleine Frau mit den schneeweißen Haaren.
    Ein Wiedersehen, das die Zeit zurückdrehte.
    Damals – im Oktober 1943 – im Feldlazarett von Labin –
    Es begann damit, daß der junge Unterarzt Dr. Corell mit einem Kübelwagen nach Pula fahren wollte, um in der Heeresapotheke neue Medikamente abzuholen.

15
    Es ist ein Blödsinn, allein und dann noch in der Nacht durch die Berge zu fahren«, sagte Stabsarzt Dr. Weber, als Corell sich abmeldete. Es war kalt geworden, über den Karst strich ein eisiger Wind und drang durch die Ritzen der Lazarettbaracken.
    Corell hatte eine Felljacke über seine Uniform gezogen. Über den Kopf hatte er eine Lammütze gestülpt, und nur die feldgrauen Hosen und die hohen Schaftstiefel verrieten, daß er ein deutscher Soldat und kein Tito-Partisan war. Die Maschinenpistole hatte er über die Schulter gehängt, im Kübelwagen lagen auf dem Nebensitz vier volle MPi-Magazine. »Seit ich nicht mehr an den schwarzen Mann glaube, habe ich auch keine Angst mehr«, sagte Corell fröhlich. »Vor einem Käuzchen im Baum renne ich nicht mehr weg.«
    »In den Bergen hocken Käuzchen mit Maschinengewehren.« Dr. Weber ging an den Küchentisch, der als Schreibtisch diente, und reichte Corell die neueste Meldung herüber, die die Funkstation von den Außenstellen erhalten hatte. »Lesen Sie sich das durch! Es hat keinen Sinn, den Helden zu spielen … Im Umkreis von 20 km – und das ist verdammt nah – sollen drei selbständige Partisanenverbände in Stärke einer Kompanie operieren. Sechs Versorgungstrupps sind überfallen worden, und immer auf die gleiche simple, aber wirksame Art: Man läßt die Wagen ganz ruhig über die Straßen fahren bis zu Stellen, wo links oder rechts ein unbefestigter Abhang ist und auf der anderen Seite eine Felswand. Dann rollen plötzlich Steine auf die Straße, die Kolonne stoppt, die Jungs steigen aus, um diesen ›Steinschlag‹ zu beseitigen … und dann ballern sie los, sicher hinter Felsblöcken, werfen Handgranaten in die Kolonne, legen eine Feuerriegel aus MG-Feuer, durch den keiner zurückflüchten kann … und es dauert nur ein paar Minuten, bis alles vernichtet ist. Sechsmal haben die Partisanen damit Erfolg gehabt … wollen Sie der siebte sein?«
    »Ich hole Medikamente aus Pula«, sagte Corell und legte die Meldung auf den Tisch zurück.
    »Und das sehen Ihnen die Partisanen von weitem an, was? Oder wollen Sie durchs Land fahren und dauernd brüllen: Hier kommt der liebe Dr. Corell! Er holt Verbandszeug! Nicht schießen, liebe Leute! Macht die Äuglein zu, guckt weg … der schöne Alexander ist auf Tour! Sie Spinner!«
    »Ich habe deutlich das Rote Kreuz auf dem Kühler.«
    »Und wenn Sie sich als Rotes Kreuz anstreichen … dieser Scheißkrieg hier ist ein Vernichtungskrieg. Hier geht es nicht mehr um Symbole, sondern um das Töten der verhaßten Deutschen. Und Sie sind ein Deutscher, Corell …«
    »Ich bin aber auch Arzt.«
    »Erst in zweiter Linie. Müssen wir uns gegenseitig erzählen, was Partisanenkampf ist? Liegen wir nicht seit Monaten mitten drin? Corell … nehmen Sie wenigstens drei Mann mit.«
    »Dann werden wir

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