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Ein Sommer mit Danica

Ein Sommer mit Danica

Titel: Ein Sommer mit Danica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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werden unsere Freunde vor Neid bleich werden! Ein richtiger Toter in der Arena von Pula! Junge, geh aus dem Bild, du stehst vor der Linse! Wie heißt der Arzt? Dr. Corell? Aus Frankfurt? Vergiftet sich hier, das Rindvieh! Hat der in Frankfurt keinen Platz gefunden? Was gibt das jetzt wieder für eine Schreiberei! Polizei, Obduktion, Deutsche Botschaft in Belgrad. Hat der Verstorbene Hinterbliebene, die auf seine Leiche Anspruch erheben? Wer bezahlt das alles? Nein, keine Hinterbliebenen. Nur Schulden in Deutschland. Immer diese Schwierigkeiten mit den Deutschen –
    »Was hast du?« fragte Danica. Sie tippte Corell gegen die Brust. Sie stand vor ihm, umweht von ihren schwarzen langen Haaren. In den braungrünen Augen, ganz weit im Hintergrund, versteckte sie ihre Angst.
    »Ich liebe dich, Danica –«, sagte Corell, aber es klang müde. »Doch ich rate dir: Lauf vor dieser Liebe weg –«
    *
    Sie stellten den Wagen auf dem Parkplatz vor der Arena ab, faßten sich an den Händen und starrten hinauf zu den offenen Bögen, den Säulen aus mächtigen, breiten Steinquadern, den Rundgängen und Rängen. Nachdem das Christentum sich durchgesetzt und die Völkerwanderung den Zusammenbruch des Weströmischen Reiches herbeigeführt hatte, war es nicht die Zeit, die diesen grandiosen Bau zerstörte, waren es nicht Regen, Sonne, Wind, der Salzatem des Meeres, Erdbeben, Erosionen oder die Trägheit der Jahrhunderte, sondern allein nur der Mensch. Aus der Arena von Pula wurde ein großer Steinbruch, sie wurde ausgeweidet wie ein Riesenwild, um mit ihren Steinen an anderen Stellen Villen zu bauen, Staatshäuser, Stützmauern für Straßen, bis 1583 der venezianische Senator Gabriele Emo diese Zerstückelung verbot. Man ehrte ihn mit einer Gedenktafel an der Arena.
    »Wo bist du damals hineingegangen?« fragte Danica.
    Corell zuckte zusammen.
    »Es gibt verschiedene Eingänge. Ich weiß es nicht mehr. Ich bin damals durch die Ruine geklettert wie durch einen Berg. Es machte uns Spaß, an den brüchigen, bröckelnden Wänden hochzuklettern und irgendwo dort oben, wo die Mauern gegen den Himmel stoßen, in die Arena hinabzuwinken. Angst kannten wir jungen Kerle nicht, und Verbote gab es für uns nicht … wir waren ja die Sieger in diesem Land.«
    »Dann gehen wir jetzt mit den anderen durch den Haupteingang hinein.« Sie zog Corell an der Hand weiter und rannte mit ihm über den Parkplatz. »Findest du die Stelle auch bestimmt wieder?« rief sie dabei.
    »Ich werde sie suchen müssen.«
    Vor der Arena waren Reklametafeln aufgestellt, große Holzflächen mit bunten Plakaten. Portoroz warb da mit seiner Skyline von modernen Hotels und Bädern, das verträumte Hafenbild von Piran klebte da, die Basilika Euphrasiana von Porec, Segelschiffe am Kai von Rovinj, Fahrpläne von Liniendampfern nach Triest und Venedig, Rijeka und Krk. Und ein Plakat hing inmitten der farbigen Bilder, weiß mit schwarzen Buchstaben, ein schlichtes Plakat in deutsch, französisch, englisch, italienisch und slowenisch: »Morgen spielt in der Arena von Pula die Pianistin Clara Soffkov Werke von Chopin, Liszt, Brahms und Beethoven. Beginn 20.30 Uhr. Eintritt Dinare 50, –«
    Dr. Corell blieb stehen und starrte das Plakat an. Sein plötzliches Halten riß auch Danica zurück, die weitergelaufen war.
    »Clara Soffkov …«, sagte Corell. Er suchte in der Erinnerung. »Soffkov … Clara Soffkov …«
    »Du kennst sie?« Danica schüttelte den Kopf. »Du kannst sie nicht kennen. Sie ist unsere beste Pianistin. Aber sie spielt nur hier bei uns und überall in der Welt, aber nie in Deutschland.«
    »Soffkov. Der Name ist irgendwie in mir verschüttet. Aber er ist da. Er ist mit mir in Berührung gekommen. Ich weiß nur nicht, wo ich suchen soll … Wie alt ist diese Clara Soffkov, hast du eine Ahnung?«
    »Man sagt, über achtzig Jahre.«
    »Dann war es im Krieg –«
    »Nein. Sie kam nach dem Krieg aus Amerika zurück …«
    »Aus Amerika …« Corell wischte sich mit beiden Händen über das schweißnasse Gesicht. Sie muß es sein, dachte er. Clara Soffkov, die jüdische Pianistin … damals hatte sie braunrote Haare, eng um den schmalen Kopf gelegt wie eine Kupferhaube, und sie trug ein Kleid, das an vielen Stellen zerrissen war, dicke handgestrickte Wollstrümpfe und derbe Bauernschuhe. Männerschuhe, mit Bindfäden verschnürt. Und über die zartgliedrigen, langen Hände hatte sie Fellhandschuhe gezogen. »Alles, was ich bin, sind diese Hände –« hatte sie

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