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Ein Sommer mit Danica

Ein Sommer mit Danica

Titel: Ein Sommer mit Danica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Weißwein aus Istrien, und schien fröhlichster Laune zu sein. Nur Stana hockte auf ihrem Stuhl, betrachtete die Männer, und in ihrem Blick lag die stumme Verachtung einer Frau, die Zeit ihres Lebens nie viel zu sagen gehabt hat, weil die Männer sich immer als die Auserwählten betrachteten. »Unser Duschan hat eine große Neuigkeit. Freundchen, wirf es auf den Tisch!«
    Robic schlug Dravic auf die Schulter. Der Milizkommandant von Piran blickte stolz um sich. »Es ist entschieden«, sagte er. »Dieser Dr. Corell wird über die Grenze abgeschoben. Noch ist es nicht amtlich, das dauert von Ljubljana bis zu uns ein paar Tage, ihr wißt, Genossen, all diese schriftlichen Formalitäten, aber ich weiß es vom Schwager meiner Schwester, der ist Beamter in der Fremdenbehörde. Die Akte liegt vor.«
    »Die Akte liegt vor! Wie gut das klingt!« rief der alte Robic. »Laßt uns trinken auf die Errettung meines Töchterchens Danica! Und du, Serge Dobroz, trotz deines idiotischen Schädels, du wirst sie zur Frau bekommen.«
    Man soll mit Versprechungen nicht um sich werfen wie Affen mit leeren Schalen, auch wenn man, wie Petar Robic, in weinseliger Stimmung ist und es einen in den Füßen juckt, vor Freude zu tanzen. So blickten denn auch Dr. Vicivic und selbst Serge Dobroz nachdenklich den Alten an, und sie atmeten innerlich auf, als Stana, die einzige Ernste in diesem fröhlichen Kreis, ruhig sagte:
    »Petar, alter Esel, sauf nicht so viel! Noch ist Sascha hier, noch gibt es Gesetze, gegen die man Einspruch erheben kann. Und daß Danica ihn liebt, daran denkst du gar nicht, was? Väter von Töchtern scheinen von Natur aus verrückt zu sein. Dr. Vicivic, was sagen Sie dazu?«
    »Sie sind zumindest ein psychologischer Ausnahmefall von dem Augenblick an, wo sich die Töchter in einen anderen Mann verlieben als in den eigenen Vater. Duschan –«
    »Hier!« Der Milizionär saß stramm, als habe ihn sein Vorgesetzter angebrüllt. Er hielt das Weinglas hoch, und Robic faßte das als Aufforderung auf und goß schnell nach. Wenn die eigene Frau so quellrein nüchtern ist wie Stana, ist eine Gesellschaft von besoffenen Freunden immer eine kleine Mauer, hinter die man sich ducken kann. »Zu Diensten, Herr Doktor.«
    »Warum weist man Dr. Corell aus? Mit welcher Begründung? Weil ihn die Bora von der Straße geblasen hat? Weil er den Unfall überlebt hat? Ich habe immer geglaubt, unser sozialistischer Staat ist auch ein Garant des Rechtes.«
    »Jetzt fängt er mit Politik an!« schrie Robic und verdrehte die Augen. »Aufhören, Leute, aufhören! Wenn die Sache politisch wird, schlagen wir uns die Schädel ein. Sag es dem Doktor, Duschan. Nun, sag es ihm! Warum weisen wir das deutsche Doktorchen aus? Meinetwegen …«
    »Deinetwegen?« Stana beugte sich über den Tisch. Es war das erste, was sie in dieser Richtung hörte. »Was hast du Holzkopf damit zu tun?«
    »War ich Soldat und Partisan?« fragte Robic stolz. »Das weiß jeder.« Dravic trank sein Glas leer und bediente sich mit der Flasche. Es kam selten vor, daß man bei Robic umsonst saufen konnte, nur an den Geburtstagen und am ›Tage der Befreiung‹. Sonst sagte er immer: »Ich bin ein armer konzessionierter Andenkenhändler, Genossen. Das Geschäft geht schlecht. An mir verdient die Gemeinschaft wenig, wie soll ich da selbst mit Blümchen hinterm Ohr herumgehen?«
    Dravic stellte die Flasche auf den Tisch zurück. Stana nahm sie weg und brachte sie neben sich auf dem Boden in Sicherheit. Seufzend umfaßte Dravic sein Glas. Warum hat Gott die Weiber auch noch mit einem Gehirn ausgestattet, dachte er. Ihr Körper allein hätte genügt, der ist wichtig, so etwas braucht ein Mann, aber denken sollten sie nicht gelernt haben.
    »Jawohl, jeder weiß es!« schrie Petar. »Und der Bezirkssekretär in Ljubljana, der Genosse Lobrovic, war mit mir in der III. Kompanie. Wir haben zwei Jahre zusammen gehungert, haben uns gegenseitig die Wunden verbunden, haben uns die Fußsohlen blutig gelaufen. Wir waren wie Brüder, immer zusammen wie im Mutterschoß. Das vergißt man nicht. Und diesem Lobrovic habe ich einen Brief geschickt. ›Mein Freund‹, habe ich geschrieben – ›hilf einem gequälten Vater. Meine Tochter Danica will einen Deutschen heiraten und sogar ihr Land verlassen wegen ihm. Was kann man tun? Sieh in den Akten nach in Köper und Ljubljana … er ist der Mensch, den die Bora ins Gebüsch geblasen hat. Kann man ihn jetzt nicht über die Grenze blasen!‹ – Und was tut

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