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Ein Sommer mit Danica

Ein Sommer mit Danica

Titel: Ein Sommer mit Danica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nicht so wild wie früher, als er noch saufen mußte, um sie halbwegs ruhig halten zu können, aber doch deutlich … dieses leichte, von innen heraufströmende Zittern, dieses Vibrieren der Finger, ein Flattern der Nerven, die er nicht mehr voll unter Kontrolle hatte. Dieses verdammte lautlose Sprechen seines Körpers: Kerl, du bist am Ende. Du kannst kein Skalpell mehr halten. Du kannst keine Kocherklemme mehr setzen, keine Gefäßnaht mehr ziehen, keine Pinzette mehr halten, keine Sonde mehr einstechen, keinen geraden Schnitt mehr machen.
    »Ich kann es!« sagte Dr. Corell laut und ließ die Hände an den Körper fallen. »Verflucht, ich kann es! Ich werde freihändig einen Schnitt ziehen wie mit einem Lineal! Ich werde es euch beweisen … euch allen da draußen!«
    Er ging zum Fenster, stieß es auf und beugte sich vor in den kleinen Innenhof. Von unten, vom Wohnzimmer, hörte er erregte Stimmen. Auch da mußte ein Fenster offenstehen. Peters donnernder Baß und Danicas erschreckend harte Stimme vermischten sich, dazwischen schien Stana etwas zu rufen, Glas klirrte, dann dumpfe Schläge, als wenn Robic mit den Fäusten auf dem Tisch Pauke spielte, und schließlich vereinigte sich alles zu einem Lärm, in dem man keine einzelnen Töne mehr unterscheiden konnte.
    Corell rannte durchs Zimmer, riß die Tür auf und jagte die steile Treppe hinunter. Vor der Wohnzimmertür blieb er stehen, das gemeinsame Geschrei der Robics verstand er nicht, sie brüllten sich in ihrem Dialekt an, aber dann dröhnte Petar plötzlich auf deutsch:
    »Jawohl, das sage ich ihm. So wie jetzt: Sascha, werde ich sagen, die Behörden weisen dich aus! Danica habe ich wegbringen lassen, es ist besser für uns alle. Zwei Welten sind wir, und man soll einen halben Apfel nicht mit einer halben Birne zusammenpappen. Das Leben ist kein Kompott. Und er wird mich verstehen, der kluge Doktor, verdammt nochmal!« Dann brüllte er wieder in der Landessprache, Danica schien einen Stuhl zu zerschlagen, denn Holz splitterte gegen die Wand, Stana begann laut zu weinen, und der alte Robic mußte in Deckung gegangen sein vor seiner rasenden Tochter, denn als er jetzt weiterschrie, klang es sehr gedämpft, wie hinter der schützenden Tischplatte hervor.
    Langsam stieg Dr. Corell die Treppe wieder hinauf. Eine Ausweisung durch die Behörden! Es war ihm ein Rätsel, was für einen Grund sie anführen konnten, außerdem gab es einen deutschen Konsul, bei dem man sich beschweren konnte … aber hatte das alles einen Sinn? Irgendein Beamter setzte eine Unterschrift unter ein Schriftstück, und man jagte ihn aus dem Land wie einen Hund, der sich verirrt hat und den niemand haben will. Petar Robic wußte davon, und andere wußten es auch schon, vielleicht kam bereits morgen die Miliz, sehr freundlich, sehr höflich, an der Spitze Duschan Dravic, und lud ihn ein zu einer Autofahrt an die Grenze. Zu einer Fahrt ohne Wiederkehr, denn die Türen Jugoslawiens würden hinter ihm für immer verschlossen bleiben.
    Während unten im Haus das Toben der Familie Robic weiterging, packte Corell seine wenigen Sachen ein. Er hatte einen neuen Koffer gekauft, aber er wurde nur halb voll, und diese Trostlosigkeit des fast leeren Koffers entsprach der Leere in Dr. Corell.
    Später saß er auf dem Bett, wartete, bis unten alles ruhig wurde, wartete noch eine Stunde und verließ dann auf Strümpfen das Haus. Auf der Straße, gegen die Hauswand gelehnt, zog er seine Schuhe an, blickte noch einmal zurück und ging dann schnell davon.
    Zum erstenmal in seinem Leben stahl er … er stieg auf ein Fahrrad, das neben einem Schaufenster lehnte, stellte den Koffer zwischen sich und die Lenkstange, was eine gute Balance verlangte, und trat dann in die Pedale. Es war ein gutes, teures Rad mit Gangschaltung, ein Produkt aus der DDR, sicherlich einen ganzen jugoslawischen Monatslohn wert, – aber mit ihm überwand er ziemlich mühelos die Steigungen der Straße und erreichte im Morgengrauen Köper. Mit dem ersten Bus fuhr er nach Ljubljana. Das gestohlene Rad stellte er neben der Wartehalle des Omnibusbahnhofes an die Wand und schrieb auf einem Zettel, den er zwischen die Handbremse klemmte: »Dieses Rad gehört einem Mann in Piran. Entschuldigt, aber ich mußte es nehmen. Ich wollte es nicht stehlen – es war einfach nötig, es zu nehmen.«
    In Ljubljana kam er gerade zurecht, den D-Zug nach München-Frankfurt-Köln zu erwischen. Er kaufte die Fahrkarte, flüchtete in den Waggon und klemmte sich

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