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Ein Sommer mit Danica

Ein Sommer mit Danica

Titel: Ein Sommer mit Danica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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des Erwachens fehlte ihm jegliche Erinnerung an die Nacht. Es war wie früher, wenn er nach einer rauschenden Sauftour sich irgendwo hatte hinfallen lassen und am nächsten Morgen erst große Anstrengungen unternahm, sich zu erinnern, ehe er sich überhaupt bewegen konnte. Meistens lag er dann noch eine halbe Stunde herum, genoß das Gefühl, wieder Durst zu haben und schwankte dann immer zum Eisschrank, wo er nichts zu essen aufbewahrte, aber dafür eine Galerie von hochprozentigem Gesöff. Heute fehlte dieses herrliche Durstgefühl. Er wagte nicht, aufzustehen, aus Angst, sofort wieder umzufallen.
    Die Nacht. Diese verrückte Nacht! Der Aufmarsch des ›Lord‹ mit seiner Leibwache, die Zerstörung des alten Dr. Corell und Danicas Erscheinen wie ein Engel, der vom Himmel fiel. Die Erinnerung baute langsam das Bild zusammen: Er hatte geweint, völlig am Ende seiner Kräfte, und Danica hatte ihn geküßt, das zerschlagene Gesicht gekühlt, sie hatte sogar noch medizinischen Alkohol und eine vom ›Lord‹ übersehene Flasche Jodtinktur gefunden und reinigte und desinfizierte damit seine vielen Wunden, jeden Handgriff mit Küssen begleitend und auf ihn einredend wie auf einen kleinen, gestürzten Jungen.
    »Ich bin bei dir, Sascha …«, hatte sie gesagt. »Ich bleibe bei dir … immer … immer … Sitz ganz ruhig. Tut es weh …? Nur noch ein paar Tupfer, Sascha … gleich ist es vorbei … Laß die Augen zu, Liebster, bewege dich nicht … komm, nimm meine Hand …« Und sie hatte ihn irgendwohin geführt … er glaubte, ins Wohnzimmer … hatte ihm geholfen, sich hinzulegen, und als er lag, war die große Schwäche über ihn gekommen, der ganze Jammer seines Lebens, die Erkenntnis, wie gründlich er in der Gosse lag, so erbärmlich wie es selbst der herrenloseste Hund nicht sein kann.
    Später lag Danica neben ihm. Sie hatte sich ausgezogen, schmiegte sich unter der zerschnittenen Daunendecke an ihn, führte seine Hand zu ihrer nackten Brust und sagte: »Halt sie fest. Spür, daß ich bei dir bin. Sascha, mein Liebling, halte dich an mir fest … Ich werde immer bei dir sein …«
    Er hatte ihre Brust gestreichelt, ihren Leib, ihre Schenkel, und es war ein ganz anderes Gefühl als sonst, wenn er mit einer Frau zusammen war: Es war eine Seligkeit des Geborgenseins, der Heimat, ein Meer von Glück, in dem man baden konnte. So war er eingeschlafen, ihre Brust unter seiner Hand, das zerschlagene Gesicht an ihre Schulter gedrückt … aber bevor er völlig wegglitt und von seinen Schmerzen erlöst wurde, dachte er noch: Sie kann nicht bleiben. Mein Gott, der ›Lord‹ wird wiederkommen, ich kenne diese Bande, er wird solange wiederkommen, bis er mich weichgeklopft hat oder ich mich irgendwo verkrochen habe. In diesen Kreisen kennt man kein Ausbrechen, auch Ratten haben eine Gesellschaftsordnung, und wenn man im Dunkeln lebt, ist es ein Verbrechen, das Licht in die Winkel zu tragen. Sie werden auch vor Danica nicht zurückscheuen, sie werden sie behandeln wie ein Stück Dreck. Sie muß weg von hier, gleich am nächsten Morgen, sie ahnt ja gar nicht, wohin sie gekommen ist. Welch ein Paradies ist Piran! Man muß Petar Robic telegrafieren: Komm sofort! Hol deine Tochter ab! Mit diesem Gedanken schlief er ein, den Duft ihres Körpers einatmend, sich festklammernd an ihrer Fraulichkeit. Jetzt lag er da auf dem Fußboden, lauschte auf ihre Schritte und merkte, wie sie vor ihm stehenblieb und auf ihn herabsah.
    »Ich bin wach, Danica –«, sagte er.
    »Ich weiß es, Sascha.« Sie kniete sich neben ihn, küßte seine geschwollenen Lippen und streichelte über sein mißhandeltes Gesicht. Es war mit braunen Jodflecken übersät, unter denen sich die aufgeplatzte Haut mit einer Blutkruste geschlossen hatte. Über dem linken Backenknochen und am rechten Jochbein bildeten sich zwei große, blaue Hämatome. »Der Kaffee ist gleich fertig …«
    »Gibt es hier überhaupt noch etwas zu kochen?« fragte Corell bitter.
    »Sie haben ein paar Töpfe zerbeult, aber man kann in ihnen noch kochen. Als ich ganz klein war, haben wir in den Bergen Tee in Tonscheiben aufgegossen. Den Kaffee habe ich vorhin geholt … gleich um die Ecke ist ein Geschäft.«
    »Der Selbstbedienungsladen von Runckes.« Er hielt ihre Hand fest und küßte sie. »Wie sieht die Wohnung aus?«
    »Sie haben nichts ganz gelassen …«
    »Die Praxisräume?«
    »Du sollst ganz ruhig bleiben, Sascha …«
    Er nickte. Die Antwort war klar. Und er begann zu rechnen: Eine

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