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Ein Sommer mit Danica

Ein Sommer mit Danica

Titel: Ein Sommer mit Danica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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einer neugeborenen Katze! Stana … nicht eine Minute verschenke ich mehr! Ich hole Danica zurück! Ich verspreche dir: Ich bringe sie zurück! Zur Polizei! Duschan soll in Ljubljana anrufen, beim Flugplatz, wann die nächste Maschine nach Deutschland fliegt. Ha!« Er riß das Telegramm aus Stanas Händen, küßte es wieder und schwenkte es dann durch die Luft. »Danica, mein Töchterchen, warte, dein Vater kommt!«
    Sie rannten in verschiedenen Richtungen davon … Stana zur Polizei, um Duschan Dravic anzuflehen, Petar zu beruhigen, ihm das Fliegen auszureden, aber doch, zur Sicherheit, den Flugplatz von Ljubljana anzurufen … Petar Robic nach Hause, um seinen Koffer zu packen und ganz unten, zwischen der Wäsche, eingerollt in dicke Wollstrümpfe, etwas sehr Wichtiges zu verstecken.
    Er nahm seine alte Militärpistole mit nach Frankfurt. Die riesige, schwere sowjetische Tokarev, die Löcher riß so groß wie eine Faust.
    Einem Vater wie Petar Robic macht man nicht die Tochter unglücklich …

27
    Wer gegen erdrückende Vorurteile kämpfen muß, gegen Antipathien, Mißtrauen und offene Ablehnung, rennt stündlich sechzigmal gegen eine Wand aus Stahl. Dr. Corell merkte es ganz deutlich, nachdem er seinen Rundgang durch die Behörden, ohne die ein Mensch nun einmal nicht mehr leben kann in einem ordentlichen Staat, zähneknirschend, aber mit Haltung und einer verzweifelten Würde hinter sich hatte.
    Die kassenärztliche Vereinigung war zu ihm kühl wie ein Gefrierschrank. Sie nahm zur Kenntnis, daß er in der Satellitenstadt eine Neubaupraxis aufmachen würde. Man konnte ihn nicht daran hindern … ein Disziplinarverfahren war nicht anhängig. Auch konnte man Dr. Corell nicht wegen übertriebener Rezepturen und von den Kassen nicht tragbarer Nebenkosten belangen: von der Ärztekammer lag nur ein Bericht über große Mengen verschriebener Narkotika vor, aber auch das hatte sich in den letzten Wochen so verringert, daß man Dr. Corell hier nicht mehr aufhängen konnte. Es blieb nur die Floskel übrig: »Viel Glück in der neuen Praxis, Herr Kollege –«, und der geheime Plan, einen jungen, dynamischen Arzt zu finden, der gleichfalls in dem Neubau-Vorort eine Allgemeinpraxis aufmachte. Diesem wollte man alle Starthilfe geben, die modernste Einrichtung auf langfristige Kredite, eine Jahresgarantie von 100.000, – DM im ersten Jahr, kurzum: Ein Kampfarzt gegen Dr. Corell.
    Das Gesundheitsamt benahm sich pflaumenweich. Dort kannte man genau Corells Verbindung zur Unterwelt, seine Bemühungen, die nicht in der Sittenkartei erfaßten ›freiberuflichen‹ Huren sauber zu halten, zwar eine lobenswerte Aufgabe und eine wertvolle Hilfe zur Erhaltung der Volksgesundheit, doch behördlich gesehen aber eine illegale Tätigkeit, die man nicht verbieten konnte, denn es steht jedem frei, sich seinen Arzt selbst zu suchen. Daß solche ärztliche Initiative von den beamteten Kollegen naserümpfend angesehen wurde, versteht sich von selbst.
    Auch hier erreichte Dr. Corell nur ein paar müde Händedrücke und ein vages Lächeln, als er sagte: »Ich gebe meine Stadtpraxis auf. Meine große Patientenzahl wird jetzt zu anderen Kollegen abwandern oder ohne ärztliche Hilfe sein. Es tut mir leid, aber ich werde damit der Gesundheitsbehörde Mehrarbeit aufbürden.«
    »Wir schaffen das schon«, antwortete der Amtsarzt Dr. Schiengl. »Früher oder später werden wir Ihre Patienten –«, er kaute das Wort Patienten durch die Zähne wie zähen Gummi – »doch aufgreifen und registrieren. Zur Übergabe einer Liste bestimmter – Personen sind Sie nicht bereit?«
    Dr. Corell sah Dr. Schiengl groß an. Er hatte alles erwartet, aber das nicht.
    »Haben Sie das wirklich im Ernst gesagt?« fragte er zurück.
    Dr. Schiengl winkte ab.
    »Ich weiß, ich weiß. Schweigepflicht, Patientenschutz … leider gibt es da keine Begrenzungen …«
    »Eine Hure auf meinem gynäkologischen Stuhl ist nicht anders gebaut als die Gattin eines Landtagsabgeordneten –«, sagte Dr. Corell. »Oder sehen Sie da anatomische Unterschiede?«
    Es war wieder eine dieser Antworten, die Corell unbeliebt machten. So etwas denkt man, aber spricht es nicht aus. Dr. Schiengl beendete die Unterredung, indem er auf eine Sitzung, die in paar Minuten beginnen sollte, hinwies, und war froh, als Corell gegangen war.
    »Ein Flegel!« sagte er laut und suchte nach einer Zigarre in der Schreibtischschublade. »Aber was darf heute nicht alles herumlaufen! Rechtsanwälte, die

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