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Ein Sommer und ein Tag

Ein Sommer und ein Tag

Titel: Ein Sommer und ein Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Winn Scotch
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mich erschrocken an, als wollte er sagen: Das gehört aber nicht zu meinem Plan. Ich schieße einen Blick zurück: Doch! Ich will meine Antworten bekommen. Du hast dich darauf eingelassen. «Was ist mit dem ganzen Müll, mit dem du mich vollgesülzt hast? Dass ich meinem Mann seinen Seitensprung verzeihen soll, dass man den Weg zur Heilung in sich selbst suchen muss, bla, bla, bla, alles nur heiße Luft!»
    Jamie gibt dem Kameramann das Zeichen aufzuhören, doch dann überlegt er es sich offenbar anders und lässt den Finger kreisen: weiterdrehen! Tief in unserem Inneren wissen wir alle, wer wir wirklich sind. Er ist der Nachrichtenmann auf der Jagd nach seiner Sensation.
    Ich gebe dem Kameramann das Zeichen aufzuhören, natürlich, ohne das richtige zu kennen, und es kommt so rüber, als wollte ich mir die Kehle aufschlitzen, oder vielmehr meiner Mutter. Egal, der Kameramann reagiert jedenfalls nicht, und das Band läuft weiter, während es in meiner Mutter anfängt zu brodeln. Stopp! Das ist nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Wir haben beide bekommen, was wir wollten. Und jetzt Schluss! Wieder fahre ich mir mit der Handkante über die Kehle, gleichzeitig lässt Jamie den Finger kreisen. Weiterdrehen!
    Aber für meine Mutter ist natürlich nicht Schluss. Einmal losgelassen, kann sie gar nicht mehr anders, selbst wenn sie wollte. Die Emotionen, die sich jetzt ihren Weg bahnen, lassen sich nicht mehr aufhalten.
    «Nell! Ich habe doch nichts falsch gemacht!» Sie breitet die Arme aus. «Ich habe deinem Vater vergeben, und falls er jetzt irgendwo da draußen zusieht, Francis, Liebster, bitte komm zurück und hilf deiner Tochter!» Sie wendet sich direkt an die Kamera, wie die Heldin der schlimmsten aller Seifenopern, dabei spricht sie immer noch mit mir. «Alles, was ich dir über Verzeihen und Heilung und deine Ehe gesagt habe, kam aus tiefstem Herzen. Ich selbst habe Jahre daran gearbeitet, um so weit zu kommen. Ich wünschte, du könntest es auch!»
    Ich starre sie an, und dann sehe ich, dass sie endlich aufgehört hat zu weinen. Die Tränen sind versiegt. Ist sie deswegen glaubwürdiger oder ganz das Gegenteil? Ich beiße mir auf die Unterlippe und denke nach. Dann wird mir noch etwas klar: Sie ist jahrelang vor sich selbst davongelaufen, hat sämtliche Yogaretreats dieser Erde absolviert und ist doch immer nur im Kreis gerannt. Meine Mutter ist direkt zu dem Punkt zurückgerannt, an dem sie war, als mein Vater uns verließ, immer noch randvoll mit dem scheinheiligen Blödsinn, der sie wahrscheinlich erst dazu gebracht hat, den Kreislauf zu beginnen.
    «Du kapierst es nicht, Mom!», sage ich schließlich, und der bescheuerte Kameramann macht einen Schwenk auf mich. «Du bist wie der Hamster in seinem Rad. Rennst und rennst und rennst. Und glaubst tatsächlich, du wärst irgendwo angekommen. Aber genau das ist ja die Illusion bei diesem Experiment. Ganz egal, was du glaubst, es hat sich nichts geändert.»
    Ha , denke ich triumphierend. Da ist er endlich, der Beweis für meine Theorie: Menschen ändern sich nicht . Aber dann dämmert mir, dass dies niemals ein Triumph sein kann. Sondern nur eine steinerne Mauer. Und an der führt kein Weg vorbei, sosehr ich mich auch bemühe.

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«Let the River Run»
Carly Simon
    ***
    U m seinem Schwur Genüge zu tun, künftig einen wertvollen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten und ernsthaft seine zweite Chance zu nutzen, seinem Leben einen Sinn zu geben, hat Anderson für denselben Abend zugesagt, auf einer Benefiz-Veranstaltung des amerikanischen Tierschutzvereins aufzutreten.
    «Du hast doch nicht mal einen Hund.» Wir sitzen in der Limousine, auf dem Weg zum Veranstaltungsort. Neben dem Versprechen, fortan als Wohltäter aufzutreten, bleibt er auch dem Versprechen treu, seine Lust auf Supermodels und intellektuell unterbelichtete Schauspielerinnen zu zügeln, und weil Peter immer noch auf seiner Klausurtagung in den Berkshires ist, bin ich an diesem Abend die Frau an seiner Seite. Ich trage ein für mich ganz und gar untypisches, dafür aber ganz und gar fabelhaftes, auberginefarbenes, kurzes Cocktailkleid, das ich mir gekauft habe, als ich noch dachte, dass Menschen sich ändern könnten. Ich habe meine Haare vorbildlich geföhnt, mir bei der Maskenbildnerin am Set von American Profiles einen neuen Lippenstift besorgt und mich, wie Anderson bemerkte, als er mich bei mir zu Hause in der Lobby abholte, hübsch zurechtgemacht. «Die werden bald

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