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Ein Sommer unwahrscheinlichen Gluecks

Ein Sommer unwahrscheinlichen Gluecks

Titel: Ein Sommer unwahrscheinlichen Gluecks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Mundson
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was ein deprimierter 40-jähriger Mann denkt, wenn seine Karriere im Eimer ist und er bis zum Hals in Schulden steckt. Wenn dieser Mann glaubt, seine Frau nicht mehr zu lieben. Wenn es doch eigentlich … darum geht, dass er sich selbst nicht liebt.
    Ich weiß, was er mir sagen würde. Er würde sagen: »Du brauchst deinen Schlaf. Geh ins Bett. Morgen ist ein neuer Tag.«

Das italienische Heilmittel
    6 Uhr. Nächster Tag.

    Kann nicht schlafen. Wieder in meinem Arbeitszimmer. Dampfender Becher Tee neben mir. Muss schreiben.
    Es ist, als ob man jemand zur Rede stellen möchte und geraten bekommt, zuerst den »bösen Brief« zu schreiben. Den soll man anschließend wegwerfen und einen neuen schreiben. Dieses Buch ist der »böse Brief«. Obwohl ich mir gar nicht sicher bin, ob es so böse ist. Ich muss darin einfach nur ehrlich sein, wenn es mir etwas nützen soll. Oder Ihnen. Ich wünschte, Sie könnten heute Morgen auf einen Tee vorbeikommen und mit mir auf meiner überdachten Veranda sitzen. An Sommermorgen ist es dort sonnig. Wir könnten über verwirklichte Träume reden. Wir könnten über Italien sprechen.
    Ich finde es faszinierend, wie sich dieses Muster zu wiederholen scheint: Gerade wenn man sich stark und glücklich fühlt und beschlossen hat, sich endlich selbst zu verwirklichen, dann geschieht ein Unglück. (Seien Sie also bloß vorsichtig, wenn sie die Spielregeln ändern. Vielleicht will die Welt Sie gar nicht so glücklich sehen.)

    Anders ausgedrückt: Ich glaube, dass die Unzufriedenheit meines Mannes in direktem Zusammenhang mit der Tatsache steht, dass ich mir gerade einen einundzwanzig Jahre alten Traum verwirklicht habe. Diesen habe ich aus eigenen Mitteln bezahlt, ihm auch angeboten, mitzukommen, was er ablehnte. Immerhin gab er mir seinen Segen, es allein zu machen, was ich dann auch tat. Nach einundzwanzig Jahren voller Sehnsucht reiste ich erneut nach Italien – an den Ort, an dem ich schon ein Jahr meines Lebens verbracht und erstmals wirklich zu mir selbst gefunden hatte.
    Jahrelang hatte ich mir Italien jeden Tag, jede Woche aufs Neue ausgeredet. Mein halbes Leben lang. Jetzt nicht. Die Kinder sind noch zu klein. Wir sind zu knapp bei Kasse. Der Dollar steht so schlecht. Trotzdem blieb es einer meiner größten Wünsche, noch einmal an diesen Ort und zu diesen Menschen zurückzukehren, die mein Leben so verändert hatten.
    Wir alle hegen doch solche absichtlich unerfüllten Träume. Hier können Sie Ihren hineinschreiben _________________. Vielleicht wollen Sie Ihr ganzes Leben lang schon Klavierspielen lernen. Und Sie besitzen sogar ein Klavier. Und es scheint Sie aus dem Wohnzimmer anzustarren und zu singen: Du kannst mich nicht spielen … du kannst mich nicht spielen … deine Tochter kann’s … aber du kannst es nicht … du hast deine liebe Großmutter enttäuscht . Sie haben sich an diese spottende Stimme gewöhnt, auch wenn Sie sie im Stillen verfluchen, aber aus irgendeinem Grund ertragen Sie sie.
    Für mich war Italien zum Symbol der nahen und dennoch unerreichbaren Glückseligkeit geworden. Wenn Sie so wollen: eine Übung in selbst auferlegter Entbehrung.
    Ich selbst sah das zunächst natürlich nicht so. Denn es gibt ja Zeiten, in denen wir unser Möglichstes tun, um uns die
Karotten vor die Nase zu halten, sie aber bloß nicht in unseren Mund zu lassen.
    Doch mit Hilfe einer guten Therapeutin begann ich zu erkennen, dass ich mich offenbar zum Leiden entschlossen hatte, was sich auch durchaus umsetzen ließ, denn ich fühlte mich hundeelend. Ich tat mir selber leid und fühlte mich als Opfer von Kräften, auf die ich keinerlei Einfluss hatte. Mit anderen Worten, ich brauchte keine Verantwortung für mein Glück zu übernehmen. Denn Glück war in meinen Augen ein Gebilde, das der Wind herbeiwehen würde, wenn ich es denn verdient hätte. Und zu mir geblasen würde es von den Lungen der Verlagswelt. Das war ja etwas, das ich nicht herbeiwinken konnte. Nichts, wofür ich mich entscheiden konnte. Und angesichts der beruflichen Situation meines Mannes stand es wohl außer Frage, dass ich nicht so schamlos egoistisch sein durfte, mir Italien zu gönnen. Vielleicht klappte es mit unserer alljährlichen Reise an einen wärmeren Ort in den Frühlingsferien. Oder mit einem weiteren preiswerten Pferd. Einem neuen Paar Reitstiefel. Aber sicher nicht mit dem ultimativen Vergnügen. Nicht mit Florenz und der einheimischen Familie, die mich wie eine der ihren aufnehmen und mit Zuneigung

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