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Ein Sommer unwahrscheinlichen Gluecks

Ein Sommer unwahrscheinlichen Gluecks

Titel: Ein Sommer unwahrscheinlichen Gluecks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Mundson
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nur so überschütten würde.
    Selbst wenn man bedachte, dass ich gerade erst meinen Vater verloren hatte und die bisher größte Niederlage meiner Karriere hatte hinnehmen müssen – vier Monate lang hatte ich eines meiner Bücher für die Lektorin eines bedeutenden Verlags um ein Drittel gekürzt, nur um letztlich doch abgelehnt zu werden, weil ich eben nicht berühmt war. Ich war nur eine Hinterwäldlerin aus Montana, die sich selbst, ihren Mann, ihre Kinder und ganz besonders ihren Vater enttäuscht hatte. Letzterer war erst kürzlich ohne seinen blauen Duesenberg gestorben.

    Eine Reise nach Italien, um meinen Seelenfrieden wiederherzustellen? Nein. Lieber hier im Kummer versauern, wo ich immerhin klares Wasser und frische Luft hatte. Aber ich hielt den Zustand nicht allzu lange aus. Ich bin einfach nicht so gut darin, mich elend zu fühlen.
    Nach Monaten der Therapie – bei der ich systematisch alle Fälle durchgegangen war, in denen ich mich im Laufe der Jahre fürs Leiden entschieden hatte – brachte ich eines Tages eher zufällig Italien zur Sprache. »Ich habe dort vor einundzwanzig Jahren gelebt. In Florenz. Es war mein Junior Year am College. Und ich habe es geliebt. Dort habe ich mich zum ersten Mal absolut glücklich gefühlt. Befreit, ich selbst zu sein. Das einzige Mal in meinem bisherigen Leben. Seither bin ich nicht mehr dorthin zurückgekehrt. Und ich vermisse es permanent.« Plötzlich brach ich in Tränen aus. »Tut mir leid. Ich kann nicht glauben, dass ich jetzt heule. Ich klinge doch wie ein verzogenes Kind.«
    Therapeuten wissen mit solchen Kommentaren umzugehen und nehmen plötzliche Tränenausbrüche ernst. Meine Therapeutin riss die Augen auf und sagte sichtlich verärgert: »Tun Sie das nie, nie wieder.«
    »Ich weiß schon, ich sollte mich nicht selbst schlechtmachen, aber …«
    »Nein. Ich meine, enthalten Sie sich selbst nie, nie wieder Italien vor. Und das ist mein voller Ernst.«
    So absurd und gekünstelt das auch klingen mag, sie sah mich an, als hätte ich gerade ein Grab geschändet. Als hätte ich eine alte Dame bestohlen oder einem Blinden ein Bein gestellt. »Tun Sie das nie, nie wieder.« Was sie damit sagen wollte, war: Verbringen Sie nicht noch einmal Ihr halbes Leben damit, sich etwas vorzuenthalten, dass Sie so von Herzen lieben. Welcher Idiot würde so etwas schon tun?

    Einer, der sich schon an seine tägliche Dosis Selbsthass gewöhnt hat. An Leiden. An Scham. (Agatha Christies zwanzig Absagen sind aus meiner Sicht ein netter verdammter Spaziergang im Park.)
    Doch plötzlich, in diesem Behandlungsraum, spürte ich im Nu das Ende des Leids – so nah. Und auf einmal wusste ich, dass meine Rückkehr nach Italien den Ball ins Rollen bringen würde.

    Lassen Sie uns die Zeit noch einmal ein Stück zurückdrehen.
    Wie Sie inzwischen bereits wissen, habe ich ja nicht immer in Montana gelebt. Ich war nicht von Anfang an Naturliebhaberin mit einem Faible für Pferde, Berge, Flüsse, Seen … große Weiten. Nur zur Erinnerung: Mein Leben fing äußerst adrett an. Im Abschlussjahrbuch meines Internats wurde mir prophezeit, ich würde eines Tages Abteilungsleiterin bei Laura Ashley in Greenwich, Connecticut. Das sagt eine Menge aus, oder nicht? Doch irgendwann als älterer Teenager weigerte ich mich, weiterhin Lilly Pulitzer zu tragen und ging in Second-Hand-Läden einkaufen, trug auffällige Hüte und klobige Schuhe. Ich schnitt mir die Haare kurz, wurde blass und ein bisschen zu dünn. Ich wollte sehen, was das Leben außer Studentenverbindungen und Country Clubs noch für mich bereithielt.
    Denn ich hatte langsam den Verdacht, dass es mir, Gott bewahre, bestimmt sei, irgendeine Art von Künstlerin zu werden. Und das bedeutete nicht, die Rolle der Marian in der nächsten Aufführung von The Music Man der örtlichen Theatergruppe. Ich wollte eher das, wovon Joni Mitchell sang. Mit anderen Worten: »Wreck my stockings in some jukebox dive«. Der einzige Ausweg, den ich sah, um dorthin zu gelangen, war das Auslandsstudium. Begierig ergriff ich diese Chance.

    Auf Anraten meiner Mutter beschloss ich, dass Italien der passende Ort für mich wäre. Nicht so brav wie Paris, so starr wie Wien oder so sauber und herausgeputzt wie Salzburg. Nein, ich wollte es schlampiger. Also ging ich für ein Jahr nach Florenz.
    Meine Interessen waren weniger akademischer Natur oder den berühmten florentinischen Lederprodukten geschuldet. Und ich suchte auch nicht explizit nach einem feurigen

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