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Ein Sommer unwahrscheinlichen Gluecks

Ein Sommer unwahrscheinlichen Gluecks

Titel: Ein Sommer unwahrscheinlichen Gluecks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Mundson
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eineinhalb Jahren jeden Mittwochmittag zur Therapie gehe. Bei einer 41-jährigen ist Psychotherapie kein unnötiger Luxus. Es ist vielmehr der perfekte Zeitpunkt dafür. Gerade wenn man seinen ganzen Mist so richtig dick hat. Gerade wenn man keine weitere Träne mehr über den verstorbenen Vater oder die misslungene Karriere oder was auch immer vergießen möchte.
    Folglich war ich auf die Unterredung mit meinem Mann perfekt vorbereitet. Ich wusste einfach, wie ich seine Spitzen, Ausreden und seine Wut rhetorisch parieren konnte. Ich erinnerte mich daran, wann ich atmen und die Tränen besser zurückhalten sollte, wie ich Angst und – was noch viel wichtiger war – Unsinn erkennen konnte. Ich hatte mir ein Mantra zurechtgelegt: Verfall bloß nicht darauf, ihn überreden zu wollen. Beschränk dich aufs Fragenstellen. Dein Auftrag lautet, die Fakten zusammenzutragen. Und versuch bitte, nicht zu heulen.
    Wir trafen uns in seinem Büro in der Stadt. Die Kinder waren mit einem Babysitter zu Hause. Ich trug ein Kleid, in dem ich ihn schon mal verführt hatte. Wir saßen uns auf der
Couch gegenüber. Ich hatte einen Ellbogen auf die Lehne gestützt. Lässig. Offen. Werde nicht weinen.
    Hier ein paar der echten Leckerbissen, die er mir präsentierte:
    »Ich weiß einfach nicht, ob ich noch genug für dich empfinde. Deine Schreiberei ist mir egal. Die Verwundungen aus deiner Kindheit sind mir egal. Ich mach mir auch nichts aus spirituellen Sachen, so wie du.«
    Sag jetzt nicht: Es wäre toll, wenn er die Energie, die er darauf verwendet, aufzuzählen, was er alles hasst, nutzen würde, um herauszufinden, wie er Verantwortung für seine eigene Zufriedenheit übernehmen kann, ohne dabei alles zu zerstören, was wir in den letzten zwanzig Jahren aufgebaut haben. Inklusive der glücklichen Kindheit unserer Sprösslinge.
    »Ich schaffe es einfach nicht mehr, daran zu arbeiten«, sagt er.
    Sag jetzt nicht: Arbeit? Was für eine »Arbeit«? Wann hat er denn »gearbeitet«? Oder ist zum Abendessen erscheinen und gelegentlich zu kochen, die Wäsche zu waschen oder den Abwasch zu machen vielleicht »Arbeit«? Den Weihnachtsbaum besorgen? Ist das Festessen zu Thanksgiving an der mit unserem Hochzeitsservice, dem Kristall und dem Silber meiner Großtante gedeckten Tafel … »Arbeit«? Ein Haus bauen, in dem unsere Kinder verstecken spielen können und unsere Tiere allesamt ein kuscheliges Plätzchen und sauberes, frisches Wasser haben … wo der Ofen den ganzen Winter hindurch warm ist und es in der Küche nach gutem Essen duftet … nennt man das vielleicht »Arbeit « ?
    Ich versuche, mich zu bremsen, aber es gelingt mir nicht, meine unablässig kreisenden Gedanken zu stoppen.
    Und ich? Bin ich auch »Arbeit«? Ist es »Arbeit«, sich meine Idee für einen neuen Roman anzuhören? Ist ein Spaziergang
durch meine mit Geißblatt, violetter Clematis und pfirsichfarbenen Rosen umrankten vier Gärten »Arbeit«?
    Begreift er nicht, dass er mit »Arbeit« nur seine Arbeit meint. Seine Arbeit, die kaum etwas abwirft und ihn unglücklich macht?
    Dann fügt er noch hinzu: »Wir sind einfach total verschieden. Du gehst ja nicht mal gern Ski fahren. Wir würden alle am liebsten jedes Wochenende gehen, und du hast nie Lust dazu.«
    Autsch! Er spielt die Skikarte aus! Wichtige Karte.
    Sag jetzt NICHTS …
    Mist. Meine Güte.
    Lass dich nicht unterkriegen. Das ist psychologische Kriegsführung. Da müssen gerade Dämonen, Gremlins, Teufel, Voldemorts und Darth Vaders um uns herumschwirren.
    Die Worte sind alle in meinem Kopf.
    Heul nicht: Es tut mir leid. Wann hast du mich das letzte Mal gebeten, mit dir Ski fahren zu gehen? Vor Jahren. Ich habe es ja versucht, aber du hast mich wie den letzten Dreck behandelt, weil ich nicht gut genug war. Du hast mich andauernd gekränkt. Und trotzdem raffe ich mich auf und komme wieder mit. Daraufhin hast du mich die ganze Zeit ignoriert. Ich kann mich nicht erinnern, dass in unserem Ehevertrag stand, ich sei verpflichtet, Ski zu fahren. Ich fahre oft Ski. Du bist ein brillanter Skifahrer. Und es macht dir nicht mal Freude, mit Leuten zu fahren, die nicht ebenso brillante Skifahrer sind.
    Und ja, es gibt andere Dinge, die man an einem verschneiten Wintertag unternehmen kann. Etwa all die anderen Dinge, die ich den ganzen Winter lang veranstalte, wie Schlittenpartien, Langlaufen, Hundeschlittenfahrten und Ausreiten und Schneeschuhwandern – lauter Sachen, zu denen du nie Lust hast.

    Aber ich lasse diese

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