Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Sommer unwahrscheinlichen Gluecks

Ein Sommer unwahrscheinlichen Gluecks

Titel: Ein Sommer unwahrscheinlichen Gluecks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Mundson
Vom Netzwerk:
frischesten Shrimps, die ihr je gesehen habt. Außerdem waren da alle möglichen Hollywoodtypen. Und ein Ex-NFL-Quarterback, der wild abgerockt hat. Das Feuerwerk dauerte ewig – so, als wäre es für die Olympiade oder was Ähnliches.«
    »Besser als das bei uns gegenüber?«, fragt mein Sohn und klingt, als hätte man ihn betrogen.
    »Ach, viel besser. Die hatten ein Budget von zwei Millionen Dollar. Und es gab ein Riesenzelt mit Klimaanlage. Mit echten Flügeltüren. Wie die auf unserer Veranda.«
    Unsere Veranda. Die, die er angeblich verlassen will.
    »Wow …« Beide Kinder starren ihn ehrfürchtig an. Als habe er gerade höchstpersönlich das olympische Feuerwerk gezündet.
    »Und gleich nachdem sie damit fertig waren, das Abendessen zu servieren, ging es mit Frühstück weiter – Speck, Eier, Lachs und Bagels. Einfach alles.« Und er sagt alles außer »ihr hättet dabei sein sollen«, und ich koche vor Wut und habe
nicht vor, meinen Zorn zu verbergen. Er hat sich falsch verhalten. Und auch sein jetziges Verhalten ist jämmerlich. Da ist es mir egal, wie deprimiert er sein mag.
    Ich bringe das Frühstück für die Kinder.
    »Möchtest du einen Kaffee?«, frage ich ihn kühl. »Frische Semmeln?« Die Konsonanten springen wie Funken von meiner Zunge. Typische Feiertagsstimmung.
    »Nee, ich hol mir dann schon was.« Er sieht mich nicht einmal an. Er ist gut darin, an mir vorbeizuschauen. Sonst müsste er ja auch der blanken Realität ins Gesicht sehen. Und egal, ob er sie nicht sehen kann oder nicht sehen will, ich trete den Rückzug an. Ich ziehe meinen Zorn zurück. Er würde nur verhindern, dass ihm die Wahrheit vielleicht im Laufe des heutigen Tages doch noch dämmert. Während er auf der Couch Wimbledon schaut und versucht, unsere Kinder mit seinem Trivialwissen über Tennis zu unterhalten und zu beeindrucken.
    »Fährst du mit uns noch Raketen kaufen?«, betteln sie.
    »Klar«, sagt er.
    Ich lasse meine Wut im Abfallhäcksler des Ausgusses verschwinden. Spüle sie mit Wasser weg. Wut bedeutet Leiden. Insbesondere, wenn es sich um Wut handelt, die ich um meiner Kinder willen verspüre. Aber ich gebe mir redlich Mühe, sie verrauchen zu lassen und einfach tief durchzuatmen. Meine Kehle fühlt sich an wie ein verstopfter Abfluss. Ich muss husten.
    An der Küchenspüle stoßen wir zusammen.
    Ich erinnere mich daran, wie leid er mir gestern in seiner persönlichen Hölle getan hat. Trotzdem registriere ich mit einer gewissen Genugtuung den heftigen Sonnenbrand auf seinem Rücken. »Was möchtest du heute machen?«, sage ich und versuche, ruhig zu bleiben. Es wäre sinnlos, jetzt irgendwas
Kompliziertes anzuschneiden, wo uns die Ereignisse des gestrigen Tages noch in den Knochen stecken und ein ganzes Wochenende vor uns liegt.
    »Mmh«, er blickt auf seine Füße, die eindeutig aus Ton sind. »Wir sollten wahrscheinlich dieses Gespräch führen.«
    »Ich glaube, dass es nach dem gestrigen Tag sehr, sehr wichtig ist, einen Familientag für die Kinder einzulegen. Oder gleich ein Familienwochenende. Und wir können uns dann ja am Montag unterhalten.«
    Er gibt mir recht.
    Und dann wird es sogar noch eigenartiger.
    Die drei gehen zum Spielen hinaus auf unsere Veranda. Sie spielen Farkle, ich komme dazu und lege mich in den Liegestuhl. Ich liege da und bemerke, wie er mich nicht ansieht. Ich trage eine kurze Sommerhose aus Leinen und eine fast durchsichtige Bluse, die ich mir in Belize gekauft habe. Ich fühle mich hübsch. Ich habe mich frisiert. Ich trage Schmuck. Aber er nimmt nicht einmal Notiz von mir.
    Das tut weh. Ich fühle mich wie eine Närrin und sage leise an alle gerichtet: »Ich werde ein bisschen rauf in mein Zimmer gehen und mich ausruhen. Holt mich, wenn ihr Raketen kaufen fahrt.«
    Die Kinder nicken.
    Ich lege mich auf mein Bett und lese das hier. Was ich bis jetzt geschrieben habe, bis zu dieser Seite. Ich lese und überarbeite den Text wie einen meiner Romane. Aber wozu? Wie groß stehen die Chancen, dass ich jemals mutig genug sein werde, auch nur zu versuchen, dass er veröffentlicht wird? Was für eine Vorstellung, dass sich irgendjemand anders für unsere Geschichte interessieren könnte. Oder für das, was mir im Kopf herumgeht. Oder dafür, wie ich mit dieser Krise umgehe. Was ja offensichtlich nicht funktioniert. Für keinen
von uns. Ich fühle mich im Augenblick einfach zum Kotzen. Ich leide aus ganzem Herzen.
    Da erinnere ich mich an mein Motto als Schriftstellerin. Ist es das

Weitere Kostenlose Bücher