Ein Spiel, das die Götter sich leisten
Zimmertür öffnete, blieb ich kurz im Türrahmen stehen. Mir gefiel, was ich sah. Eine braune Frau, nur mit einem weißen T-Shirt bekleidet, die mit verbundenen Augen an einen Stuhl gefesselt war.
Eine Diele knarrte, ich drehte mich um. Da stand ein Mann und versuchte, soviel wie möglich von Oriana zu sehen. Ich trat einen Schritt zur Seite und grinste. Wir sahen Oriana im Profil, man konnte ihre Scham nicht erkennen, ihre Brüste waren bedeckt. Es war schön, sich vorzustellen, daß dieses Bild lange in seinem Kopf rumgeistern würde, seine Phantasie anregen und seinen Schwanz aufrichten. Er würde sich die verschiedensten Sachen ausmalen, wie es denn dazu gekommen war, daß hinter dieser Türe eine gefesselte Frau auf mich wartete. Ich hatte ähnliche Bilder in meinem Kopf. Eine nackte Frau nur mit Gummistiefeln an den Füßen, die sich über die Badewanne beugt. Diese Frau, die nackt mit Henry Miller Tischtennis spielt. Zwei Frauen, die sich in der letzten Bahn darüber unterhalten, wo man jetzt noch einen Mann fürs Ficken herkriegen könnte. Ein Freund, der mir anvertraut hat, seine Freundin bevorzuge ausgefallenes Spielzeug, Eddingstifte, den Griff des Regenschirms, den Kopf der Buddhastatue.
Ich sah auf die Beule in der Hose des Mannes, und in einem Anfall von Mut legte ich meine Hand darauf und spürte für den Bruchteil einer Sekunde seinen harten Schwanz, bevor er zurückzuckte und machte, daß er wegkam. Ich schloß die Tür.
– Mesut?
– Ja . Ich setzte mich zwischen ihre Beine und stutzte ihr die Haare, so weit es ging, mit der Schere, ich wußte nicht, ob ihr das gefallen würde, aber sie sagte nichts, sie schien es einfach nur zu erdulden. Dann schäumte ich die Stoppeln ein und fing an, sie zu rasieren. Orianas Körper spannte sich, sie schien zu befürchten, ich würde sie verletzen, sie hielt die Luft an, doch ich war mir sicher, daß sie gleich alles vergessen würde.
Nachdem ich fertig war, verteilte ich Babyöl auf ihren Lippen, die nun glänzten und leuchteten. Ich zog mich aus und legte die Sachen aus der Tüte zurecht. Ich entkernte eine Kirsche und hielt sie mit Daumen und Zeigefinger unter Orianas Nase.
– Riech mal.
Sie schnupperte ein paarmal und schien zu überlegen.
– Weißt du, was das ist?
– Nein.
Ich schob sie zwischen ihre Lippen.
– Eine Kirsche, sagte sie kauend.
– Gut, richtig.
Ich hielt ihr ein Blatt Basilikum unter die Nase, sie wußte sofort, was es war. Sie erkannte fast alles, ab und zu gab ich ihr einen Schluck Wasser zu trinken, damit es den Geschmack im Mund neutralisierte. Am Zimt verzweifelte sie.
– Ich kenn das, sogar ziemlich gut, ich komme gerade nicht drauf, ich habe das schon oft gegessen, aber … Es will mir nicht mehr einfallen.
Auf den gegrillten Tintenfischen kaute sie sehr lange, nicht weil sie zäh waren, sondern weil sie noch nicht oft welche gegessen hatte und ein wenig brauchte, um darauf zu kommen. Sie erkannte meinen Rasierschaum am Geruch, meine Zahnpasta, auch die Seife.
– Seife.
– Ja, aber was für welche.
Sie schnupperte noch ein paarmal.
– Lavendelseife.
– Du bist gut. Schön.
Ich ließ mir viel Zeit, immer wieder fielen mir neue Sachen ein, ich hielt ihr mein altes T-Shirt unter die Nase, einen ihrer Slips, den Badeanzug, der noch leicht nach Sonnenöl roch. Es war, als würde ich auf einem seltenen, kostbaren Instrument spielen, ich versuchte die Saiten zum Klingen zu bringen, alle Saiten, schön langsam, eine nach der anderen, damit sich die Töne aufeinander legten, sich aneinanderschmiegten, den Raum füllten. Schließlich zündete ich ein Räucherstäbchen an.
– Hippie, sagte Oriana.
Ich löste ihre Fesseln, zog ihr das T-Shirt über den Kopf und band sie dann wieder fest. Mit dem Schminkpinsel setzte ich mich zu ihren Füßen hin und strich damit über ihren Spann, erst über den rechten, dann über den linken, über die Zehen. Oriana schnurrte behaglich. Ich ging zu den Waden über. Dann die Hände und Arme, die Schultern, den Nacken, ihren Bauch, ihre Brüste, ihre Schenkel, ich zeichnete die Linien ihres Körpers nach. Ich beobachtete genau, wie sie reagierte, wie ich ihr das größte Wohlbehagen verschaffen konnte. Ich verstärkte den Druck auf den Pinsel, wenn ich das Gefühl hatte, daß die Berührung zu einem Kitzeln wurde, in den Kniekehlen, den Armbeugen, auf der Innenseite ihres Oberarms, auf den Lippen. Ab und zu blieb mein Blick an ihrer Spalte kleben, und ich mußte mich
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