Ein Spiel um Macht und Liebe
hast.«
Die Augen des Majors waren wie Feuer. »Dein Vertrauen ist fehl am Platz, Aberdare, aber ich würde dich lieber im fairen Kampf töten! Stell dich, verdammt!«
Nicholas schüttelte den Kopf. »Nein. Wenn du mich für einen Feigling halten willst, bitte schön.
Mir ist deine Meinung über mich im höchsten Maße gleichgültig.« Er nahm wieder Clares Arm.
Michael begann, mit den Fingern auf dem Mahagonitisch herumzutrommeln. »Weiß deine kleine Hure, daß du deinen Großvater und deine Frau umgebracht hast?«
Plötzlich ging alles so schnell, daß Clare mit den Augen nicht mehr folgen konnte. Nicholas wirbelte herum und schleuderte das Messer durch das Zimmer. Es blieb zitternd in der Tischplatte nur Millimeter neben Michaels Fingern stecken. »Clare ist eine Lady, etwas, das zu erkennen du offenbar unfähig bist«, sagte er, und nun war seine Stimme nicht mehr gelassen. »Also gut, wenn du kämpfen willst, dann tun wir es eben. Doch da du der Herausforderer bist, liegt die Wahl der Waffen bei mir.«
Lucien setzte zum Sprechen an, aber Michael schnitt ihm mit einer Geste das Wort ab. »Jede Zeit, jeder Ort, jede Waffe.«
»Die Zeit… jetzt!« sagte Nicholas. »Der Ort… hier.
Und die Waffe… die Peitsche!«
Das Gesicht des Majors wurde dunkelrot.
»Peitsche? Mach dich nicht über mich lustig, Aberdare. Du hast die Wahl zwischen Pistolen oder Degen. Wir können auch Messer nehmen, wenn du willst, aber nicht so etwas Banales wie Peitschen.«
»Das sind meine Bedingungen. Nimm an oder laß es.« Nicholas lächelte eiskalt. »Überleg doch nur, wie befriedigend es für dich sein wird, mich auszupeitschen – falls du gut genug bist, was ich nicht glaube.«
»Ich bin gut genug, dir die Haut in Streifen abzuziehen, wie du es verdienst!« knurrte Michael. »Gut. Fangen wir an.«
Rafe explodierte. »Jetzt reicht es aber! Seid ihr beide eigentlich vollkommen verrückt geworden?
In meinem Haus wird so ein Unsinn nicht veranstaltet!«
Ruhig mischte sich Lucien ein. »Wenn Michael unbedingt gewalttätig werden will, so ist es besser, wenn wir beide anwesend sind.«
Stumm sahen Rafe und Lucien sich an. Endlich sagte Rafe voller Abscheu: »Vielleicht hast du recht.«
»Bist du mein Sekundant, Luce?« fragte Nicholas.
»Natürlich.«
Der Major lud nun seinen Zorn auf Lord Strathmore ab. »Die Araber haben ein Sprichwort: Auch jeder Freund meines Feindes ist mein Feind. Er soll sich einen anderen suchen.«
Lucien sah ihn hart an. »Ihr seid beide meine Freunde, und die wichtigste Funktion eines Sekundanten ist die des Vermittlers, der sich bemüht, beide Parteien dazu zu bringen, den Streit ohne Blutvergießen beizulegen. Du kannst damit anfangen, uns zu erzählen, was du gegen Nicholas vorzubringen hast.«
Michael schüttelte den Kopf. »Nein. Ich werde euch bestimmt nicht erzählen, was geschehen ist.
Nicholas weiß es, ob er es nun zugibt oder nicht.
Wenn du darauf bestehst, für ihn einzutreten, dann kündige ich unsere Freundschaft auf.«
»Dann ist das deine Entscheidung, nicht meine«, sagte Lucien ernst.
Michael wandte sich an Rafe. »Vertrittst du mich, oder schlägst du dich auch auf die Seite dieses Zigeunerbastards?«
Rafe sah ihn finster an. »Verdammt seltsam, einen Ehrenhandel vertreten zu müssen, in dem eine Partei nicht weiß, worum es geht.«
»Vertrittst du mich?« wiederholte der Major.
Rafe seufzte. »Also gut. Als dein Sekundant frage ich dich, ob Nicholas etwas tun kann – sich entschuldigen oder sonst etwas –, um diesen Streit zu schlichten.«
Michaels Lippen verzogen sich zu einem freudlosen Lächeln. »Nein. Was er getan hat, kann nicht wiedergutgemacht werden.«
Rafe und Lucien tauschten erneut einen Blick aus.
Dann sagte der Duke: »Na dann. Gehen wir in den Garten. Es ist noch zu kalt, als daß sich viele Gäste im Gebüsch herumtreiben könnten. Ich hole zwei Peitschen aus der Sattelkammer, dann treffe ich euch da.«
Sie verließen das Zimmer und folgten Rafe zum Hintereingang die Treppe hinunter. Als Lucien bemerkte, daß Clare die Absicht hatte, mitzugehen, runzelte er die Stirn. »Sie bleiben besser hier. Ein Duell ist nichts für Frauen.«
Sie warf ihm einen ebenso düsteren Blick zu.
»Alles an diesem lächerlichen Duell ist derart unnormal, daß es wohl kaum noch etwas ausmacht, ob ich dabei bin oder nicht.«
Als Strathmore noch zögerte, mischte sich Nicholas ein. »Spar dir deinen Atem, Lucien. Clare kann einen Haufen kleiner Kinder in Schach
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