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Ein Spiel um Macht und Liebe

Ein Spiel um Macht und Liebe

Titel: Ein Spiel um Macht und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Geschlechter etwas anderes darunter verstehen. Sie denken offenbar, daß unsere Freundschaft platonisch sein sollte, während ich glaube, daß die körperliche Liebe durch Freundschaft erhöht wird.« Seine Fingerspitzen berührten ihr Haar zart wie ein Lufthauch. »Ja, ich möchte Sie lieben, und wahrscheinlich liegt darin eine gewisse Selbstsucht. Aber wenn ich nur eine Lust befriedigen wollte, dann könnte ich das einfacher woanders tun. Doch mit Ihnen würde es weit mehr bedeuten.«
    Die Zärtlichkeit in seiner Stimme ließ sie fast zusammenbrechen, aber wenn sie weichen würde, war sie verloren. »Sie könnten mit Ihren zuckersüßen Worten in Newcastle Kohle verkaufen, aber dieses Mal werden Sie nicht bekommen, was Sie wollen. Egal wie Sie es verkleiden, Tatsache ist, daß Ihr Verlangen an erster Stelle kommt, und was ich will, ist zweitrangig.«
    Sie wußte, daß sie unvernünftig reagierte, und es hätte sie nicht überrascht, wenn auch er wütend geworden wäre, doch seine Antwort war sanft.
    »Sie waren diejenige, die behauptet hat, die Leute aus Penreith und die Bergarbeiter wären wichtiger als Ihr eigenes Wohlergehen. Ich gebe mein Bestes, um dafür zu sorgen, daß sie den Wohlstand und die sicheren Arbeitsbedingungen bekommen, die Sie für sie möchten. Ja, mein Ziel in unserer Abmachung ist die körperliche Liebe, und ich versuche lediglich, Sie dazu zu bringen, es auch zu wollen. Und ich habe Erfolg damit, nicht wahr? Deswegen sind Sie auch so verärgert.«
    Ihre Aufrichtigkeit zwang sie zu einem Eingeständnis. »Ja, Sie haben recht. Aber deswegen bin ich nicht weniger wütend. Gute Nacht, Nicholas.«
    Sie rauschte durch die Tür hinaus und schlug sie heftig hinter sich zu. Er versuchte, sie dazu zu verleiten, gegen ihre eigenen Interessen, gegen ihre innerste Überzeugung zu handeln, aber bei Gott, sie würde den Spieß herumdrehen. Er wollte sie also! Fein, dann würde sie sich diese Tatsache zunutze machen, um ihn genauso zu peinigen, wie er es mit ihr tat.
    Dennoch sollte er das letzte Wort behalten, denn als sie im Bett lag, drangen die Klänge der alten Ballade »The Raggle Taggle Gypsies, O!« bis in ihr Zimmer. Sie kannte die Geschichte der hochwohlgeborenen Dame, die Gold und Seide und ihren frisch angetrauten Gemahl im Stich ließ, um mit einem zerlumpten, armen Zigeuner davonzulaufen.
    Die Lady aus der Ballade war ein verkommenes Weibsstück und sollte sich einmal ihr Hirn untersuchen lassen, wenn sie eine kalte, offene Lichtung einem Bett aus Gänsefedern vorzog.
    Doch wenn der Zigeuner, der die Adelige zum Fortlaufen verführt hatte, ein wenig wie Nicholas war, dann konnte Clare es der Frau kein bißchen verübeln.

Kapitel 20
    ALS CLARE AM nächsten Morgen erwachte, war sie zwar nicht mehr ganz so wütend, aber nicht weniger entschlossen, Nicholas eine Lektion zu erteilen.
    Die gemalte Szene an der Decke ihres Zimmers stellte Satyre dar, die hinter kichernden Nymphen herjagten, und als sie eine Weile auf das anzügliche Gemälde gestarrt hatte, wußte sie plötzlich, was sie zu tun hatte. Verfolgung und Rückzug war das Beziehungsmuster, das sich zwischen Mann und Frau seit eh und je abspielte –
    die wachsame Flucht der Frau, die sich für den bestmöglichen Partner aufsparen wollte; der Mann, der ihr nachjagte, weil er sie erobern wollte. Das war auch das Muster der Beziehung zwischen ihr und Nicholas bisher gewesen.
    Da es genau das war, was ihre Lage so unangenehm machte, wollte sie sich in gleicher Art an ihm rächen – es war an der Zeit, die Nymphe zu spielen. Sie würde sich also wie ein echtes Flittchen benehmen, bis er vor Verlangen halb verrückt war. Dann würde sie einfach weggehen und ihn mit seiner Enttäuschung und seinem Schmerz sitzenlassen.
    Es war dumm, daß ihr Rachedurst so etwas ausgesprochen Unchristliches war. Aber nach einem Monat in Nicholas’ Gesellschaft war ihre Seele schon so geschwärzt, daß ein weiterer moralischer Fehltritt nicht mehr sehr ins Gewicht fallen konnte.

    Was sie allerdings besorgt machte, war das Wissen, daß sie mit ihrem Vorhaben eine Unreife an den Tag legte, die einer erwachsenen Frau nicht gut zu Gesicht stand. Sie hatte sich niemals in ihrem ganzen Leben so blödsinnig und engstirnig benommen. Und reuevoll erkannte sie, daß es nur ein weiteres Zeichen ihrer moralischen Entartung war, daß sie sich bereits darauf freute.
    Wichtig war, daß sie .das Risiko nicht übersah. Sie konnte sich durch die eigene Leidenschaft davontragen

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