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Ein Spiel um Macht und Liebe

Ein Spiel um Macht und Liebe

Titel: Ein Spiel um Macht und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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die zerbrochene Harfe in ein unheimlich klares, grelles Licht.
    Als der Donner einsetzte, schrie Clare: »Hör auf, dir die Schuld zu geben! Du bist nicht Gott!«
    »Und wie ich es sehe, ist selbst Gott nicht Gott!«
    erwiderte er verbittert. »Ich habe das Buch Hiob gelesen, und die Gottheit zeigt sich nicht von ihrer besten Seite.«
    Clare wußte, sie hätte dieses Sakrileg mißbilligen müssen, aber sie konnte es nicht. Es war schwer, an eine göttliche Gerechtigkeit zu glauben, wenn gute, unschuldige Leute umsonst sterben mußten.
    Nicholas wanderte wieder auf und ab, bis er schließlich am Kamin stehen blieb, sich am Sims abstützte und in die rote Glut starrte. »Wenn ich eher etwas unternommen hätte – wenn ich mir genausoviel Gedanken über das Leben vieler Menschen gemacht hätte wie über eine Möglichkeit, dich in mein Bett zu locken – dann wäre dies hier nicht passiert. Owen würde noch leben, und die anderen auch.« Er atmete tief und schaudernd ein. »Zwei der Opfer sind Kinder.
    Nicht älter als Huw.«
    »Wenn du unbedingt jemandem die Schuld geben mußt, dann ist Madoc die richtige Adresse. Oder Lord Michael, denn er hat seine Verantwortung an einen geldgierigen Schuft abgetreten.«
    Er war nicht überzeugt. »Das Spiel ist aus, Clare.«
    Er wandte sich zu ihr um. »Ich entlasse dich aus unserer Abmachung. Geh nach Hause. Ich werde meinen Teil erfüllen, werde alles in die Wege leiten, was du dir für das Dorf gewünscht hast.
    Aber ich tue es allein. Ich will dich nicht noch mehr verletzen, als ich es ohnehin schon getan habe.«
    Sie starrte ihn an, spürte das Blut aus ihrem Gesicht weichen und konnte einfach nicht glauben, was sie gerade gehört hatte.
    Seine Stimme wurde lauter. »Du hast mich gehört
    – geh jetzt! Du sollst nie wieder unter meiner Selbstsüchtigkeit leiden müssen.«
    Sie begriff, daß er sich selbst bestrafen wollte, um sein entsetzliches Schuldgefühl ein wenig lindern zu können. Und er tat das, indem er sie wegschickte, obwohl er sie gerade jetzt mehr denn je brauchte.
    Betäubt starrte sie ihn an, unfähig, sich zu bewegen. Das Gewitter krachte und tobte durch das Tal, doch der emotionale Sturm in der dämmrigen, stillen Bibliothek war nicht minder heftig. Und diesem war sie machtlos ausgeliefert.
    Wieder zuckte ein Blitz über den Himmel, und in diesem Moment greller Helligkeit erfuhr ihr Inneres eine entscheidende Wendung, ein Zersplittern von Ängsten und Zweifeln. Etwas verschob sich, verlagerte sich, vernichtete Altes, und doch war das Ergebnis nicht Verwüstung, sondern das atemberaubende Gefühl der Ganzheit.
    Ihr ganzes Leben lang hatte sie sich nach göttlicher Berührung und nach menschlicher Liebe gesehnt. Es hatte ihr an beidem gemangelt, und so hatte sie geglaubt, sie wäre zu schwach und zu kleingeistig, um sowohl das eine als auch das andere zu verdienen.
    Doch zwischen zwei Herzschlägen veränderte sich nun ihre Welt, wie die bunten Teilchen eines Kaleidoskops sich neu zusammenfügen. Zwar hatte sie niemals die Liebe Gottes oder die innere Erkenntnis, die der Grundstein ihrer Religion war, erfahren, doch nun fertigte sich in ihrem Inneren eine absolute Gewißheit: Sie liebte Nicholas, und dies schon sehr lange. Und diese Wahrheit, die aus tiefster Seele drang und sie ganz und gar erfüllte, fügte die Teile ihres gesamten Lebens zu einem Ganzen zusammen.
    Und sie wußte, daß sie bleiben mußte.
    Sie stand auf, ging auf ihn zu und blieb dicht vor ihm stehen. Dann nahm sie seine rauhen, verletzten Hände in die ihren. »Du hast von Anfang an gesagt, daß dich nur willige Frauen interessieren, Nicholas.« Sie küßte seine blutigen Fingerspitzen, dann legte sie seine Hände auf ihr Herz. »Ich will jetzt.«
    Wieder krachte draußen der Donner, und sein ganzer Körper versteifte sich. »Mitleid ist ein schwacher Beweggrund, Clare.«
    »Ich will dir kein Mitleid anbieten.« Langsam, ohne den Blick von ihm zu lassen, ließ sie ihn los und begann, sein Hemd aufzuknöpfen. »Ich biete dir Freundschaft.«
    Er schloß die Augen und sog schaudernd die Luft ein. »Ich sollte dich zurückweisen, aber ich kann nicht.« Er schlug die Augen wieder auf, und seine Stimme war nur noch ein Flüstern. »Gott hilf mir, ich kann nicht.«
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und legte ihre Lippen auf seine. Sie wollte seinen Schmerz in sich aufsaugen und ihn durch die Kraft ihrer Liebe in andere Bahnen lenken. Diesmal würde es kein Zurück geben.
    Mit einem Stöhnen zog

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