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Ein Spiel um Macht und Liebe

Ein Spiel um Macht und Liebe

Titel: Ein Spiel um Macht und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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dringliches Flehen ließ Michael zögern, und sein Gesicht spiegelte den Kampf wider, der sich in seinem Inneren vollzog.
    Nicholas nutzte diesen Augenblick. »Verdammt, Michael, wir kennen uns seit zwanzig Jahren, und die meiste Zeit davon standen wir uns näher als Brüder. Schuldest du mir nicht wenigstens die Chance, meine Version der Geschichte darzustellen?«
    Michaels wilder Ausdruck schwand ein wenig, doch er senkte die Pistole nicht. »Gut, dann fang an, aber erwarte nicht, daß ich dir glaube.«
    Nicholas holte tief Luft. Er wußte, er mußte sowohl ruhig als auch überzeugend sein. »Wie du weißt, hat mein Großvater diese Ehe arrangiert, um die Erbfolge zu sichern. Als ich Caroline kennenlernte, willigte ich recht erfreut ein. Doch diese Ehe war von Anfang an eine Lüge. Als ich ihr einen Antrag machte, gestand sie unter Tränen, daß sie keine Jungfrau mehr war – daß ein älterer Mann, ein guter Freund der Familie, sie verführt hatte, als sie fünfzehn war. Sie vergoß ganz entzückende Tränen und war so
    überzeugend, daß ich den schändlicher Täter zu einem Duell gefordert hätte, wenn sie mir nicht erklärt hätte, daß er bereits verstorben war.

    Ich war bereit, über das Geschehene hinwegzusehen, doch als wir verheiratet waren, fing ich an, mich zu fragen, ob sie die Wahrheit gesagt hatte. Sie war bemerkenswert talentiert für ein junges Mädchen, das doch praktisch noch Jungfrau sein mußte – wenn auch nicht medizinisch betrachtet. Zumindest konnte ich annehmen, daß sie in der Vergangenheit schon eine längere Affäre gehabt hatte. Mir gefiel es zwar nicht, daß sie mich angelogen hatte, aber schließlich gesteht man Frauen nie die Freiheiten zu, die Männer sich herausnehmen dürfen. Ich kam zu dem Schluß, daß Caroline der Meinung war, sie müßte ihre Erfahrung vor mir verbergen, um den Anschein der Ehrbarkeit dieser Ehe aufrechtzuerhalten.«
    Die Haut in seinem Gesicht spannte sich über seinen Wangenknochen, als er an seine Leichtgläubigkeit dachte. »Ich wollte Ausreden für sie finden, verstehst du? Sie sagte, sie liebe mich, und sie verhielt sich mir gegenüber so, daß ich ihr glaubte. Und ich… ich weiß nicht, ob ich sie liebte, aber ich wollte es wirklich.« Nicholas schien noch etwas hinzufügen zu wollen, brach dann aber ab; lieber würde er sich erschießen lassen, als noch mehr von seinem Innenleben zu enthüllen.
    Carolines Verfehlungen waren ein sichereres Thema. »Ich dachte, wir würden eine gute Ehe führen, bis ich eines Tages zu ihr ins Bett kam und auf ihren Brüsten Liebesbisse entdeckte. Sie gab sich keine Mühe, sich herauszureden. Statt dessen lachte sie nur und sagte, da sie kein Treue von mir verlangte, sollte ich auch keine von ihr erwarten. Sie behauptete zu wissen, wie man ungewollte Schwangerschaften verhütet und versprach mir, daß sie aufpassen würde, kein Kind außer das meine zu empfangen.«
    Einmal mehr empfand er den Ekel, den er damals gespürt hatte, als er endlich begriffen hatte, daß diese Ehe, aus der er Kraft zu schöpfen begonnen hatte, eine verdammte Farce gewesen war. »Ich weigerte mich, derartige Bedingungen zu akzeptieren. In dem Glauben, sie könnte meine Ansicht ändern, versuchte sie, mich zu verführen.
    Als ich ihr widerstand, wurde sie wütend und schrie, daß noch kein Mann sie je verlassen hätte und daß sie dafür sorgen würde, daß ich es bitter bereute. Und das hat sie wirklich. Gott, das hat sie.« Er fing Michaels Blick ein. »Diese kleine Szene spielte sich im April achtzehnhundertneun ab. Wäre es gerecht, zu behaupten, daß ihre Liebe zu dir sie dazu brachte, ihre moralischen Skrupel, den Ehebruch betreffend, zu überwinden?«
    Michael graues Gesicht war Antwort genug.
    Nicholas tat unauffällig einen Schritt auf ihn zu, bevor er fortfuhr. »Ich schickte sie nach Aberdare und blieb in London. Rückblickend hätte ich mißtrauisch werden sollen, als sie so willig meinen Anweisungen folgte, aber ich war zu durcheinander, um klar denken zu können.
    Nachdem ich eine Weile versucht hatte, den Sinn des Lebens in Schnapsflaschen und Boudoirs zu finden, beschloß ich, nach Aberdare zurückzukehren und mit Caroline zu sprechen.
    Naiv wie ich war, glaubte ich irgendwie daran, daß sie es vielleicht auch bereute und wir gemeinsam versuchen könnten, die Ehe noch einmal zu kitten.
    Statt dessen fand die klassisch-dramatische Posse statt: Der gehörnte Ehemann kehrt unerwartet zurück und findet seine Frau im Bett mit einem

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