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Ein Spiel um Macht und Liebe

Ein Spiel um Macht und Liebe

Titel: Ein Spiel um Macht und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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konnte.
    Owen blickte über die Schulter zurück. »Gas ist das große Problem hier. Stickwetter sammelt sich am Grund der verlassenen Stollen – man kann daran ersticken. Schlagwetter ist noch schlimmer, weil es explodieren kann. Wenn die Dichte zu groß wird, kriecht ein Kumpel hinein und entzündet das Gas. Dann legt er sich flach auf den Boden und läßt die Flammen über sich hinwegrasen.«
    »Mein Gott, das hört sich ja selbstmörderisch an.«

    Owen warf wieder einen Blick über die Schulter.
    »Das ist es, aber das heißt nicht, daß du den Namen Gottes mißbrauchen sollst. Auch wenn du ein Lord bist«, fügte er mit einem kleinen Augenzwinkern hinzu.
    »Du weißt, daß ich immer einer der höchst weltlichen Sorte war, aber ich gebe mir Mühe, meine Zunge im Zaum zu halten«, versprach Nicholas. Dann fuhr es ihm durch den Sinn, daß ja auch Clare an seiner unbedachten Art zu reden Anstoß nehmen konnte. Vielleicht sollte er auf Romani fluchen. »Jetzt, wo du es erwähnst – ich habe von dieser Praktik gehört, das Gas zu verbrennen, aber ich dachte, man sieht inzwischen davon ab, weil er zu gefährlich ist.«
    »Dies ist eine sehr konservative Grube, Mylord«, sagte Owen trocken.
    »Wenn du mich schon wegen meiner frevlerischen Reden ausschimpfst, dann nenn mich auch wenigstens wieder Nicholas.« Er wischte sich mit dem Ärmel über die Stirn. »Bilde ich mir das nur ein, oder ist es hier wärmer als oben?«
    »Das ist keine Einbildung«, antwortete Clare. »Je tiefer die Grube, desto wärmer ist es.« Sie blickte über ihre Schulter. »Das liegt daran, daß wir hier näher an der Hölle sind, wissen Sie.«
    Nicholas Lächeln dauerte an, bis sein Fuß auf etwas Weiches trat, das quiekend und mit dem Geräusch kratzender Krallen davonstob. Als er um sein Gleichgewicht kämpfte, stieß er mit dem Kopf an die Decke und stieß einen Schwall wilder Flüche aus. Auf Romani.
    »Alles in Ordnung?« fragte Clare besorgt.

    Er betastete behutsam seinen Schädel. »Der Hut hat den Stoß ganz gut gedämpft. Worauf bin ich überhaupt getreten?«
    Sie legte ihm eine kühle Hand auf die Stirn.
    »Wahrscheinlich auf eine Ratte. Hier unten gibt es jede Menge davon.«
    Owen, der ebenfalls stehengeblieben war, fügte hinzu: »Und ziemlich freche Biester. Manchmal stehlen sie den Männern das Brot direkt aus den Händen.«
    Nicholas setzte sich wieder in Bewegung. »Hat man schon einmal in Erwägung gezogen, eine Katze herunterzubringen?«
    »Hier gibt es einige, und die sind dick und zufrieden«, sagte Clare. »Die Ratten und Mäuse sind so zahlreich, daß sie sich fröhlich weitervermehren.«
    Vor ihnen war ein schwaches, metallisches Rasseln zu hören, und als sie um eine Ecke bogen, sah Nicholas, daß eine Eisentür ihnen den Weg versperrte. »Huw, mach die Tür auf!« rief Owen.
    Die Tür schwang quietschend auf, und ein kleiner Junge von vielleicht sechs Jahren steckte den Kopf heraus. »Mr. Morris!« sagte er erfreut. »Sie hab’ ich aber lange nich’ gesehen.«
    Owen blieb stehen und zauste dem Jungen durchs Haar. »Ich habe an der Ostwand gearbeitet. Wie ist es so als Grubenjunge?«
    »Na ja, leicht, aber auch langweilig. Ich sitz’ den ganzen Tag im Dunkeln. Und ich mag die Ratten nich’, Sir, überhaupt nich’«, sagte der Junge.

    Owen nahm eine seiner Kerzen, zündete sie an und gab sie dem Jungen. »Dein Vater gibt dir keine Kerze?«
    Huw schüttelte den Kopf. »Er sagt, die sind zu teuer fürn Kind, das bloß vier Pence am Tag kriegt.«
    Nicholas runzelte die Stirn. Dieser Junge arbeitete für nur vier Pence am Tag in diesem schwarzen Höllenloch? Entsetzlich.
    Owen kramte ein Bonbon aus seiner Hosentasche und gab es Huw. »Bis später.«
    Sie gingen durch die Tür und weiter den Tunnel entlang. Als sie außer Hörweite waren, sagte Nicholas: »Was zum Teufel tut das Kind hier unten?«
    »Sein Vater braucht Geld«, antwortete Clare mit harter Stimme. »Huws Mutter ist tot, und sein Vater, Nye Wilkins, ist ein gieriger, stets betrunkener Kerl, der den Jungen in die Zeche geschleppt hat, als er gerade fünf war.«
    »Die Hälfte der Bergleute sind der Kirche ergeben, die andere Hälfte der Taverne«, sagte Owen. »Vor fünf Jahren stand unsere Clare während des Gottesdienstes auf und sagte laut, daß die Kinder in die Schule und nicht in die Grube gehörten. Es gab eine hitzige Diskussion, doch bevor der Tag zu Ende war, hatte jeder der Anwesenden in der Zion-Kapelle versprochen, sein Kind nicht arbeiten zu

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