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Ein Spiel um Macht und Liebe

Ein Spiel um Macht und Liebe

Titel: Ein Spiel um Macht und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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lassen, bevor es das zehnte Lebensjahr erreicht hat.«
    »Es wundert mich nicht, daß sie sich durchgesetzt hat. Ich wünschte, ich wäre dabeigewesen«, bemerkte Nicholas. »Gut gemacht, Clare.«

    »Ich tue, was ich kann«, sagte sie knapp, »aber es ist niemals genug. Es sind noch mindesten sechs Jungen in Huws Alter hier unten. Sie sitzen den ganzen Tag im Dunkeln bei diesen Türen, die die Wetterströme durch die Stollen kontrollieren.«
    Nun kamen sie an einem Gang vorbei, der mit ein paar Brettern zugenagelt war. »Warum ist der Tunnel hier versperrt?«
    Owen überlegte einen Moment. »An seinem Ende befindet sich anderes Gestein, das Flöz verschwindet plötzlich.« Er runzelte nachdenklich die Stirn. »Komisch, daß er vernagelt ist.
    Sackstrecken gibt es genug.«
    »Vielleicht ist das Stickwetter darin besonders übel«, überlegte Clare.
    »Das wird’s wohl sein«, stimmte Owen zu.
    Sie setzten ihren Weg fort, drückten sich flach an die Wand, wenn ein Förderwagen
    vorbeigeschoben wurde, und erreichten schließlich das Ende des Stollens. Auf engem, ungleichmäßig ausgehauenem Raum arbeiteten knapp ein Dutzend Männer mit Schaufeln und Spitzhacken.
    Sie blickten nur kurz und unbeteiligt auf, um die Neuankömmlinge zu mustern, und fuhren mit ihrer Arbeit fort.
    »Das sind Hauer«, erklärte Owen. »Sie schlagen die Kohle aus der Wand, schaffen das Restgestein hinter sich, und dann werden die Stützbalken weiter nach vorne gebracht, um den Abbauraum abzustützen.«
    Sie beobachteten die Arbeiter eine Weile schweigend. Die Kerzen standen in Tonklumpen an verschiedenen Stellen, damit die Hauer die Hände frei hatten. Jeder von ihnen hatte hinter sich einen Wagen stehen, in den die Kohle kam, denn die Hauer wurden nach der Menge bezahlt, die sie schlugen. Fasziniert sah Nicholas zu, wie sich die Arbeiter verrenkten, um an die Kohle zu kommen. Einer kniete, ein anderer lag auf dem Rücken, ein dritter versuchte
    zusammengekrümmt, das Flöz von unten auszuhöhlen.
    Dann fiel Nicholas ein Mann auf, der ganz am Ende des Stollens arbeitete. Er wandte sich mit gedämpfter Stimme an Clare. »Der Mann dahinten hat keine Kerze. Wie kann er denn sehen, was er macht?«
    »Gar nicht«, erwiderte Clare. »Blethyn ist blind.«
    »Machen Sie Witze?« fragte Nicholas ungläubig
    »Die Zeche ist doch viel zu gefährlich für einen Blinden! Und woher weiß er, ob er Kohle oder etwas anderes schlägt?«
    »Durch Tasten und das Geräusch, das seine Hacke auf dem Gestein macht«, sagte Owen.
    »Blethyn kennt jeden Winkel, jede Biegung in der Grube. Einmal, als ein Schacht überflutet und die Kerzen gelöscht wurden, hat er sechs von uns hinausgeführt und in Sicherheit gebracht.«
    In diesem Moment sagte einer der Hauer: »Es ist Zeit für eine neue Sprengladung.«
    Ein anderer richtete sich auf und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. »Aye. Bodvill, du bist dran.«
    Ein stämmiger, verschlossen wirkender Mann legte seine Hacke nieder, nahm einen großen Handbohrer auf und begann, ein Loch in die Felswand zu bohren. Die anderer Hauer räumten ihre Werkzeuge in die Wagen und schoben sie in den Tunnel zurück.
    Nicholas, Clare und Owen traten beiseite. »Wenn das Loch tief genug ist, wird es mit Schwarzpulver gefüllt«, erklärte Owen, »und dann mit einem langsam brennenden Zünder gesprengt.«
    »Aber kann die Explosion nicht den Schacht einstürzen lassen?«
    »Nicht, wenn es richtig gemacht wird«, antwortete Clare.
    Ihre Stimme klang gepreßt, und Nicholas warf ihr einen verdutzten Blick zu. Auch sie schien kurz vor einer Explosion zu stehen. Einen Augenblick fragte er sich, was wohl der Grund dafür sein mochte, doch dann kam ihm die Erkenntnis, und er hätte sich selbst treten können, daß er nicht sofort daran gedacht hatte.
    Sie hatte ihm doch erzählt, daß ihr Vater hier unten umgekommen war. Clares angespannte Miene verriet sehr deutlich, was es sie kosten mußte, in der Zeche herumzulaufen. Am liebsten hätte er sie in die Arme gezogen und beruhigende Worte gemurmelt, aber er unterdrückte den Impuls. Sie sah nicht so aus, als wollte sie sein Mitgefühl.
    Der letzte Hauer, der sich zurückzog, war ein vierschrötiger Kerl mit einem kampflustig vorgeschobenen Kinn. Als er die Besucher erreicht hatte, blieb er stehen und blinzelte Nicholas an.
    »Sie sin’ doch der Zigeunergraf, nich’ wahr?«
    »Manchmal nennt man mich so.«
    Der Mann spuckte aus. »Dann sagen Se Ihrem verdammten Freund Lord Michael, er soll

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