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Ein Spiel um Macht und Liebe

Ein Spiel um Macht und Liebe

Titel: Ein Spiel um Macht und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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meinen Handlungsbevollmächtigten.«
    Er warf ihr einen ironischen Blick zu. »Ich bin nicht ganz so verantwortungslos, wie es mein Ruf erscheinen läßt.«
    »Das kann wohl kaum jemand sein«, erwiderte sie bissig.
    Nicholas lachte. »Sie sind die perfekte walisische Rose: zart, süßduftend und mit gemeinen Dornen ausgestattet.« Er streckte den Arm aus und strich ihr mit den behandschuhten Knöcheln übers Kinn.
    »Und es sind gerade diese Dornen, die Sie so interessant machen.«
    Wollte man es als Kompliment werten, so war es nicht besonders viel, aber Clare wußte es trotzdem zu schätzen. Sie konnte eben weit besser piksen als auf herkömmliche Art bezaubern.
    Clare visierte den Stoßball sehr sorgfältig an, dann stieß sie zu. Das Queue traf die Elfenbeinkugel, glitt aber ab, und der Stoßball verfehlte die Zielkugel. »Mist! Schon wieder daneben!« Sie drehte das Queue um und musterte feindselig die Spitze. »Das Problem ist, daß das Holz so glatt und hart ist. Wäre es regelwidrig, wenn man ein anderes Material am Ende befestigt – etwas, das nicht so leicht abgleitet wie blankes Holz?«
    »Das wäre wahrscheinlich nicht regelwidrig, aber kein echter Billardliebhaber würde es billigen. Die Kunst ist doch, trotz Material gut zu spielen, nicht durch.« Nicholas beugte sich über den Tisch und versenkte die Kugel sauber. »Wenigstens ist dieser Tisch gerade und eben. Ganz im Gegensatz zu dem in Aberdare, der an ein umgepflügtes Feld im Winter erinnert.«
    »Wenn wir wieder zu Hause sind, sollte der Tisch eigentlich schon seine neue Schieferplatte haben.
    Ich bin gespannt, wie es funktionieren wird.«
    Da ihr erster Tag in London so voller Aufregung gewesen war, fand Clare es sehr angenehm, mit Nicholas einen ruhigen Abend zu verbringen. Und es hatte Vorteile, daß sie der Billardlehrling war, denn so konnte sie ihm die meiste Zeit beim Spielen zusehen. Wenn er sich mit raubtierhafter Anmut um den Billardtisch herumbewegte, bot er einen Anblick, der jede Frau entzückt hätte. Ein angenehmes Kribbeln durchfuhr sie, als sie überlegte, wann er wohl seinen heutigen Kuß einfordern würde. Wenn er es nicht bald tat, dann würde sie ihn vielleicht von sich aus küssen. Er schien es zu mögen, wenn sie es tat.
    Nicholas setzte zum nächsten Stoß an. Nachdem der Spielball effektvoll dreimal von der Bande geprallt war, stieß er die anvisierte Kugel in die Tasche.

    Bevor Clare ihm ein Kompliment machen konnte, erklang eine gedehnte Stimme von der Tür her.
    »Eine gewisse Kunstfertigkeit beim Billard zeichnet einen Gentleman aus, aber zu gut zu spielen läßt auf eine falsch verbrachte Jugend schließen.«
    »Lucien!« Nicholas ließ das Queue auf den Tisch fallen und ging auf den Mann zu, um ihn überschwenglich in die Arme zu schließen. »Du hast also meine Nachricht bekommen. Ich freue mich, daß du heute abend noch kommen konntest.«
    »Immer noch so unbeherrscht wie früher«, murmelte Lucien, doch Clare sah, daß er die Umarmung mit deutlicher Zuneigung erwiderte.
    Während die beiden sich begrüßten, musterte sie den Neuankömmling, der so elegant gekleidet war, daß man ihn beinahe schon als Stutzer bezeichnen konnte. Er sah fast so gut aus wie Nicholas, doch er war blond und wirkte ausgesprochen britisch. Er war offenbar der Luzifer der Gefallenen Engel gewesen, der Morgenstern, der der hellste und schönste gewesen war, bevor er sich gegen den Himmel aufgelehnt hatte. Zudem mußte er sich so lautlos wie eine Katze bewegen, denn weder Clare noch Nicholas hatten ihn hereinkommen hören.
    Nachdem er sich von seinem Freund losgemacht hatte, stellte Nicholas die beiden einander vor.
    »Clare, Sie werden schon erraten haben, daß dies Lord Strathmore ist. Lucien, meine Freundin Miss Morgan.«
    Waren sie und Nicholas Freunde? Als Beschreibung ließ der Begriff vieles unausgesprochen. Lächelnd wandte sie sich an den anderen Mann. »Es ist mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen, Lord Strathmore. Nicholas hat schon viel von Ihnen erzählt.«
    »Lügen, alles Lügen«, sagte er prompt. »Man hat mir nie etwas beweisen können.«
    Clare lachte, und er beugte sich galant über ihre Hand. Als er sich wieder aufrichtete, entdeckte sie, daß seine Augen eine ungewöhnliche grüngoldene Farbe hatten, die sie einmal mehr an eine Katze erinnerten. Er musterte sie neugierig, als wollte er ihre Position innerhalb Nicholas’
    Umfeld bestimmen. Kein unverheiratetes Fräulein würde einen Abend allein im Haus eines Mannes

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