Ein Spiel um Macht und Liebe
verbringen. Andererseits konnten auch ihre neuen Kleider nicht verhehlen, daß Clare kaum der Typ Frau war, mit denen Nicholas sonst unanständige Dinge anstellte.
»Sie sind Waliserin, Miss Morgan?« fragte Lord Strathmore.
»Und da habe ich gedacht, mein Englisch wäre makellos.«
»Ein Hauch von walisischem Akzent verleiht der Stimme eine gewisse Musikalität.« Sein Lächeln bewies, daß er Nicholas im Bereich Charme genauso ebenbürtig war wie im Äußeren.
Nicholas wandte sich an Clare. »Macht es Ihnen etwas aus, wenn wir das Spiel später fortsetzen?«
Sie lächelte. »Ich gebe auf – ich habe ja sowieso keine Chance, zu gewinnen.«
»In diesem Fall…« Nicholas reichte seinem Freund das Queue. »Glaubst du, du bekommst die letzten beiden in die Taschen?«
Lucien beugte sich über den Tisch und stieß zu.
Der Spielball sauste über die Platte und stieß erst eine, dann die andere Kugel in die Taschen.
»Auch ich habe meine Jugend nicht so verbracht, wie ich sollte.«
Nachdem das Gelächter abgeebbt war, sagte Clare: »Ich werde mich zurückziehen. Sie beide haben bestimmt viel zu besprechen.«
Nicholas legte ihr einen Arm um die Schultern.
»Bleiben Sie noch etwas. Ich wollte Lucien fragen ob er etwas über Michael Kenyon weiß, und die Antwort betrifft Sie genauso wie mich.«
Lord Strathmore runzelte die Stirn, sagte aber nichts, bis die drei sich in der Bibliothek niedergelassen hatten, und die beiden Männer Brandy tranken, während Clare an einem sehr kleinen Sherry nippte. Sie und Nicholas saßen in zwei nebeneinanderstehenden Lehnsesseln, Lord Strathmore ihnen gegenüber auf einem Sofa. Das Zimmer war hauptsächlich durch das Kohlenfeuer beleuchtet, das ein warmes, behagliches Licht erzeugte.
Nicholas beschrieb kurz die Situation in der Grube von Penreith. »Michael scheint sich aus dem Geschäft ganz zurückgezogen zu haben, was ihm überhaupt nicht ähnlich sieht. Weißt du, wo er im Augenblick ist? Ich hatte keinen Kontakt mehr mit ihm, seit ich England verlassen habe, aber ich möchte ihn sobald wie möglich sprechen.«
Lucien zog die Augenbrauen hoch. »Du weißt nicht, daß er in die Armee zurückgekehrt ist?«
»Liebe Güte, ich hatte keine Ahnung! Als er sie verließ, hat er doch geschworen, daß er für den Rest seines Lebens genug vom Soldatendasein hatte.«
»Zweifellos meinte er es damals auch so, aber nicht lange, nachdem du das Land verlassen hast, hat er sich ein neues Offizierspatent gekauft.«
Nicholas runzelte die Stirn, und Clare sah die Sorge in seinem Blick. »Du willst mir doch jetzt nicht sagen, daß der dumme Kerl losmarschiert ist und sich hat umbringen lassen, oder?«
»Keine Sorge, Michael ist nicht kleinzukriegen. Er hat die letzten vier Jahre hauptsächlich damit verbracht, die Franzosen auf der Halbinsel zu bekämpfen. Er ist jetzt Major und so etwas wie ein Held.«
Nicholas lächelte. »Das hört sich ganz nach Michael an. Fein, daß er sein explosives Temperament lieber an seinen Feinden austobt als an seinen Freunden.«
Lucien blickte in sein Glas und schwenkte den Brandy langsam darin. »Wo wir gerade bei seinem Temperament sind… habt ihr beide den Kontakt abgebrochen, weil ihr Streit oder etwas in der Art hattet?«
»Nein. Ich habe ihn sogar Monate vor meiner Abreise kaum noch gesehen, obwohl er da meistens in Penreith war. Er war sehr mit Plänen und Projekten zur Modernisierung der Mine beschäftigt. Deswegen wundert es mich ja auch, daß er sie seitdem vernachlässigt hat.« In Gedanken versunken, streckte Nicholas den Arm aus und legte seine Hand über die Clares. »Wo ist er denn jetzt? In Frankreich?«
»Nein, du hast Glück. Im Winterlager hat er sich eine Krankheit geholt und ist auf Wellingtons ausdrücklichen Befehl nach Hause gebracht worden. Er ist im Augenblick in London und hat sich schon wieder ganz gut erholt, obwohl sein krankheitsbedingter Urlaub noch nicht vorbei ist.«
Lucien verstummte und starrte brütend in sein Glas.
»Also hast du ihn getroffen und machst dir Sorgen um ihn«, schloß Nicholas. »Was stimmt denn nicht?«
»Zuviel Krieg, denke ich«, sagte Lucien langsam.
»Ich habe ihn neulich im Park beim Ausreiten getroffen. Er ist ausgezehrt wie ein hungriger Wolf, und mir kommt es vor, als ob er unter einer dünnen Oberfläche nur mühsam seine
Aggressivität verbirgt. Vielleicht ist es ja auch Verzweiflung. Das Land mag von seinem Militärdienst profitiert haben, er aber nicht, fürchte ich.«
»Wohnt er im
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