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Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Titel: Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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hinaufstieg.
    »Zu viel Wein.« Phillippa lächelte Mrs. Biddington an, als sie ihr auf der Treppe begegneten. Glücklicherweise befand Mrs. Biddington sich so selten in Gesellschaft der unvergleichlichen Mrs. Benning, dass sie die Erklärung bereitwillig akzeptierte, nickte und nach unten eilte.
    Als sie Marcus’ Zimmer erreicht hatten, war er totenblass. Aber er schleppte sich weiter, ging entschlossen den nächsten Schritt, den nächsten und noch einmal den nächsten, bis er schließlich an der Tür zu seinem Schlafzimmer angekommen war.
    Phillippa sah, dass er zögerte. »Weiter«, forderte sie ihn auf, »wir müssen dich ins Bett bekommen.«
    Aber Marcus schüttelte den Kopf. Ein kaum wahrnehmbares Lächeln huschte um seinen Mund, doch gleich darauf kehrte die Anspannung zurück. »Das Zimmer … prüfen. Ich muss es tun. Es muss … sicher sein.«
    Marcus griff nach dem Türknauf, aber seine Hand zitterte so stark, dass Phillippa ihre Hand auf seine Hand legte. »Ich erledige das«, sagte sie, »warte hier.«
    Er sah aus, als wollte er ihr widersprechen. Aber Phillippa duldete jetzt keinen Streit. Noch bevor Marcus etwas sagen konnte, hatte sie ihn gegen den Türrahmen gelehnt und war ins Zimmer geschlüpft.
    Im Schlafzimmer war es dunkel. Alles schien an seinem Platz zu sein. Ohne zu wissen, wie man ein Zimmer am wirkungsvollsten nach vermuteten Feinden absuchte, überprüfte Phillippa schnell die besten Verstecke. Riss den Schrank auf, sah unter dem Bett nach und im Vorzimmer des Kammerdieners. Nichts.
    Als sie die Schlafzimmertür wieder öffnete, stellte sie fest, dass Marcus, der noch immer gegen die schwarze Ohnmacht kämpfte, nicht mehr allein war.
    Byrne und Lady Jane waren bei ihm.
    »Sie haben ihn allein hier stehen lassen?«, wisperte Byrne kalt, schlang sich den unverletzten Arm seines Bruders um die Schulter und begleitete ihn ins Schlafzimmer.
    »Byrne, es ist alles gut«, sagte Marcus benommen.
    »Er … er hat mich angewiesen, das Zimmer zu kontrollieren«, entschuldigte sich Phillippa, die die beiden ins Zimmer führte.
    »Und?«, schoss Byrne zurück.
    »Und nichts. Es ist sicher.«
    Byrne brummte nur und ließ Marcus auf dem Bett nieder. Das Sitzen schien ihm zu helfen, vermutlich weil er seine Kraft jetzt nicht mehr für das Gehen aufwenden musste, sondern auf das Atmen verwenden konnte. Langsam kehrte die Farbe in seine Wangen zurück. Phillippa setzte sich neben ihm aufs Bett und stützte ihn, als Byrne das Loch in der Schulter untersuchte. »Kein Durchschuss. Und die Kugel steckt tief.«
    »Ich weiß«, sagte Marcus mit einem Lachen, das sich unvermittelt in eine Grimasse des Schmerzes verwandelte.
    »Marcus«, sagte Byrne, und seine Stimme klang rau vor Bedauern, »ich hätte … es tut mir leid, dass ich nicht … «
    »Über das ›Hab ich dir doch gleich gesagt‹ können wir uns später unterhalten«, stieß Marcus zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, »wenn du jetzt bitte so freundlich wärst, die Kugel aus meiner Schulter zu entfernen?«
    »Soll ich einen Arzt rufen?«, meldete sich Lady Jane von der anderen Seite des Zimmers.
    »Nein!«, riefen Marcus, Phillippa und Byrne gleichzeitig.
    Marcus blickte Phillippa an, zog die Augenbrauen hoch und nickte Jane zu.
    Phillippa hatte die Botschaft verstanden und ging zu Lady Jane. »Jane, könntest du uns helfen? Wir brauchen, äh, frisches Wasser und … « Ihr wollte nicht einfallen, was noch gebraucht wurde, weshalb sie sich an Marcus und Byrne wandte.
    »Leinentücher. Jede Menge Leinen. Wundsalbe. Welche auch immer Sie finden können.«
    »Und Brandy«, schloss Byrne.
    »Phillippa«, raunte Jane leise, »bitte lass mich einen Arzt rufen. Ich kann unmöglich in einem fremden Haus auf die Suche nach solchen Dingen gehen. Man wird mich erwischen.«
    »Und das sagt die Frau, die als junges Mädchen auf eigene Faust die Küche von Mrs. Humphreys Schule durchsucht hat, damit wir um Mitternacht eine Teegesellschaft abhalten konnten. Damals waren wir zehn Jahre alt«, spottete Phillippa und erntete ein herausforderndes Lächeln von Lady Jane.
    Phillippa trat einen Schritt näher zu ihrer Erzfeindin. »Jane, bitte«, flüsterte sie. Und dann sprach Phillippa Worte aus, von denen sie wusste, dass sie sie eines Tages bitter bereuen würde. Aber es half nichts. »Ich werde tief in deiner Schuld stehen.«
    In Janes Augen blitzte es verschmitzt auf, als sie nickte, auf der Stelle kehrtmachte und verschwand.
    Nachdem die Tür geschlossen

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