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Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Titel: Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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versuchte es mit einem tiefen, beruhigenden Atemzug. Sie versuchte es, genau wie Marcus, mit einem Schluck Brandy. Das half sogar ein bisschen, jedenfalls genügend, sodass Phillippa sich wieder über seine Schulter beugen und die Wunde betrachten konnte.
    Der Einschusswinkel sorgte jedoch dafür, dass die Wunde alles andere als gut zugänglich war.
    »Ich glaube, es ist einfacher, wenn du dich hinlegst.«
    Er nickte müde. Behutsam half Phillippa ihm, sich in Bauchlage auf dem Bett auszustrecken.
    Als sie es ihm so bequem wie möglich machte, bemerkte sie die schroffe Narbe an seiner Flanke und fuhr ehrfürchtig mit dem Finger darüber.
    Marcus drehte den Kopf zur Seite. »Ein Stich. Vor langer Zeit.«
    Sie nickte und zog die Hand zurück.
    »Es wird Zeit«, sagte er. Phillippa stellte die Kerze so nah wie möglich an die Wunde, hockte sich neben ihm auf das Bett und führte die Pinzette entschlossen in die Wunde ein.
    Sie ging sehr vorsichtig zu Werke, um ihm keinen unnötigen Schmerz zuzufügen, aber unglücklicherweise hatten weder der Brandy noch die tiefen Atemzüge ausgereicht, um ihre Hand vollkommen ruhig werden zu lassen.
    »Kannst du mir einen Gefallen tun?«, stieß Marcus mit zusammengebissenen Zähnen aus. »Kannst du dabei nicht über irgendetwas daherschwätzen?«
    »Ja, sicher«, erwiderte Phillippa mit unnatürlich hoher Stimme. »Worüber soll ich denn daherschwätzen?«
    »Zum Beispiel«, er hielt inne und atmete ein paar Mal tief durch, »könntest du mir verraten, warum du mit Lady Jane nicht zurechtkommst.«
    »Das ist nicht so leicht du erklären«, erwiderte Phillippa und versuchte, die Kugel nicht noch tiefer zu stoßen.
    »Entweder das oder zu erzählst mir etwas über deine Ehe«, forderte Marcus sie heraus. Als sie nicht antwortete, fuhr er fort. »Du bist gerade dabei, einen Klumpen Metall aus meiner Schulter zu fischen. Also, Lady Jane oder Alistair Benning. Du hast die Wahl.«
    Phillippa seufzte verzweifelt. »Ich würde lieber über etwas anderes sprechen. Über Broughton zum Beispiel, wenn du mich nur danach fragen würdest.«
    Marcus lachte schwach. »Weißt du eigentlich, dass ihr Phillip und Phillippa sein würdet – gesetzt den Fall, du würdest ihn heiraten?«
    Sie lächelte. »Ja, das ist mir schon durch den Kopf gegangen«, gestand sie.
    »Und du weißt auch, dass du viel zu gut bist für ihn, nicht wahr?«
    »Ich kenne mehrere Leute, die dir bestätigen würden, dass ich für überhaupt nichts gut bin«, erwiderte sie, während sie mit der Pinzette die Innenseite der Wunde berührte und Marcus vor Schmerz zusammenzuckte.
    Sie wünschte, er würde brüllen. Sie wünschte, er würde schreien. Aber er beherrschte sich, obwohl er schwer atmete, Schweiß auf seiner Haut perlte und seine Stimme angestrengt klang. Er war so stark. Verlangte nicht mehr von ihr, als dass sie irgendetwas daherschwätzte, denn das war das Einzige, das ihn von dem Schmerz ablenken konnte, den sie ihm zumutete. In diesem Moment fiel ihr die Entscheidung sehr leicht.
    Und sie beschloss, sich ihm zu öffnen.
    »Meine Ehe mit Alistair Benning«, begann sie, »war sehr kurz.« Sie spürte, wie er sich anspannte, dann ruhiger wurde. Als es ihr gelungen war, die Kugel mit der Pinzette zu greifen, erzählte sie weiter. »Es war in meiner ersten Saison, und er war sehr beeindruckend. Ja, er war sogar der Mann meiner Träume: ein alter Name, aus höchsten Kreisen, attraktiv und charmant. Er hat mich im Sturm erobert.«
    »Du warst jung und verliebt«, sagte Marcus.
    »Ja, ich war jung«, bestätigte sie und zog die Pinzette sanft heraus, »und ganz bestimmt dachte ich auch, dass ich verliebt bin. Die Flitterwochen wollten wir in Venedig verbringen. Aber auf der Jacht, die mein Vater uns geschenkt hatte, ist die gesamte Mannschaft an einem Fieber erkrankt. Fünf Tage nach Anbruch der Reise ist Alistair gestorben.«
    »Und du … hast du um ihn getrauert?«, fragte Marcus.
    »Ja, eine Zeit lang. Um den Mann meiner Träume habe ich getrauert.« Plötzlich atmete er scharf ein … es war der Augenblick, als sie die Kugel mit einem Ruck aus seiner Schulter zog. Erleichtert ließ sie das kleine Stück Eisen samt Pinzette auf den Tisch fallen und drückte einen Leinenstreifen auf die Wunde, die erneut stark blutete.
    »Und dann?«, fragte er, als er wieder ruhiger atmete.
    »Und dann«, antwortete sie, »habe ich entdeckt, wer er wirklich war.«
    Einen kurzen Moment überlegte sie, ob sie erzählen sollte, wie sie den

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