Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)
spürte, wie ihr Herz an seinem schlug. Langsam löste sein Geist sich aus dem Bann, den sie über ihn geschlagen hatte. Gute Güte, sie fühlte sich fantastisch an. Selbst wenn er das Bett nie wieder verlassen würde, wäre es noch zu früh. Außer ihr gab es nichts; sie war das Einzige, was überhaupt existierte. Er schmiegte sich an sie und sog ihren Duft ein, der ihm so sehr das Gefühl gab, endlich heimgekommen zu sein.
Ihre Finger spielten über seinen Rücken, während sie zarte Küsse auf seinen Schultern und auf seine Kehle verteilte. Plötzlich verspürte Marcus einen Anflug von Panik.
»Ich zerquetsche dich! Bitte entschuldige.« Er hob seinen Körper von ihrem; erbarmungslos fuhr die kalte Luft zwischen sie.
»Wehe, du gehst«, wisperte sie und zog ihn wieder zu sich heran. Er lächelte in ihr Haar und freute sich, dass sie ebenso wenig bereit war wie er, sich zu trennen.
»Dann treffen wir uns in der Mitte«, hauchte er ihr ins Ohr, rollte sich auf die Seite und nahm sie mit. Sie kicherte mädchenhaft, als er die Laken um ihren Rücken wickelte und seine Hand dort liegen ließ.
»Irgendwie hatte ich es im Gefühl, dass du gut darin sein würdest.« Sie lächelte. »Und diese geschickten Hände«, bemerkte sie, als besagte Hände anfingen, über ihre Hüften zu streicheln und ihr Bein anwinkelten und es über seines zogen.
»Du solltest dein Licht nicht unter den Scheffel stellen. Ich finde dein Talent höchst bemerkenswert.« Er lächelte zurück, knabberte kurz an ihrem Ohr und liebkoste ihren Nacken.
»Ja, aber am Ende bist doch du derjenige, der einen Ruf zu verlieren hat«, antwortete sie.
»Bin ich das?«, hakte Marcus nach.
»Man sagt, Blue Raven sei ein ausgezeichneter Liebhaber. Er stiehlt den Ladys nicht nur die Tugend, sondern auch all ihre Geheimnisse.«
Marcus erstarrte, nahm die Hand von ihrem Rücken. »Phillippa, meine Liebe«, fing er an und rückte ab, um sie besser sehen zu können, »ich sollte dir sagen … «
»… dass die Berichte über deine Taten übertrieben sind?«, schloss sie an seiner Stelle. »Das weiß ich. Das hattest du bereits erwähnt. Aber was deine Liebeskünste betrifft, so darf ich mich glücklich schätzen, sämtliche Berichte voll und ganz bestätigen zu können.« Marcus spürte, wie diese Lobeshymne ihn erröten ließ, als sie auch schon fortfuhr. »Um die Wahrheit zu sagen, ich wäre schrecklich eifersüchtig, wenn ich auch nur daran denke, dass du Hunderte Ladys so geliebt hast wie mich.«
»Phillippa, so wie mit dir ist es für mich noch nie gewesen«, bekräftigte Marcus rasch und hielt ihren Blick fest, »verstehst du? Aber ich möchte, dass du weißt, dass ich … «
Wieder wurde er zum Schweigen gebracht, diesmal mit einem langen, sinnlichen Kuss, der ihm die Worte von den Lippen stahl und seine Seele aufleuchten ließ.
»Das verstehe ich«, wisperte sie atemlos und küsste ihn wieder.
Ich beichte es ihr, versprach er sich im Stillen, ganz bestimmt werde ich es tun. Aber in diesem Moment fehlten ihm einfach die richtigen Worte. In diesem Moment gab es nichts als das Zimmer, das Bett, den Kokon, in den sie sich eingesponnen hatten. Die Sehnsucht, die sie füreinander empfanden und die nach Erfüllung schrie, und die lange, dunkle Nacht.
Stunden vergingen. Vollkommen befriedigt war Phillippa mühelos in den Schlaf gesunken … Marcus hingegen lag noch wach, weil ihm so viele widerstreitende Gedanken durch den Kopf gingen.
Einerseits wünschte er sich, so gut schlafen zu können wie Phillippa Benning. Wie ein Knäuel hatte sie sich an ihn geschmiegt; die Rundungen und Täler ihres Körpers passten perfekt zu ihm. Sie war genau das, wovon er seit Wochen geträumt hatte, nur dass die Wirklichkeit besser war als jeglicher Traum. Er wollte nichts anderes, als dass es für immer so blieb.
Aber da war auch diese innere Stimme, die an seinem Bewusstsein nagte und ihn warnte, dass Phillippa in seiner Nähe nicht sicher war.
Draußen vor der Tür lauerte immer noch eine gespenstische Gefahr. Falls Laurent und seinen Verbündeten klar war, dass Marcus sie jagte, und wenn sie zudem wüssten, dass Phillippa zu seinem Leben gehörte, dann wäre sie eine leichte Beute.
Außerdem gab es immer noch diese kleine, wirklich ganz unbedeutende Lüge. Warum nur hatte er sie in dem Glauben gelassen, dass er Blue Raven war?
Marcus löste sich von ihr und unterdrückte sein schlechtes Gewissen, als sie im Schlaf leise protestierte. Im Dunkeln zog er sich die
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