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Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Titel: Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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auf den unverletzten linken Arm, als er vorsichtig die Treppe nach oben stieg. Der Rauch des sich ausbreitenden Feuers schwächte ihn; ein altes Haus wie dieses konnte brennen wie Zunder. Er schaffte es bis nach oben, kurz bevor die Treppe zusammenbrach und er im ersten Stockwerk gefangen war. Aber darüber würde er sich später Gedanken machen; jetzt bahnte er sich den Weg durch die herabstürzenden Trümmer und stieß in das Zimmer hinein, wo Laurent und Byrne immer noch kämpften.
    Die beiden Männer bemerkten ihn nicht, waren zu sehr darauf konzentriert, den Gegner zu töten. Sie wälzten sich auf dem Boden, rollten an einem in Flammen stehenden Sofa und den brennenden Resten von Phillippas Stuhl vorbei. Laurent schwang einen Dolch, auf den Byrne mit dem Stock zielte. Beide rappelten sich wieder auf. Der Franzose war unsicher auf den Beinen, sprang nach vorn und musste sich gefallen lassen, dass Byrne ihm den Dolch mit dem Stock aus der Hand schlug.
    Laurent schwankte. Ein Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit. »Diesen Unsinn können wir hinter uns lassen, nicht wahr?« Byrne erwiderte nichts. »Glücklicherweise ist mir noch eine Pistole geblieben«, schnaubte er, griff unter seinen Mantel und schlug sich auf die Hüfte – und dann wie wahnsinnig noch einmal. Aber dort war nichts.
    »Suchst du das hier?«, erkundigte sich Byrne und hielt die zweite Silberpistole hoch. Laurent stieß ein erschöpftes, verzweifeltes Lachen aus und hob die Hände zum Zeichen, sich zu ergeben. »Meinst du wirklich, du könntest alldem ein Ende setzen, indem du mich tötest? Wir sind zahlreicher, als du glaubst.«
    »Das kümmert mich nicht. Ich möchte nur eins wissen«, Byrne senkte die Pistole. »Letztes Jahr im Gasthaus habe ich jemanden getötet. Wen?«
    Laurents Lächeln verschwand. »Auch ich hatte mal einen Bruder«, entgegnete er. »Ich darf wohl nicht annehmen, dass wir zu einer Einigung kommen können? Unter Gentlemen.«
    »Nein«, entgegnete Byrne, »ich habe es satt, ein Gentleman zu sein.«
    In dem krachenden Inferno war der Schuss kaum zu hören. Rot spritzte das Blut aus Laurents Brust, als er auf die Knie sank, nach vorn kippte und schließlich seitlich zu Boden stürzte.
    Byrne warf die Waffe beiseite und kniete sich neben Laurent.
    Und verharrte reglos.
    Hätte Marcus diese letzten Momente nicht miterlebt, er hätte geglaubt, Byrne wäre tot.
    Die Bohlen knirschten unter seinem Gewicht, als Marcus das Zimmer durchquerte. »Byrne!«, schrie er. Byrne riss den Kopf hoch. »Byrne, das Haus stürzt gleich ein! Wir müssen hier raus!«
    »Marcus, ich kann nicht mehr«, sagte Byrne resigniert und erschöpft.
    »Doch, du kannst!«, schrie Marcus. »Komm schon, wir müssen raus!« Er zerrte seinen Bruder am Arm, aber vergeblich.
    »Nein«, knurrte Byrne und riss den Arm zurück.
    »Byrne, komm endlich!« Marcus bot alle Kraft auf, um seinem Bruder auf die Beine zu helfen.
    »Warum?«, schrie Byrne zurück, fing Marcus’ Blick auf und flehte um eine Antwort, um einen vernünftigen Grund.
    »Weil ich mit dir sterbe, wenn du hier stirbst«, antwortete Marcus. »Ich lasse dich nicht allein. Willst du dir meinen Tod etwa auch noch aufbürden?«
    Bedächtig schüttelte Byrne den Kopf. Noch bevor er den Streit fortsetzen konnte, schlang Marcus den Arm um ihn und hüllte ihn in die Decke. »Es gibt keine Treppe mehr«, sagte er, »wir müssen zum Fenster raus.«
    Byrne nickte. Sie gingen zu dem Fenster, durch das Byrne in die Wohnung gelangt war. Es lag im ersten Stock, doch die Ranken, an denen Byrne hochgeklettert war, gab es nicht mehr. Sie waren verbrannt.
    Die beiden Brüder sahen sich an – bevor sie Anlauf nahmen und den Sprung wagten.
    Phillippa konnte keinen klaren Gedanken fassen. Sie konnte nur auf das Haus starren, in dem sie gefangen gehalten worden war und das jetzt vom Feuer immer weiter aufgefressen wurde. Marcus war dort drinnen. Wie sollte er je wieder herauskommen? Das Haus war von Flammen eingeschlossen. Männer mit Wasserkübeln, die von wer weiß wo herkamen, schleuderten den Inhalt in vergeblicher Anstrengung auf die Flammen. Inzwischen war die Feuerwehr alarmiert worden und versuchte, die Flammen mit Sand zu ersticken. Totty, Lady Jane und die Hälfte der Ballgäste, alle goldfarben gekleidet, waren herbeigelaufen gekommen. Aus der Ferne hörte man die Ballmusik spielen. Phillippa starrte unverwandt auf das Haus, während Totty ihr die Hand hielt. Immer noch kein Zeichen von Marcus.
    Plötzlich

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