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Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Titel: Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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überhaupt den Ballsaal verließ?«
    »Ha!«, lachte er so laut, dass Phillippa überrascht zu ihm hinunterschaute. »Mrs. Benning, ich erwähnte bereits, dass niemand bei klarem Verstand sich einen solch schrecklichen Ort für … für ein romantisches Intermezzo aussuchen würde«, schloss er und war sich bewusst, dass sie ihn genau im Blick hatte, »nein, im Unterschied zu Ihrer geistigen Einstellung muss ich Ihnen leider sagen, dass nicht jede mitternächtliche Verabredung romantischer Natur ist.« Er stand auf und drehte sie um, damit sie ihn anschauen konnte. »Das gilt zum Beispiel für Ihre.«
    Vor Schreck stand ihr der Mund offen. »Doch, aber ganz bestimmt, so war es!«
    »Wirklich? Ich hatte vielmehr den Eindruck, dass es um eine geschäftliche Angelegenheit ging. Sie verhalten sich, als wollten Sie sich den Gewinn sichern, und haben Ihre Konkurrentinnen in dieser Hinsicht ausgeschaltet. Sie sind taktisch vorgegangen, und das auf brillante Art und Weise. Wenn ich Ihnen also Respekt und Bewunderung zollen dürfte?«
    Phillippa kniff die Augen zusammen. Mit fragwürdigen Komplimenten war sie offenbar vertraut.
    »Ich bin durchaus bei klarem Verstand«, sagte sie und streckte das Kinn beinahe höher als die Nase.
    Er zog die Brauen hoch. »Niemand hat das Gegenteil behauptet.«
    »Sie sagten, dass niemand bei klarem Verstand sich solch einen Ort für … wie auch immer, ich bin zum ersten Mal hier. Ich hatte keine Ahnung, wie es hier aussieht.«
    Marcus lächelte trocken. »Na gut. Aber das nächste Mal sollten Sie Erkundigungen einziehen. Prüfen Sie Ihre Umgebung im Vorhinein. Suchen Sie sich eine Bibliothek mit ein paar Kissen. Hinter einem Sofa kann man genauso gut verschwinden wie in einem Sarkophag.«
    Er hatte spöttisch und belustigt klingen wollen.
    Es kam allerdings ganz anders an.
    »Mr. Worth«, legte sie los, stemmte die Hände in die Hüften und ließ, vielleicht zum ersten Mal an diesem Abend, alle Künstlichkeit fahren, »ich habe nicht vorgehabt, meinen Abend so zu beenden. Eigentlich sollte ich genau jetzt im großen Saal tanzen, bevor ich dann eine Reihe weiterer Partys besuche. Es war nicht geplant, dass ich hier feststecke, unter anderem mit vierzehn kniehohen Venusfiguren, vier Caravaggios, von denen zwei gefälscht sind, sechs Basreliefs, zweiundvierzig Alabasternymphen, einem ägyptischen Sarkophag und Ihnen! Und so vollgestopft und entsetzlich diese Umgebung auch sein mag – die einzige Person, die ich in dieser Gesellschaft wirklich abscheulich finde, sind Sie. Und wenn Sie jetzt bitte so freundlich wären, mir zu verraten, was Sie haben wollen, um die Umstände unserer Begegnung niemals zu erwähnen, oder um Ihre abscheuliche Meinung kundzutun? Sonst würde ich nämlich gern gehen.«
    Phillippa rauschte an ihm vorbei, aber noch bevor sie die Tür erreicht hatte, ergriff er ihren Arm. Zu seiner Überraschung zog sie ihn nicht fort, sondern drehte sich einfach zu ihm hin. Ihre blauen Augen glitzerten in der Dunkelheit, und hinter den Brillengläsern glitzerten seine zurück.
    »Mrs. Benning«, entgegnete er, und seine Stimme war nicht mehr als ein leises Brummen, »nur dass wir uns nicht falsch verstehen. Für mich ist die Lage auch nicht ideal.« Sie schnaubte, glaubte ihm offenbar nicht. Er verstärkte den Griff um ihren Arm, ganz leicht nur, sodass es kaum spürbar war, wie eine sanfte Massage. »Bis jetzt habe ich nur meinen Spott getrieben, um uns die Umstände ein wenig angenehmer zu gestalten. Nun gut. Wenn Sie tatsächlich der Auffassung sind, dass es mich mehr als einen feuchten Kehricht interessiert, was Sie und Ihr Gehabe angeht, dann sind Sie in weitaus größerem Maße von sich selbst eingenommen, als ich es je vermutet hatte. Was gar nicht mal so einfach ist.«
    Sie zog die Brauen hoch. »Was sagen Sie da? Dass Sie nicht käuflich sind? Das habe ich früher schon mal gehört. Es ist aber zwangsläufig falsch.«
    »Ich habe keine Verwendung für Ihr Geld. Und auch nicht für Sie. Was um alles in der Welt schlagen Sie vor, für mich zu kaufen?«
    Sie zuckte zusammen. »Ich … ich … «
    Er nutzte die Gelegenheit, sich kaum merklich nach vorn zu lehnen. »Ich möchte Ihnen eine kleine Lektion erteilen, hören Sie also genau zu. Der einfachste Weg, sich meines Schweigens zu versichern, besteht darin … «
    Just in diesem Augenblick drang das ihnen inzwischen vertraute Geräusch des klemmenden Türknaufs, an dem jemand rüttelte, in die Ohren. Marcus’ Blick flog nach

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