Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)
unten zum Türspalt, wo ein ungewöhnlich großer Schatten den größten Teil des Lichts von draußen aussperrte.
Er blies die einzige Kerze aus.
»Rasch!«, stieß er aus und zerrte Phillippa zurück zum Sarkophag in der Mitte des Zimmers.
»Was? Da lege ich mich nicht wieder rein!« Wütend versuchte sie, sich aus seinem Griff zu befreien.
»Ich fürchte, Ihnen bleibt keine andere Wahl«, wisperte er und hob den Deckel.
»Aber … mein Kleid! Es wird ruiniert sein!«, wisperte sie zurück. Aber es half nichts. Bevor sie weiter protestieren konnte, wurde sie in die vertraute staubige und muffige Enge des Sarkophags gestoßen.
»Als ob ein Mädchen wie Sie sein Kleid mehr als nur ein einziges Mal tragen würde«, wisperte er zum Abschied und schloss den Deckel just in dem Moment, als Lord Fieldstone (der zufällig auch Direktor des Amtes für Kriegsangelegenheiten war) die Tür zur Bibliothek zum zweiten Mal an diesem Abend öffnete.
7
»Hallo? Wer ist da?«, wisperte Lord Fieldstone und tappte durch die Dunkelheit.
»Marcus Worth, Mylord. Vielen Dank, dass Sie hergekommen sind.« Marcus trat an Lord Fieldstone vorbei und schloss die Tür.
»Worth! Dem Himmel sei Dank. Vorhin war ich schon hier und habe den Marquis of Broughton dabei erwischt, wie er in meinen Kostbarkeiten herumgestöbert hat.«
»Ja, ich weiß. Ich habe Sie um ein Treffen gebeten, weil ich … «
»Sie wissen Bescheid?«, unterbrach Lord Fieldstone. »Und woher?«
»Oh, äh, um ehrlich zu sein, ich war schon hier. Habe mich versteckt. Ich muss wirklich sagen, dass Sie ihn auf wunderbare Weise losgeworden sind.«
»Wo hatten Sie sich denn versteckt? Sie haben doch nichts umgestoßen, oder?«
»Nein!«, protestierte Marcus. Zum Zeichen der Unschuld hielt er die Hände hoch. »Nein, ich … äh … ich lag im Sarkophag. Ich war höchst erfreut, ihn leer vorzufinden.«
»Leer?« Fieldstone wirkte einen Moment lang irritiert, bis sich seine Stirn wieder glättete. »Oh, ja, doch, letzte Woche haben wir die Mumie rausgeholt, weil sie restauriert werden muss. Ein Bein hatte sich gelockert.«
»Hmm.« Mehr fiel Marcus dazu nicht ein, und es war auch die einzige Erwiderung, die unverfänglich genug war, das erstickte Stöhnen zu überdecken, das seiner Meinung nach aus dem Inneren des Sarkophags entstiegen war. Fieldstone schien es allerdings nicht bemerkt zu haben.
»Ich hoffe inständig, dass Sie im Innern des Sargs nichts zerstört haben, Worth. Wie hat er denn gepasst?« Mit raschem Schritt trat Lord Fieldstone zum Sarg und hatte die Hand an den Deckel gelegt, den Marcus gerade noch rechtzeitig und mit sanftem Druck niederdrücken konnte.
»Drinnen war es ziemlich eng, Sir. Aber es ist alles in Ordnung. Versprochen. Sowohl der Sarkophag als auch ich. Ich hatte aus einem ganz besonderen Grund um ein Treffen gebeten, aber jetzt muss ich mich doch wundern, dass Sie nicht einen geräumigeren Ort empfohlen haben. Es wäre mir zuwider, Ihre Venusse oder Nymphen zu zerbrechen. Übrigens, wie viele Nymphen besitzen Sie eigentlich?«, erkundigte sich Marcus wie beiläufig, während er versuchte, Fieldstone zur Tür zu lotsen. Unglücklicherweise bewegte der Mann sich nur sehr schwerfällig.
»Zweiundvierzig. Richtig, ein geräumigerer Ort wäre angenehm, aber ich habe das Haus voller Gäste und eine Ehefrau, die bereits vier Gläser Punsch im Magen hat. Uns bleibt überhaupt keine Zeit zu vertrödeln. Sagen Sie mir, was Ihr Anliegen ist.«
»Sind Sie sich wirklich sicher, dass Sie nicht vielleicht doch … «
»Raus damit! Auf der Stelle!«
Marcus zögerte. Einerseits hatte es zu lange gedauert, um einen Termin für ein persönliches Gespräch beim Direktor zu erhalten; andererseits waren die lauschenden Ohren nur knapp einen Meter entfernt. Zeit jedoch war der entscheidende Faktor. Also straffte Marcus die Schultern, senkte seine Stimme und hoffte, dass sie zu leise klang, um den Stein durchdringen zu können.
»Sir, aus vertraulicher Quelle habe ich Informationen erhalten, dass unter Umständen ein alter Feind seinen Weg nach London gefunden hat und plant … «
»Was plant?« Bedauerlicherweise sprach Lord Fieldstone in normaler Lautstärke.
»Da bin ich mir nicht sicher, Sir.«
»Ah, verstehe. Und wer ist dieser alte Freund?«
»Ich zögere, darüber zu sprechen, Sir, denn er sollte eigentlich tot sein«, erwiderte Marcus.
»Ah, verstehe«, wiederholte Fieldstone, »und wer sind die Informanten?«
»Ein Arbeiter, der uns in der
Weitere Kostenlose Bücher