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Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Titel: Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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Broughton, nicht wahr? Was zum Teufel haben Sie in meiner Bibliothek verloren?« Gedämpft donnerte der Bariton von Lord Fieldstone – dem das Haus gehörte, die Sammlung in der Bibliothek und der die Party ausrichtete – durch den dicken Stein.
    »Lord Fieldstone! Ich war auf der Suche nach … nun, ich glaube, das spielt jetzt auch keine Rolle mehr, nicht wahr?«, fing Broughton an. Sogar Marcus konnte den gekünstelten Charme des Mannes hören, beinahe auch das kleinlaute Lächeln in der Stimme des Mannes. Und da er in Dunkelheit eingehüllt war, hielt er es nicht für nötig, es sich zu verkneifen, die Augen zu verdrehen.
    »Sieht so aus, als hätte ich mich verlaufen«, fuhr Broughton fort, »und dann fand ich mich in diesem bemerkenswerten Zimmer wieder. Was für eine außergewöhnliche Sammlung, Sir. Man muss Ihnen wirklich gratulieren.«
    »Danke, Sie sind sehr freundlich. Ich bin sehr stolz auf die Sammlung.« Wie er mit seiner Stimme eindrucksvoll unter Beweis stellte. »Aber Sie sollten vorsichtig sein. Gute Güte, ist die Venus dort drüben etwa umgestürzt?«
    »Hm? Oh, nein, ich … kann sein, dass ich ein wenig dagegengestoßen bin. Aber sie ist aufrecht stehen geblieben.«
    »Angestoßen?«, hakte Fieldstone panisch nach. »Aber sie ist unbezahlbar! Sie können doch nicht einfach gegen etwas Unbezahlbares stoßen! Kommen Sie mit, ich zeige Ihnen den Weg zurück in den Ballsaal.« Und dann noch einmal, langsamer, so als ob er ganz atemlos wäre, »angestoßen!«
    »Oh, Sie sind zu gütig, Lord Fieldstone, aber ich denke, ich finde allein zurück. Machen Sie sich keine Sorgen, ich bleibe hier und … ich stelle die Venus wieder an ihren Platz … «
    »Nein!« Fieldstone konnte die Panik in seiner Stimme nicht mehr verbergen. »Rühren Sie sie bloß nicht an! Kommen Sie mit, guter Mann. Ich bin überzeugt, eine ganze Reihe junger Ladys wartet begierig auf Ihren Tanz … «
    Die Stimmen verklangen mit den Schritten. Es klickte geräuschvoll; die Bibliothekstür musste ins Schloss gefallen sein. Marcus und Phillippa blieben allein an ihrem stillen, engen Platz zurück.
    Wieder suchte er ihren Blick. Nachdem er ihn aufgefangen hatte, gab er ihr zu verstehen, dass sie vorsichtshalber noch einen kleinen Moment abwarten solle. Nur für den Fall.
    Aber Vorsicht bekleidete bei Mrs. Phillippa Benning keinen besonders hohen Rang.
    Er offenbar auch nicht.
    »Würden Sie … autsch!« Sie zuckte zusammen. »Runter von mir. Heben Sie den Deckel an, bitte!«
    »Sie … aua!«, rief er, als der Absatz ihres Schuhs auf sein Auge traf, »Sie befinden sich auf mir , Ma’am. Sie drücken an Ihrem Ende, ich an meinem. Sind Sie bereit?«
    »Hören Sie gefälligst auf, auf mein Kleid zu starren! Ja, ich bin bereit.«
    »Achten Sie auf die Absätze Ihrer Schuhe. Eins … zwei … drei!«
    Der Deckel hob sich, und zwei verstaubte, missmutige Gestalten tauchten auf und versuchten, so großen Abstand wie nur möglich zwischen sich zu bringen.
    Und der konnte in dieser Bibliothek nicht besonders groß sein.
    Nach ein paar tiefen Atemzügen und ein wenig Husten und Räuspern schauten die beiden einander an.
    Zumindest schaute Marcus sie an. Umgekehrt schien sie allerdings entschlossen, ihn nicht anzuschauen.
    »Ich kann mir gar nicht vorstellen, was Sie eigentlich in diesem Sarkophag zu suchen hatten«, begann sie schließlich, schaute ihn aber immer noch nicht an.
    »Mag sein«, erwiderte er, war allerdings nicht in der Lage, seine Antwort oder gar das Lächeln in seiner Stimme zu unterdrücken, »aber ich kann mir lebhaft vorstellen, was Sie vor ein paar Minuten auf dem Deckel zu suchen hatten.«
    Damit erntete er einen Blick. Einen unglaublich zornigen Blick.
    »Niemals würde ein Gentleman sich einer Lady gegenüber zu einer solchen Bemerkung hinreißen lassen«, entgegnete sie verschnupft.
    »Stimmt.« Er grinste und hatte seine diebische Freude daran, zu beobachten, wie sie langsam errötete. »Ladys würden sich allerdings auch gar nicht erst zu solchen Handlungen hinreißen lassen. Vielleicht waren wir beide fehlgeleitet.«
    Es herrschte zwar nur Dämmerlicht, aber trotzdem hätte er schwören können, dass ihre Gesichtsfarbe sich von rot zu violett wandelte. »Sie … Sie haben gelauscht!«, stieß sie mit erstickter Stimme aus. Auf ihren Wangen zeigten sich rote Flecken des Entsetzens. »Sie … Sie wussten, dass ich herkommen würde! Haben Sie etwa im Sarg gelegen und auf uns gewartet? Um uns zu belauschen? Das …

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