Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)
Vergangenheit schon nützlich gewesen ist. Ich vertraue seiner Information.«
Lord Fieldstone spannte das Kinn an und nahm sich einen Moment Zeit, um die Neuigkeiten zu verdauen. Marcus hielt den Atem an, denn er wusste nur zu gut, dass er klang wie ein alter Dummkopf. Ein Informant von der Straße verriet ihm, dass ein toter Mann irgendetwas Böses im Schilde führte? Und damit wagte er es, den Direktor des Kriegsamtes zu belästigen? Vielleicht betrieb er auch nur Spiegelfechterei; aber sein Bauchgefühl, dessen Urteil er niemals in Zweifel zu ziehen wagte, erzählte ihm etwas anderes.
»Worth«, erwiderte Fieldstone und fing an, durch das Zimmer zu schreiten, soweit dessen begrenzte Abmessungen es gestatteten, »während des Krieges haben Sie unglaubliche Arbeit geleistet. Zum Teufel noch mal, ich kann beteuern, dass Blue Raven mindestens ein halbes Dutzend Mal der einzige Grund dafür war, dass wir überhaupt gewonnen haben. Aber inzwischen ist der Krieg vorüber. Sogar zwei Mal. Sie sollten ausgehen, sich Ihren Spaß gönnen, tanzen. Oder anders gesagt, suchen Sie sich ein junges Ding und lassen Sie sich auf dem Lande nieder. Es lohnt sich ohnehin, die Stadt zu verlassen. Besuchen Sie die Ländereien Ihres Bruders, lassen Sie sich ein wenig frische Luft um die Nase wehen. Jagen Sie nicht alten Gespenstern nach.«
Lord Fieldstone blickte mit väterlichem Ernst zu ihm auf. Für den Bruchteil einer Sekunde wünschte Marcus sich, den Rat befolgen zu können.
»Sir … «, Marcus schob sich die Brille hoch, »… mein Instinkt sagt mir, dass dieses alte Gespenst gar keines ist.«
Fieldstone seufzte tief und marschierte weiter durchs Zimmer, blieb dann aber plötzlich stehen und drehte sich zu Marcus. »Ich nehme an, dass Sie einen Grund haben, sich an den Büros vorbei direkt an mich zu wenden und nicht an Sterling oder Crawley oder irgendeinen anderen Ihrer Kollegen.«
»Was diese neue Information betrifft, habe ich Grund zu der Annahme, dass sie innerhalb der Sicherheitsabteilung aufgebracht worden ist.«
Seine Bemerkung weckte das Interesse des älteren Mannes.
»Was ist das für eine Information?«
Marcus zog ein schmutziges, aber ordentlich gefaltetes Papier aus der Tasche und reichte es Fieldstone, der es für nicht enden wollende Sekunden überflog.
»Haben Sie diese Liste geschrieben?«
»Nein, sie ist mir in die Hände gespielt worden.«
»Und wie kommen Sie darauf, dass sie aus einer der Abteilungen stammt?«, hakte er grimmig nach.
Marcus atmete tief durch. »Die Tinte, das Papier … «
»Weder das eine noch das andere ist eindeutig.«
»Stimmt, aber beides wird auch von der Sicherheitsabteilung verwendet. Ich muss es wissen, denn ich starre sie Tag für Tag an. Und sehen Sie hier diese kleine Kante am Wachssiegel? Genau das benutzen wir auch in den Büros«, fuhr er fort, obwohl ihm klar war, dass er im besten Falle lächerlich klang und im schlechtesten wahnsinnig. Die Beweislage war denkbar dünn, und er an Fieldstones Stelle hätte der Geschichte vermutlich auch keinen Glauben geschenkt. »Mylord, in dieser Sache sagt mir mein Bauchgefühl, dass irgendetwas nicht stimmt. Und auf dieses Gefühl vertraue ich. Und das haben Sie bisher auch immer getan.«
Lord Fieldstone atmete tief aus, als er den Blick wieder auf die Liste richtete und überlegte, was er tun konnte. »Ihre Informationen sind bestenfalls dürftig zu nennen.«
»Das weiß ich.«
»Dann ist Ihnen auch klar, dass ich nichts absegnen kann, was Sie in dieser Angelegenheit unternehmen wollen, oder?« Er gab das Papier zurück.
»Verstehe, Sir.«
»Wirklich?«, seufzte Fieldstone und musterte Marcus aufmerksam. Marcus hielt dem Blick stand. »Worth, wenn ich Ihnen verspreche, mir die Sache diskret anzuschauen, werden Sie sich dann zurückhalten und mir gestatten, die Untersuchung zu leiten?«
»Solange es mir möglich ist, Sir«, erwiderte Marcus, »ein paar Ereignisse auf der Liste sollen allerdings innerhalb weniger Wochen stattfinden.«
»Einverstanden«, sagte Fieldstone und drehte sich zur Tür. »Jetzt gehe ich wieder zurück zu meinen Gästen. In fünf Minuten schicke ich einen Lakaien hoch, der die Tür von außen verschließt. Ich schlage vor, dass Sie die Nacht mit ruhigem Schlaf verbringen, Worth.«
»Ja, Sir.«
Aber die Tür war schon hinter Fieldstone ins Schloss gefallen, und Marcus gestattete es sich, eine lockere Haltung einzunehmen und tief auszuatmen.
Das, was er zu tun gedachte, würde also keine
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