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Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Titel: Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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das wäre abscheulich!«
    Marcus starrte sie verwirrt an. »Was um alles in der Welt reden Sie da?«
    »Reggie Fieldstone!«
    »Was hat das Kind damit zu tun? Gute Güte, der Junge ist doch nicht etwa irgendwo hier? Wo sollte er sich auch verstecken?«
    »Nein. Sie … Sie haben belauscht, wie er mir erklärt hat, wie man in die Bibliothek gelangt … und Sie sind mir gefolgt!«
    Marcus atmete tief durch. »Erstens kann ich Ihnen streng genommen gar nicht gefolgt sein, weil ich bereits vor Ihnen hier war, was dadurch bewiesen ist, dass Sie auf mir gelandet sind. Aber … «, er schnitt ihr das Wort ab, bevor sie etwas einwenden konnte, »… aber ich verstehe, was Sie ausdrücken wollen. Ich kann Ihnen jedoch versichern, dass ich von Reggie nichts außer dem aufgeschnappt habe, was ich Ihnen schon vorhin erzählt habe. Und ich bin nicht Ihretwegen hier, sondern habe meine eigenen Gründe. Am allerwenigsten habe ich damit gerechnet, dass sich irgendjemand diesen verstaubten, überfüllten Ort für ein Schäferstündchen aussucht. Ich garantiere Ihnen, dass Sie mich noch mehr überraschen als ich Sie.«
    Sie richtete sich zu voller Größe auf. Ihre Gesichtsfarbe hatte sich wieder normalisiert; die entsetzten, zornigen Flecken auf den Wangen waren verschwunden. »Phillippa Benning lässt sich nicht auf Schäferstündchen ein.«
    Nun, was konnte ein Mann da mehr tun, als die Schultern zu zucken? »Wie Sie meinen.«
    Sie streckte das Kinn hoch. Wenn es nicht so gebieterisch wäre, hätte es auf mädchenhafte Art charmant aussehen können.
    »Mr. Worth, ich sehe gar keinen Grund, mich vor Ihnen zu rechtfertigen. Nein, ganz und gar nicht. Sie mögen Vergnügen dabei empfinden oder auch nicht, in Särgen zu liegen und die romantischen Rendezvous anderer Menschen zu belauschen. Ich versichere Ihnen, dass es mich nur geringfügig interessiert.«
    Dann eilte sie sicheren Schrittes zur Tür und legte die Hand auf den Knauf.
    »Ich an Ihrer Stelle würde das nicht tun«, sagte er und nahm sich einen Moment lang Zeit, die Schmutzflecken von der Brille zu putzen.
    »Aber ich bin nicht Sie, Mr. Worth. Dem Himmel sei Dank.«
    »Nein. Aber im Augenblick haben wir eine Gemeinsamkeit.«
    »Und die wäre?«, seufzte Phillippa.
    »Wir sind beide ziemlich staubig.«
    Phillippa zog die Hand zurück und ließ den Blick an sich hinunterschweifen. Sogar in der Dunkelheit war zu erkennen, dass sie ausgesprochen grau geworden war. Ihre Haut, das Kleid …
    »Sogar mein Haar!«, rief sie und hüllte sich in eine Wolke, als sie ihre nunmehr grauen Locken schüttelte. »Oh, du lieber Himmel! Wenn mich jemand in diesem Zustand erblickt hätte!«
    »Ja, genau, stellen Sie sich nur vor, wenn mich jemand in diesem Zustand erblickt hätte!«
    »Spott taugt nur dazu, jemandem Humor zu entlocken, Mr. Worth. Aber im Moment ist leider niemandem zum Lachen zumute«, schnappte sie.
    »Das war eigentlich eher ernst gemeint«, Marcus streifte sich den Mantel ab und klopfte ihn aus, »stellen Sie sich doch nur einmal vor, jemand hätte Sie so verstaubt gesehen. Und dann mich. Was hätte er oder sie denken sollen?«
    »Oh!« Phillippa schlug sich die Hand vor den offenen Mund. »Oh! Sie würden denken … oh, wie entsetzlich!«
    »Ich bin Ihnen unendlich dankbar«, entgegnete er trocken, »drehen Sie sich um, ich schau mal, was sich mit Ihrem Rock machen lässt.«
    Er kniete sich neben sie und fing an, die Falten ihres Rockes auszuschlagen, als handelte es sich um einen Teppich.
    »Vorsichtig! Die Spitze ist importiert, und das Muster ist einzigartig«, sagte sie, zog ihren linken Handschuh aus und schüttelte ihn so heftig wie möglich. »Wenn Sie nicht hier sind, um mich auszuspionieren, was hatten Sie dann im Sarkophag zu suchen?«
    »Ich dachte, das interessiert Sie nicht«, brummte er, während er immer noch den Staub aus ihrem Rock schlug, wenn auch ein wenig sanfter.
    »Ich … stimmt eigentlich«, entgegnete sie geziert, »ich habe auch nur aus Höflichkeit gefragt. Um der Unterhaltung willen.«
    »Nun, nur um der Unterhaltung willen und um Ihre offenkundig nicht vorhandene Neugier zu befriedigen, will ich Ihnen verraten, dass Sie nicht die Einzige sind, die sich heute Abend verabredet hat.«
    »Hmpf«, ihr Schnaufen klang nicht besonders manierlich, »zweifellos mit irgendeinem Mäuschen, das von seinen Freundinnen verlockt worden ist, sich mit irgendeinem Mann zu treffen, und zwar genau um Mitternacht, das dann aber den Mut verloren hat, noch bevor es

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