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Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Titel: Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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erwidert. Beinahe.
    Merkwürdigerweise zögerte Marcus, die schöne Phillippa Benning abzusetzen. Auch wenn es dumm war, diesen Augenblick hinauszuzögern. Schließlich hatte er keinen Grund, sie noch länger in den Armen zu halten.
    »Sie sollten besser aufpassen«, sagte er mit überraschend weicher Stimme, als er sie schließlich doch aus seinen Armen entließ. Ihr Blick ruhte auf seinem Gesicht. Sie zuckte mit keiner Wimper und starrte ihn beinahe verzückt an.
    Langsam wurde es wirklich beunruhigend.
    »Ich kann es kaum fassen, dass bisher noch niemand drauf gekommen ist«, sagte sie. Ihre Hand lag immer noch auf seinem Arm. Marcus schaute hin. Dann zu ihr. Und dann bemühte er sich um seinen gelangweiltesten Tonfall.
    »Worauf gekommen? Dass Sie eine Leidenschaft dafür hegen, in Bibliotheken Unfug zu treiben? Stimmt, darauf wäre ich wirklich nie gekommen. Unfug ja, Bibliotheken nein.«
    Er hatte mit einer Reaktion ihrerseits gerechnet, hatte auf einen hochnäsigen Blick gehofft, wie sie ihn Mariah am Tisch zugeworfen hatte – auf irgendetwas, was sie nur dazu brachte, ihn nicht länger anzustarren, als wäre ihm ein zweiter Kopf gewachsen, der noch schöner war als sein erster.
    Aber sie weigerte sich mitzuspielen.
    »Sie erwecken gar nicht den Eindruck, der Typ für so etwas zu sein.« Sie hatte einen Plauderton angeschlagen. »Aber genau das macht Sie wohl so perfekt. Unaufdringlich, unauffällig, abgesehen von Ihrer Größe. Aber natürlich können Sie sich auch ein bisschen kleiner machen, wenn es notwendig ist.«
    »Mrs. Benning … «
    »Und die Ausbildung erst, der Sie sich unterziehen mussten, das alles ist für mich kaum zu fassen.« Sie sprach so unbekümmert, als unterhielten sie sich über ihr neues Reitkostüm. »Diese Brille, ist die eigentlich echt?«
    Sie hatte ihn kalt erwischt, sodass er unwillkürlich antwortete. »Ich brauche sie zum Lesen, Mrs. Benning.«
    »Aber Sie tragen sie doch immer … oh, ich verstehe, eine Art Gegenverkleidung –«
    »Mrs. Benning!«, rief er laut (okay, er brüllte). Nach einem tiefen Atemzug fuhr er ruhiger fort: »Was glauben Sie eigentlich, wer ich bin?«
    »Ein Spion natürlich, was sonst.« Phillippa hob eine der schwarzen Federn auf. »Genauer gesagt, Blue Raven.«
    Einen Moment lang konnte er sie nur anblinzeln.
    Diese dummen Federn. Sie waren vor so langer Zeit in diesen Buchdeckel gelegt worden, dass er sie schon fast vergessen hatte.
    Ausgerechnet sie musste sie finden.
    »Mrs. Benning«, er seufzte, »bitte nehmen Sie doch Platz. In dieser Bibliothek gibt es glücklicherweise ein Sofa.«
    »Ich bin nicht Blue Raven«, behauptete er, nachdem er sich neben ihr aufs Sofa gesetzt hatte.
    Als Antwort zog Phillippa nur eine Braue noch und wedelte mit der Feder vor seinen recht erstaunt blickenden Augen herum. Beinahe hätte sie gekichert. Der Mann hatte wirklich keine Ahnung, mit wem er es zu tun hatte.
    »Es könnten doch auch ungeschnittene Schreibfedern sein, nicht wahr?«
    Sie antwortete schlicht mit ihrem Blick, der besagte, Sie sind wohl irrigerweise zu dem Schluss gekommen, dass ich dumm bin.
    Er seufzte. »Ihnen ist doch klar, dass wir uns nicht in meinem Zuhause befinden, oder? Das Haus gehört meinem Bruder Graham. Nicht mir. Jeder Beweis, den Sie in diesen Mauern finden, um Ihre Theorie zu erhärten, würde ihm zur Last gelegt werden, aber nicht … «
    Manchmal war es die beste Möglichkeit, jemanden am Reden zu hindern, indem man ihm die Hand auf den Mund schlug. Aber da es sich dabei um eine Tätlichkeit handelte, die sie als Lady nicht zu oft anwenden durfte, freute sie sich umso mehr über die Gelegenheit, es jetzt zu tun.
    »Mr. Worth. Ich weiß. Und ich weiß auch, dass Sie wissen, dass ich weiß. Und ich kann nicht aufhören zu wissen, was ich weiß. Es spielt keine Rolle, wie sehr Sie es auch leugnen. Nun, im Geiste der Dankbarkeit für all das … was auch immer Sie während des Krieges getan haben, würde ich mich Ihnen gegenüber gern erkenntlich zeigen.«
    Eine Braue ging hoch. Ruhig und bedächtig zog er ihre Hand von seinem Mund fort und fragte: »Und wie wollen Sie sich … erkenntlich zeigen?«
    »Wie schon? Indem ich eine Gesellschaft für Sie gebe!«, erwiderte Phillippa und schenkte ihm ihr liebenswürdigstes Lächeln.
    Er wirkte erschüttert. Mehr gab es dazu nicht zu sagen.
    »Sie wünschen, eine Gesellschaft zu geben. Für mich«, wiederholte er dumpf.
    »Ganz genau! Ich weiß doch, dass ganz London nichts lieber täte,

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