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Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Titel: Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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Beobachtungszeit sind sie unter den Weidenbäumen geritten. Rechts von uns drüben an der Fußgängerbrücke sitzt ein Gentleman, er raucht Pfeife und liest Zeitung. Dann gibt es diese drei Angestellten, von denen ich wegen der Eile, die sie an den Tag legen, annehme, dass sie ihre Arbeit kurz unterbrochen haben und jetzt zu spät wieder zurückkehren. Zwei Wachmänner hinter uns, aber das ist nicht überraschend, denn dort befindet sich das Lancaster Gate. Zwei Lakaien haben unseren Weg gekreuzt, ein kleiner Junge mit seiner Mutter … kein Mann also, aber ich zähle ihn, weil er männlich ist … mein Kutscher, mein Diener, die beide an meiner Kutsche warten, und Sie.«
    Er deckte ihre Augen auf. Phillippa blinzelte ins Sonnenlicht und schenkte dem verblüfften Marcus Worth ein strahlendes Lächeln.
    »Vierzehn«, gestand er ein.
    »Sie haben den Jungen nicht mitgezählt, stimmt’s?«
    »Falsch«, gab er verlegen zu, »ich habe mich selbst nicht gezählt.«
    »Oh, Mr. Worth«, tröstete sie ihn und tätschelte ihm die Hand. »Ich verspreche Ihnen, Sie können ebenso sehr als Mann gelten wie dieser Junge.« In ihren Augen glitzerte es boshaft. »Sie sollten Ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen.«
    »Haha«, gab er zurück, aber sie bemerkte auch, dass er seine Hand nicht von ihr fortzog.
    Phillippa grinste. »Das macht Spaß, aber ich muss trotzdem fragen, wozu diese Übung überhaupt gut ist.«
    Jetzt zog er seine Hand doch zurück. Fing ihren Blick auf und hielt ihn fest.
    »Weil ich möchte, dass Sie vorbereitet sind«, verkündete er ernst.
    »Vorbereitet?«, wiederholte sie. Ihre Stimme klang leiser, als es ihr gefiel, was daran lag, dass sie einen Hauch Angst verspürte.
    Marcus starrte aufs Wasser hinaus und wich ihrem fragenden Blick aus. Und als er wieder das Wort ergriff, klang seine Stimme flach und monoton, unbeteiligt und unberührt.
    »Wie hoch stehen meine Chancen, Sie zu überzeugen, sich zu erkälten und auf das Fest bei den Hampshires zu verzichten?«, erkundigte er sich.
    »Null«, antwortete sie. »Lady Hampshire würde mir niemals verzeihen. Besonders dann nicht, wenn ich sie bereits um eine Einladung für Sie angefleht habe. Und wenn Sie sich einbilden, dass ich mich zurücklehne und Lady Jane Cummings zuschaue, wie sie bei den Hampshires ein Bein auf den Boden bekommt … « Sie ließ ihre Worte verklingen, als er ihr einen bezwingenden Blick zuwarf, bevor er wieder auf den See starrte.
    »Dann darf ich wohl auch nicht annehmen, dass es funktionieren würde, Sie zu Ihrem eigenen Wohl in Ihrem Haus einzusperren?«
    »Nicht, wenn Sie damit gleichzeitig den Gold-Ball im Regent Park meinen«, betonte sie ein wenig hitzig. Falls er versuchte, sie einzuschüchtern, dann sollte er sich wundern; denn bis jetzt war es ihm nur gelungen, sie wütend zu machen. Trotzdem schmiegte sie Bitsy ein wenig enger an sich.
    »Ganz genau«, antwortete er bedächtig, »offenkundig droht Gefahr, die ich nicht von Ihnen fernhalten kann. Insbesondere dann nicht, wenn ich nicht weiß, aus welcher Richtung sie droht.«
    »Und insbesondere deshalb nicht, weil ich Ihr Billett an die Orte bin, von denen Sie glauben, dass der Feind dort als Nächstes zuschlägt«, verkündete sie.
    »Daher möchte ich, dass Sie vorbereitet sind«, sagte er ernst. »Ich weiß, dass Sie ein gutes Gedächtnis haben. Schon mehr als einmal haben Sie mich damit überrascht. Aber ich möchte auch, dass Sie in der Lage sind, wichtige und notwendige Informationen aus dem alltäglichen und üblichen Geschehen herauszufiltern.«
    Zum ersten Mal musste Phillippa ihren Ärger hinunterschlucken; gleichzeitig spürte sie, wie sich ein Hauch Angst in ihr Inneres einschlich. Kurz darauf straffte sie ihr Rückgrat und ihre Entschlossenheit. »Gut, einverstanden«, sagte sie fröhlich, »bringen Sie mir alles bei, was ich wissen muss. Wonach soll ich Ausschau halten?«
    Jetzt erst wandte Marcus sich ihr wieder zu. Offenbar konnte er in ihrer Haltung nichts entdecken, was ein Zögern verriet, denn er gestattete sich die Andeutung eines Grinsens, als er ihren Blick festhielt.
    »Sagen Sie schon«, drängte Phillippa, »wonach soll ich Ausschau halten? Nach verschlagenen Blicken zwischen politischen Feinden? Nach schmutzigen französischen Verbannten, die versuchen, durch den Garten zu den Gästen vorzudringen? Ob Lady Hampshires Seide importiert ist oder handgewebt?«
    »Verraten Sie mir doch«, sagte er – und die ganze Zeit über hielt er ihren Blick

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