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Ein Staatsgeheimnis Am Rhein

Titel: Ein Staatsgeheimnis Am Rhein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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Tischchen das leise, gurrende Lachen einer dunkelhaarigen Schönen herüber. Sie erhob sich gleichzeitig mit einem Herrn mittleren Alters und strebte der Seitentür zu, die offensichtlich den Aufgang in die obere Etage erschloß. Der gereifte »Anspruchsvolle« hatte die schulterlangen Haare der Dunklen so um seine linke Hand geschlungen, daß es aussah, als führe er eine rossige Stute zur Hengstparade. Ein Kurzhaarschnitt dürfte unter dem Gesichtspunkt der Sicherheit am Arbeitsplatz in dieser Branche zweckmäßiger sein, aber lang war nun mal gefragter.
    »Urlaub am Rhein oder nur auf der Durchreise?« erkundigte sich Evelyn leicht irritiert, weil die Gäste den Austausch der Vornamen vermieden hatten.
    »Urlaub in den sieben Bergen bei den sieben Zwergen – schön wär’s. Wir sind viel unterwegs«, lenkte Freiberg ab.
    »Vertreter?«
    »Ja, so könnte man sagen. Hier gibt es ein gutes Essen, hat man uns erzählt.«
    »Auch die Auswahl an anderen Köstlichkeiten soll groß sein«, ließ Lupus vernehmen. »Was wird denn so geboten?«
    Evelyn blieb bei dem lockeren Ton: »Sie haben mehrere Möglichkeiten, sich zu ruinieren: gut essen im ›Gourmet‹ nebenan, Sport bis zur Erschöpfung im ›Studio‹ auf der anderen Seite, und oben im ›Parcours‹ die exquisite dritte Möglichkeit…«
    Sie brauchte den Satz nicht zu Ende zu führen, denn wie auf einen geheimen Knopfdruck hin öffnete sich eine Tür und herein traten zwei voll durchgetiegelte Sonnengestalten. Die kurzgekräuselte Blonde schien Freiberg im Auge zu haben, während die reife Brünette ihre Aufmerksamkeit Lupus zuwendete. Die Damen lächelten herüber, blieben aber diskret in der Tiefe der Lounge und setzten sich an einen der kleinen Tische. Es schien, als sei von den Kolleginnen an der Bar Vorsicht oder Zahlungsschwäche signalisiert worden, so daß sich die Präsentation in Grenzen hielt.
    »Jeder Ruin hat seinen Preis. Wie sieht es hier damit aus?« fragte Lupus die Bardame.
    »Speisen im ›Gourmet‹ nach der Karte. Drinks bei mir recht zivil. Trimmen, Saunen, Schwimmen – pauschal fünfzig. Die Verwöhnung im ›Parcours‹ ist mindestens viermal so viel wert und beim Multiplikator zehn beginnt das wahre Glück. Auf Wunsch werden die Rechnungen von mir komponiert – zielgruppengerecht! Unsere Kunden haben noch nie über Schwierigkeiten mit dem Finanzamt geklagt.«
    »Sind Sie die Chefin?« wollte Freiberg wissen.
    »Leider nicht. Hier herrscht Freddy Nelson, ein Meister seines Fachs. Ich helfe ihm nur.«
    »Wie schön. Nun wollen wir uns mal von Ihrem Riesenzwerg füttern lassen.«
    »Die Kalbsmedaillons sind heute sehr zart. – Speisen Sie allein?«
    »Ja«, sagte Freiberg sehr bestimmt. »Heute speisen wir allein.«
    »Aber sehr ungern«, fügte Lupus hinzu und ging mit seinem Chef zum Vierertisch mit der Aussicht auf den Rhein und Bad Godesberg am jenseitigen Ufer.
    Der gestreifte Fliegenträger nahm, ohne ein Wort zu sagen, zwei der vier Gedecke vom Tisch. »Sie wünschen Medaillons, nicht wahr – und welchen Wein?«
    »Medaillons ja – Glykol nein. Wir nehmen Bier vom Faß.«
    »Nur Flaschen! Original Pilsener, Tuborg oder Elsässer.«
    »Danke, dann bitte Mineralwasser«, beschied Freiberg.
    Als der Kellner gegangen war, knurrte Lupus ungehalten: »Hast du gemerkt, wie der uns angesehen hat? Nur Flaschen! Der kann sich noch auf einiges gefaßt machen.«
    »Die scheinen sich hier sehr erhaben zu fühlen, vielleicht riechen sie, daß wir nicht zur zahlungskräftigen Kundschaft gehören.«
    »Der Riese mit der Fliege hat in uns sicherlich schon längst die Ordnungsmacht gewittert. Der dürfte einschlägige Erfahrungen haben. Ich sehe es schon kommen: Den müssen wir voll vor die Hörner schlagen – symbolisch natürlich. Nur dann wird so ein Rausschmeißertyp umgänglich.«
    »Klar, nach dem Essen werden wir die Samthandschuhe ausziehen.«
    »Wer bezahlt eigentlich die Extras? Der ›Sonnentiegel‹ ist nichts für die Besoldungsgruppe A.«
    Freiberg versuchte zu trösten. »Wir exerzieren das, womit sich unsere Politiker die Wampe anfressen, damit sie alle Jahre wieder fernsehgerecht abspecken können.«
    »Du meinst Arbeitsessen?«
    »Genau! Im Wege der Rechtsfortbildung deklarieren wir unser Mahl als ›Ermittlungsessen‹. Die Haushälter werden Augen machen und Kommentare wälzen, wie sie uns die häuslichen Ersparnisse von den Spesen abziehen können.«
    »Hoher Chef – hätten wir für diesen Fall nicht Puffreis bestellen

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