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Ein Staatsgeheimnis Am Rhein

Titel: Ein Staatsgeheimnis Am Rhein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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haben – schließlich müssen sich auch Gunstgewerblerinnen fit halten.
    Kommissar Freiberg registrierte die Sauberkeit und Frische. Ein Hauch von Chlor zur Reinhaltung des Wassers lag in der Luft. Dann ging er zu den Sonnenbänken hinüber und zog die Tür eines flachen Wandschranks auf. Alles wohlgeordnet: Frottiertücher und Bademäntel, Tuben und Töpfchen, Flaschen mit Lotionen und Shampoos. Schließlich ein offenes Kästchen mit versiegelten Plastiktütchen. Erfrischungstüchlein und – Sonnenöl »Relax«, etwa fünf mal sechs Zentimeter im Geviert.
    »Genau das, was wir suchen«, stellte Lupus fest und hatte schon drei Relax-Tütchen in seiner Tasche verschwinden lassen, bevor Freiberg überlegen konnte, ob man Evelyn um die Herausgabe bitten müsse.
    Nach einem Tatort sah die Sektion »Studio« ganz und gar nicht aus. Zuviel Sauberkeit und Klarheit, zu wenig Anhaltspunkte, warum gerade hier einem Menschen der Garaus gemacht worden sein sollte. Zu viele Personen im Haus, die Zeugen sein könnten. Doch jetzt galt es, Fragen zu stellen.
    Durch die gegenüberliegende Tür trat der gestreifte Fliegenträger in das »Studio« und durchquerte mit schnellen Schritten den Raum. »Sie haben hier nichts zu suchen. Hier gibt’s keine Besichtigung wie im Zoo.«
    »…aber ein Affe ist mir doch schon über den Weg gelaufen«, sagte Lupus überaus freundlich.
    Der Gorilla pustete sich auf. In den nächsten Sekunden würde er mit den Fäusten auf seine Brust trommeln. Schon brüllte er los: »Raus hier – aber sofort!«
    Freiberg griff in die Tasche, um die Dienstmarke zu zeigen.
    »Stehenbleiben und Maul halten!« rief Lupus. Es schien, als griffe er in die Brieftasche, doch im nächsten Moment hatte er die 9-mm-Sig-Sauer in der Hand: »Kriminalpolizei!«
    Der Riese war zur Salzsäule erstarrt und hob langsam die Hände.
    »So ist’s recht. Ich wußte doch, daß du Übung darin hast, die Pfötchen zu heben. Handschellen würden dir auch gut stehen.«
    »Und damit Sie nicht wieder übermütig werden«, setzte Freiberg hinzu, »dies zur Kenntnis: Wir ermitteln in einer Mordsache. So, und jetzt können Sie die Hände wieder runternehmen.«
    So schnell wie Lupus die Pistole gezogen hatte, so schnell war sie auch wieder verschwunden. Er konnte sich die Bemerkung nicht verkneifen: »Vorsicht Bursche, ich habe eine Lizenz zum Töten – in Notwehr versteht sich.«
    Freiberg gab Order: »Sie halten sich bitte im Gastraum zu unserer Verfügung. Unterhaltung ist untersagt. Wenn Sie versuchen uns Schwierigkeiten zu machen, werden wir das Gespräch im Präsidium fortführen.«
    Der Riese war geschrumpft. »Nein, ich mache bestimmt keine Schwierigkeiten. Mit einem Mord habe ich nichts zu tun.«
    »Abtreten!« befahl Lupus und gab den Ausgang frei. Er grinste den Kommissar an. »So, das war die Retourkutsche für die ›Flaschen‹.«
    Evelyn hatte den dramatischen Abgang mitbekommen und wirkte völlig verstört. Freiberg wandte sich ihr zu: »Wir müssen mit Ihnen und allen anderen Bewohnern des Hauses sprechen. Haben Sie dafür einen geeigneten Raum?«
    »Drüben das Separee. Inzwischen kann Janus hier aufpassen.«
    »Janus? – Etwa der da?«
    »Nein, unser zweiter Kellner. Er hilft im Moment in der Küche aus.«
    Freiberg nickte. Evelyn bediente sich der Sprechanlage, und gleich darauf betrat ein anderer Riese die Bar.
    Lupus schüttelte den Kopf. »Himmel hilf! Nur abgebrochene Schornsteine, wie beim Soldatenkönig.«
    Im Separee, wo ein Sofa mit zwei Sesseln den Mittelpunkt bildete, ließ sich die Beleuchtung über Dimmer stufenlos schalten, doch über ein mildes Schummerlicht kamen die Luxwerte nicht hinaus.
    Kommissar Freiberg ließ Evelyn auf dem Sofa Platz nehmen. Er ging das Thema ohne Umschweife an. »Frau Evelyn…?«
    »…Evelyn Wohlfahrt, einundvierzig Jahre alt, verwitwet, wohnhaft hier im Hause«, kam nahtlos die Ergänzung des Satzes.
    »Danke. Wir ermitteln in einer Mordsache. Der tote Mann von Beuel war Gast im ›Sonnentiegel‹. Was wissen Sie über ihn?«
    »Auch nicht viel mehr, als in der Zeitung stand.«
    »Die haben Sie also gelesen und sich nicht gemeldet!«
    Evelyn blickte zur Seite und schwieg eine Weile. Dann sagte sie leise: »Hier bleibt alles anonym.«
    »Aber Sie kennen den Toten?«
    »Ein wenig schon. Er kam selten, meist spät in der Nacht und…« Sie zögerte.
    »…und?«
    »Werner kam, ohne daß die anderen Mädchen es sahen, zu mir.«
    Freiberg merkte auf: »Wie bitte?«
    »Ja, er kam nur

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