Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein Staatsgeheimnis Am Rhein

Titel: Ein Staatsgeheimnis Am Rhein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
Vom Netzwerk:
hypothetische Überlegungen angestellt. Immerhin wäre es denkbar, daß Artanow auf Grund eines begründeten oder falschen Verdachts von der eigenen oder von der anderen Seite ausgeschaltet worden ist.«
    Geschäftsführer Baumann sah Freiberg schräg von unten an. »Von deutscher Seite? Was für eine schreckliche Vision in unserem Rechtsstaat. Dafür gibt es doch wohl kein Indiz?«
    Der Kommissar winkte ab. »Vergessen wir es. Ich habe nur ein paar spekulative Gedanken geäußert. Die Mordkommission wird sich an die Fakten halten.«
    Baumann sah aufmerksam hoch, als Lupus zurückkam.
    »Chef, tut mir leid. Vorrangsache. Es gibt neue Erkenntnisse. Wir müssen sofort zurück.«
    Der Kommissar strahlte Zufriedenheit aus. Einen besseren Abgang hätte er sich gar nicht wünschen können. Geschäftsführer Baumann dürfte in jeder Hinsicht verunsichert sein. Und die Lauscher hinter der Wand ebenso.
    »Tja, leider müssen wir das Gespräch abbrechen, die Pflicht ruft. Ich werde mich sicherlich noch einmal melden. Für heute vielen Dank für Ihre Hilfe – und auf Wiedersehen.«
    »Ja, gewiß, danke«, stotterte der Hausherr und reichte zum Abschied die schlaffe Hand. Die Sicherheit des königlichen Kaufmanns war ihm verlorengegangen.
    Draußen fragte der Kommissar: »Nun?«
    »Einsteigen bitte!« dröhnte Lupus. Er wollte in diesem Nest mit tausend Ohren kein Risiko eingehen. Leiser meinte er: »Chef, mit Verlaub, du kannst ein ganz falscher Hund sein.«
    Freiberg ließ sich auf den Beifahrersitz plumpsen. Dann zog er die Tür zu. »Also, rede! Was ist los?«
    »Anschnallen ist Beamtenpflicht«, sagte Lupus seelenruhig.
    »Nun verdammt, rede endlich!«
    Lupus bog auf die alte B 56. »Höre und staune: Ahrens hat eine Vorabinformation von Peters aus Köln. Weißt du, wer auf der Kundenliste des Relax-Großhändlers steht?«
    »Comport doch wohl nicht?«
    »Nein, viel schöner für die ermittelnden Beamten: unser Prominentenpuff, der ›Sonnentiegel‹ in Königswinter am Rhein.«
    »Auf geht’s, Lupus, Südkurs!«
    »Liegt schon an, Chef. Mit dem größten Vergnügen!«

 
    Kapitel 11
     
     
     
    Am Herz-Jesu-Kloster bog der Wagen links auf die Autobahnrampe Richtung Köln. Im freien Feld tauchten die rotbunten Klötzchen der Gesamtschule Beuel auf. Planerisches Genie hatte dieses Bauwerk, mit dem Notlazarett für Katastrophenfälle im Keller, weit ab von den Wohnsiedlungen entstehen lassen. So muß eben zur Schule der Bus genommen werden; – wer geht denn schon noch zu Fuß!
    »Halt! Was soll das? Du kurvst ja nach Norden«, fuhr Freiberg seinen Kollegen an.
    »Kenntnis des Gesetzes erleichtert die Rechtsfindung, und Kenntnis des Straßennetzes den richtigen Kurs. Dieser Umweg verkürzt!« Damit nahm Lupus die nächste Ausfahrt, zog auf die Autobahnüberführung der B 56 – und fuhr in Gegenrichtung auf die Zufahrt nach Süden.
    »Bonn für Kenner«, stellte Freiberg anerkennend fest. »Ich nehme alles zurück.«
    Schon tauchte rechts von der Strecke wieder die Firma Comport mit Halle und Vorplatz auf, dann auf der anderen Seite die Ausläufer des Siebengebirges. Der Ennert wußte sich gegen unerwünschte Bauherren selbst zu verteidigen: Der Berghang arbeitete; Erde rutschte nach. Darum war dieser Autobahnabschnitt so teuer geworden. Jetzt kam die Steinbruchstrecke: Dornheckensee, Blauer See, Rabenlay und Kuckstein.
    Freiberg erinnerte sich an ein Seminar über den Kirchenbau im Mittelalter: Die Gesteine des Siebengebirges, Trachyt, Andesit und Basalt stärkten den Kölner Dom, ebenso das Bonner Münster und manch anderes Bauwerk im Westen Europas. Die Urkunde über die Nutzungskonzession an das Kölner Domwerk aus dem 13. Jahrhundert liegt heute in London im Britischen Museum. Der Herr über das Vulkangestein, der Burggraf vom Drachenfels, hatte den Hochmütigen jener Zeit eine Lektion erteilt. Beim Festbankett in Köln trug er zum ganz einfachen Kleid einen schmalen Goldring mit einem unbedeutenden Stein aus seinen Bergen. Auf die Häme der Edelmänner in gestickten Gewändern wußte er zu antworten: »Ihr bezahlt die Steine – mein Stein bringt mir Gold.«
    Doch die Natur ging bei den Geschäften schon früh zum Teufel. Erst das Zeitalter der Romantik war es, die Gesänge der Dichter und das Geld der Hohenzollern – zehntausend Taler aus Berlin –, wodurch der Drachenfels seinem Steinbruchschicksal entgehen konnte. Aber was wiegen schon 60 Millionen Jahre, wo die Natur sich formte, und hundert Jahre

Weitere Kostenlose Bücher