Ein Staatsgeheimnis Am Rhein
Schonung!
Das Kripofahrzeug nahm den Weg, den auch Andreas Falkenhorst genommen hatte. Abfahrt Königswinter, hinter der Mauer an der Allee am Rhein schon bald der »Sonnentiegel«.
»Chef, muß ich nun auf höheren Befehl meine Unschuld verlieren?« fragte Lupus.
»Jetzt wird nicht kopuliert, sondern recherchiert«, stellte Freiberg klar. »Und im übrigen, bei dem Ansehen in Bonns besseren Kreisen dürfte der ›Tiegel‹ wohl keimfrei sein.«
Uni 81/12 umrundete das Viertel. Für Uneingeweihte war die eiserne Tür in der mannshohen Mauer an der Rheinseite nicht als diskreter Zugang zum »Sonnentiegel« zu erkennen. Doch an der Hauptstraße wies ein Zufahrtsschild mit Sonne und Strahlenkranz auf den Parkplatz des Hauses hin: »Essen, Trimmen, Sauna, Schwimmen und Entspannen – wir verwöhnen auch Anspruchsvolle«.
»Frau daheim, steh mir bei, und große Tochter verzeih deinem Vater«, seufzte Lupus.
»Du kannst ja auch beim Heiligen Stuhl um Absolution bitten«, tröstete Freiberg. »Wo viel Sünde, da viel Vergebung.«
»Warum übernimmst du die Ermittlungen nicht gemeinsam mit Ahrens? Euch beide verpflichtet zur Treue kein güldener Reif.«
»Oh, wie du wieder sülzt! Stell dir bitte vor: Spurenakte XY. Unser Ahrens macht hier im ›Tiegel‹ rum und unsere, also seine Kuhnert muß den Vorgang schriftlich festhalten. Das steht die nicht durch. Junge Liebe braucht Vertrauen – und die Fürsorge des Dienstherren.«
Lupus stöhnte laut: »Jetzt möchte ich nur noch Amen sagen, aber ich will nicht lästern.«
Auf dem Parkplatz warteten zwei Mercedes, ein Ford und ein Oldsmobile auf ihre »verwöhnten Anspruchsvollen«.
»Mit denen stellen wir uns nicht auf eine Ebene. Die Statuseingabe ›Puff‹ darf CEBI von mir nicht erwarten«, erklärte Lupus kategorisch und parkte den Dienstwagen zwei Häuser weiter auf der Hauptstraße. Über Funk bat er die Leitstelle, ihren Standort »Königswinter« an Ahrens weiterzugeben. Mit geübten Augen musterten die beiden die wuchtige Fassade der Villa. Sie erhob sich auf einem Sockel aus gesägten Sandsteinen. Breite Treppen führten zum Portal, neben dem rechts und links Halbfässer mit gestutzten Thujabäumen standen. An der Tür blitzten Messinggriffe und versteckt, ganz oben im Winkel, überwachte das Auge einer Fernsehkamera die Schritte der Besucher.
»Vom Comport-Regen direkt in die Tiegel-Traufe«, bemerkte der Kommissar dazu trocken.
Die Eingangstür öffnete sich wie von Geisterhand. Ein Riese von Mann im Smoking, mit schwarzweiß gestreifter Fliege, blockierte den Weg und musterte die Ankömmlinge. Dann suchte sein Blick auf dem Parkplatz nach dem »Statussymbol«, damit er die Gäste einordnen konnte. Vergeblich. Nicht sehr einladend kam dann auch die Frage: »Bitte?«
Freiberg nahm es als Aufforderung und schob sich an dem Riesen vorbei ins Haus. »Danke. Wir möchten gern gut essen.«
»Vorerst nur eine Kleinigkeit«, ergänzte Lupus. »Essen und Trimmen – beides muß stimmen.«
Der Riese zeigte kaum Wirkung. »Sie nehmen bitte den Vierertisch am linken Fenster. Drinks an der Bar.« Von den neuen Kunden schien der gestreifte Fliegenträger nicht viel zu halten. Er ging zurück und ließ seinen Blick nochmals über den Parkplatz wandern.
»Hallo, neue Gesichter«, grüßte die Dame an der Bar. »Willkommen im ›Sonnentiegel‹.« Das zumindest klang einladend. Sie wies mit einer Handbewegung auf die Batterie von Flaschen in den mit Spiegelglas hinterlegten Regalen. »Sie dürfen gern wählen.«
Zwei Herren, die sich in der Belle Epoque als Stutzer qualifiziert hätten, saßen nebenan auf schwingenden Hockern und plauderten mit zwei Puppengesichtern. Das eine Köpfchen erfreute sich wallender blonder Haare, das andere trug eine luftgetrocknete rote Pracht. Das Vierergespann sah sich die neuen Gäste kurz an. Zumindest die Damen schienen von deren Zahlkraft nicht überzeugt zu sein und verankerten ihren Zauberblick wieder in den Augen der Typen an ihrer Seite.
Freiberg bestellte. »Einen kräftigen Scotch bitte, mit einem Däumchen Wasser.«
»Für mich ein Däumchen Scotch mit viel Wasser«, schloß Lupus sich an.
Die Drinks standen Sekunden später auf der Bar. »Und Sie?« fragte Freiberg. »Darf ich Sie einladen, etwas mit uns zu trinken?«
Die Hüterin der Flaschen nickte. »Zwei Däumchen Wasser auf Kosten des Hauses. Sagen Sie ruhig Evelyn zu mir. Wir sind ein Haus der Vornamen. Zum Wohl!«
Aus der Tiefe der Lounge tönte von einem
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