Ein Staatsgeheimnis Am Rhein
vorknöpfen.«
»Ach, die Schäfchen dürfen Sie nicht aufscheuchen. Also, unser Stammkunde ist Andreas Falkenhorst, ein Ministerialrat. Der kommt oft zu uns.«
»Zu wem?«
»Zu allen – wie es sich gerade ergibt.«
Lupus wunderte sich. »Hält dieser ministerielle Unschuldswurm den ›Sonnentiegel‹ für seinen Harem?«
Evelyn winkte ab. »Sex ist nicht die Hauptsache. Bei dem hängt der Haussegen schief. Die Frau ist Künstlerin; sie malt und bringt das Geld durch.«
Lupus wurde hellwach. »Doch nicht Tuffi Falkenhorst aus Godesberg, die gestern ihre Vernissage gehabt hat?«
»Ja, die«, bestätigte Evelyn. »Diese Künstlerin ist das Problem von Andreas Falkenhorst. Aber bei uns sucht und findet er immer Trost. Der Lord kennt ihn auch ganz gut.«
»Und wann hat sich Falkenhorst verabschiedet?«
»Moment«, überlegte Evelyn, »am Freitag, als die Ölscheichs aufgedreht haben, war er bis zum Morgengrauen dabei. Von Montag auf Dienstag ist er wohl so um ein Uhr herum gegangen; Angelina hat ihn verwöhnt.«
»Danke«, sagte Freiberg. »Sie sehen, wir haben doch nichts Unmögliches von Ihnen verlangt. Aber mit den Abendgästen müssen wir uns schon noch eingehender befassen. Dieser ›Blaubart‹ ohne Namen, – bei Dorothee war er, sagten Sie. Hatte er sonst noch Kontakte?«
»Das müßte Freddy Nelson wissen. Ich habe eben hinter ihm hertelefoniert. Er war bei seiner Bank und müßte bald zurück sein.«
»Ist Dorothee im Hause?«
»Aber ja. Die Blonde, die Sie vorhin so schmachtend angeschaut hat.«
»Ich wäre dankbar, wenn Sie das Mädchen herbitten würden. Aber sagen Sie gleich, wer wir sind, damit keine Hoffnungen enttäuscht werden.«
Evelyn ging zur Bar zurück, wo Janus vergeblich versuchte, seinen verschreckten Kollegen aus dem ›Gourmet‹ durch ein Handzeichen herbeizuwinken.
»Mach hier keine Faxen«, flüsterte sie ihm zu. »Am besten verschwindest du wieder. Die beiden sind von der Kripo und ermitteln wegen des Toten in Beuel. Der Mann war Gast des Hauses.«
Janus sah spöttisch über Evelyn hinweg zum Separee. »Damit sagst du mir nichts Neues. Den kennen wir alle und wissen auch, wen er besucht hat.«
»Mistkerl – verschwinde«, fauchte Evelyn. Dann rief sie über die Sprechanlage Dorothee herunter und gab ihr die richtigen Worte mit auf den Weg: »Beantworte der Kripo jede Frage, aber stell dich nicht dümmer als du bist.«
Die zierliche Blonde mit der Figur eines Mannequins Größe 38 war alsbald zur Stelle und versuchte es mit dem Charme, den sie in diesem Hause gelernt hatte: lieb, zart und ein wenig verhuscht. »Wie schön, daß auch die Polizei den Weg hierher gefunden hat«, säuselte sie. »Ich will gern auf Ihre Wünsche eingehen, wenn sie nicht zu abwegig sind.« Ihr Blick richtete sich auf Freiberg. »Für Sie bin ich Dorothee.«
»Und wer sind Sie für mich?« fragte Lupus.
Ihre blauen, kunstvoll bewimperten Augen wanderten verunsichert von einem zum anderen.
»Mein Kollege«, half Freiberg aus der Verlegenheit, »möchte gern Ihren richtigen und vollständigen Namen wissen. Ich übrigens auch. Die Polizei nimmt das sehr genau, wenn ein Verbrechen passiert ist.«
»Aber ich habe wirklich nichts verbrochen«, hauchte sie. »Ich bin unschuldig.«
Bei dem Wort »unschuldig« sah Freiberg seinen Mitarbeiter so durchdringend an, daß die unvermeidbar scheinende Frage im Ansatz stecken blieb.
»Also, wie ist Ihr Name?«
»Wilma Engelmann – aber hier heiße ich Dorothee.«
»Schon, Dorothee, Sie haben am Montag einen Abendgast verwöhnt. Erzählen Sie uns bitte alles, was Sie über ihn wissen.«
»Er war ein ganz dunkler Typ, sehr kräftig, volles Haar und so blauschimmernde Wangen.«
»Sein Name – und woher kam er?«
»Hans Sachs, hat er gesagt. Aber ob das stimmt, weiß ich nicht. Viele nennen uns einen anderen Namen. Von Nürnberg hat er gesprochen, von Geschäften mit Computerspielzeug.« Sie lächelte. »Komisch, was manche Männer für Geschäfte machen.«
»Hat er gesagt, warum er hier in der Gegend war?«
»Gesprochen hat er nicht viel – er gab auf meine Fragen kaum Antwort. Spielzeughändler, wirklich komisch!«
»Hatte er – hm, wie sagt man? – vielleicht seltsame Wünsche?«
»Nein, absolut nicht. Der wollte es ganz normal.«
»Hat er sich für die anderen Gäste interessiert?«
»Nein, ganz bestimmt nicht.«
»Was hat er bezahlt?«
»Dreihundert bei Evelyn – und mein Geschenk habe ich ordnungsgemäß zur Hälfte
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