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Ein Staatsgeheimnis Am Rhein

Titel: Ein Staatsgeheimnis Am Rhein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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möchten Sie lieber vorgeladen werden?«
    »Bitte, nur zu. Sie haben ja schon herumgeschnüffelt. Ich höre.«
    »Im Separee wären wir ungestörter.«
    »Warum auch nicht. Fühlen Sie sich ganz wie zu Hause. Im Separee verwöhnen wir unsere liebsten Gäste.« In dieser Bemerkung lag ein verstecktes Friedensangebot.
    »Herr Nelson«, sagte Freiberg, als sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, »Sie wissen, daß ein Gast Ihres Hauses in Beuel an der Jugendverkehrsschule ermordet aufgefunden worden ist?«
    »Ich lese Zeitung!«
    »Und Sie schwiegen – wie Ihre Mitarbeiter auch.«
    »Wir sind nicht die Gehilfen der Polizei. Aber um Ihnen Fragen zu ersparen: Der Tote, ein Werner Schulze, war gelegentlich Gast des Hauses, so auch in der Nacht von Montag auf Dienstag. Nachdem er eine Weile bei Evelyn gewesen war, habe ich mit ihm noch kurz über das Wetter und andere Belanglosigkeiten geredet und ihn zu einem Whisky eingeladen. Vorher war ein Gast, der von Dorothee kam, gegangen. Der Mann war mir unbekannt.«
    »Haben Sie sich noch mit anderen Besuchern unterhalten?«
    »Aber ja, vor allem mit unserem Freund und Stammgast. Mit ihm habe ich sogar gegessen und mir seine Betrachtungen über die Freuden der Ehe mit einer Künstlerin angehört.«
    »Andreas Falkenhorst!«
    »Ach so, Sie wissen schon Bescheid. Unser aller Freund hat zu Hause den Kummer und hier die Freude. Sie sehen, wir bieten Hilfe beim Wiederaufbau von angekratzten Persönlichkeiten.«
    »Uns interessiert eigentlich mehr, wann die Gäste gegangen sind.«
    »Da kann ich ausnahmsweise helfen. Ich war in der Nacht von Montag auf Dienstag nur kurze Zeit hier im Büro.«
    »Hinter der Ledertür?« fragte Lupus.
    »Ja. Das ist mein Reich. Dort wird das Finanzamt betrogen. Ha-ha-ha, ganz legal natürlich. Aber Sie wollten wissen, wer wann gegangen ist?«
    »In der Tat!«
    »Ganz einfach: Als erster ging so um eins unser Künstlergatte, den hatte Angelina aufgerichtet; danach ging der neue Dunkelhaarige, der hat noch bei Evelyn an der Bar abgerechnet.«
    »Das war um zehn Minuten vor eins – Dorothee hat auf die Uhr geschaut.«
    »Sieh an, die paßt also auf. Dieser Werner Schulze hat sich kurz danach oben mit Evelyn – na ja – unterhalten. Ich habe die Bar gehütet. Es war nichts mehr los zu dieser späten Stunde. Noch vor zwei kam Schulze herunter. Wir haben noch einen Drink genommen…«
    »…und über belanglose Dinge gesprochen?«
    »Ja, so ist das nun mal. Hier werden keine hochgestochenen Reden geführt. Dann ist er gegangen. Er wollte noch ›ein paar Meter frische Luft schnappen‹, wie er sagte, und dann im Ort eine Taxe nehmen.«
    »Haben Sie bemerkt, daß der Mann beobachtet oder verfolgt worden ist?«
    »Nichts dergleichen. Ich habe noch hinter ihm hergeschaut und dann die Eisentür abgeschlossen.«
    Freiberg merkte auf: »Der letzte Gast ist also nicht durch das Hauptportal gegangen? Gab es dafür einen Grund?«
    »Es war sein ausdrücklicher Wunsch, und wir sind in jeder Hinsicht bemüht, unsere Gäste zufriedenzustellen. Wie gesagt, ich bin mit ihm durch den Garten zum Rhein runter und habe die Tür verschlossen, nachdem er gegangen war. Wenn der letzte Besucher fort ist, wird dort immer zugesperrt. Diese Tür in der Mauer ist der schwächste Punkt im Sicherheitssystem.«
    »Sie haben also das Opfer als letzter lebend gesehen?« stellte Lupus fest.
    »Ganz bestimmt nicht! Sie haben den Täter vergessen. Ich habe jedenfalls diesen Herrn Schulze sehr lebendig aus dem ›Sonnentiegel‹ entlassen.«
    »Ist Ihnen draußen etwas aufgefallen?« fragte Freiberg.
    »Nein, nichts Besonderes. Allerdings war es nicht sehr still. Da waren Rabatz und Lärm. Irgendwo in der Nachbarschaft gab’s eine Party mit Kapelle, Gesang und Knallkörpern. Im Ort geht es manchmal so zu wie auf Pützchens Markt.«
    »Und wo haben Sie die Nacht verbracht?«
    »Na, wo schon; hier natürlich. Der ›Sonnentiegel‹ ist mein Domizil.«
    »Wir möchten die Strecke zum Rhein nachher mit Ihnen abgehen und uns umsehen. Oder haben Sie etwas dagegen?«
    »Wenn es denn sein muß – ich will keinen Ärger mit der Polizei, obwohl ich nicht weiß, was das Ganze soll. Der Fall dürfte jenseits dieser Mauern zu lösen sein. Aber vielleicht merken Sie das selbst schon noch.«
    Freiberg legte seine Hand besänftigend auf Lupus’ Arm. »Danke, wir bemühen uns jederzeit darum dazuzulernen. Also dann nachher…«
    Freddy Nelson verschwand hinter der lederbeschlagenen Tür. Die beiden

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