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Ein Staatsgeheimnis Am Rhein

Titel: Ein Staatsgeheimnis Am Rhein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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abgeliefert.«
    »Sie kassieren nicht selbst?«
    »Nur ausnahmsweise, wenn der Lord es anordnet. Wir sollen damit nicht belastet werden. Unser Einkommen am Monatsende ist wirklich gut. Später gehen wir ja noch in die Schweiz – dafür werden Rücklagen gebildet.« Sie plapperte, wie sie es gelernt hatte. »Auf den Lord und Evelyn lasse ich nichts kommen. Die haben ja auch große Unkosten und sorgen für uns.«
    »Wann ist der Blaubart gegangen?«
    Dorothee kicherte. »Blaubart ist gut, echt. Der ist um zehn vor eins gegangen. Ich habe auf die Uhr gesehen, das tue ich immer.«
    »Wohin ging er?«
    »Zu Evelyn, abrechnen. Ich war ein paar Minuten später unten und habe ihn nicht mehr angetroffen.«
    »Waren noch andere Gäste im Hause?«
    »Nein, niemand mehr. Evelyn sagte dann auch: ›Für heute ist Schluß‹. Ich bin wieder rauf und habe bis zehn geschlafen, dann geduscht, geschwommen und mich auf die Sonnenbank gelegt. Zum Mittagessen hat mich ein Gast eingeladen. Na ja, – und dann, na ja.«
    Kommissar Freiberg sah sie freundlich an. »Wir danken Ihnen, Dorothee. Vielleicht müssen wir das später alles zu Protokoll nehmen. Jetzt sind Sie für’s erste entlassen.«
    »Nun wissen Sie ja, daß ich unschuldig bin«, strahlte sie ihn an. »Die Kriminalpolizei hatte ich mir viel schlimmer vorgestellt. – Sie sind richtig nett.«
    »Na ja«, seufzte Lupus, als sie gegangen war. »Na ja, Herr Kommissar!«
    Freiberg hob den Hörer des Tischtelefons ab. Evelyn meldete sich. Er bat sie, Angelina herunterzuschicken.
    »Die hat noch einen Gast zu betreuen.«
    »Dauert das lange?«
    »Moment bitte«, antwortete Evelyn und schaltete kurz auf das Zimmermikrofon. Den Geräuschen und Gesprächsfetzen nach zu urteilen, dürfte die Kripo noch eine Weile zu warten haben. Dementsprechend kam auch Evelyns Antwort: »Sie müssen sich schon noch eine Viertelstunde gedulden, vielleicht auch etwas länger. Aber ich sehe gerade, daß Freddy Nelson kommt. Vielleicht wollen Sie erst mit ihm sprechen?«
    »Ja, wir möchten uns sofort mit ihm unterhalten«, sagte Freiberg, und zu Lupus gewandt: »Komm, der Chef des Hauses trudelt gerade ein; den werden wir mal in Empfang nehmen.«
    Lupus rieb sich die Hände.
    Freddy Nelson hatte seinen weißen Mercedes 380 SEL auf dem Parkplatz neben dem Oldsmobile abgestellt und kam durch den Haupteingang herein. Er bemerkte sofort, daß es atmosphärische Störungen gab. Der im »Gourmet« wartende Fliegen träger legte kurz die linke Hand auf den Mund und deutete mit dem Daumen der rechten auf Evelyn an der Bar. Im gleichen Augenblick sah Nelson die beiden Beamten aus dem Separee kommen. Um sein Erstaunen zu verbergen, sagte er von oben herab: »Nanu, was haben wir denn da für Gäste? Hat man euch belästigt, Evelyn?«
    Freiberg und Lupus dachten dasselbe: Was für ein Panoptikum: schöne Frauen, Kellner mit Catcherfiguren und als Chef ein wahrer Koloß mit Stiernacken und Schweinsäuglein.
    Lupus flüsterte: »Der Wanst läuft sicher aus, wenn wir richtig hineinstechen.«
    Freiberg sah es anders. Er kannte die Typen aus seinen Lehrjahren in Dortmund. »Vorsicht – das ist ein Profi aus dem Milieu und entsprechend gewieft.«
    Sie hatten die Lounge durchquert und trafen Nelson in Höhe der Bar. Freiberg trat auf ihn zu. »Ersparen Sie sich und uns Ihre Anzüglichkeiten. Kriminalpolizei: Hauptkommissar Freiberg und Hauptmeister Müller – Mordkommission. Sie sind Freddy Nelson?«
    »Ja, getauft und ausgewiesen – und für Sie ›Herr Nelson‹, wenn ich bitten darf.«
    Lupus hatte sichtlich mit einem Adrenalinstoß zu kämpfen, der ihm die Wut in den Kopf trieb. Wer ihn kannte, wußte, daß Mylord diese Aufgeblasenheit zu bereuen haben würde. Bedrohlich grollte seine Stimme: »Herr Nelson, Sie werden es noch lernen, sich zu zügeln. Ständig ein Polizei-Streifenwagen vor der Tür wird die Kontaktfreude Ihrer verwöhnten Gäste schnell erlahmen lassen. Wir können gleich damit beginnen – unser Wagen steht ein paar Häuser weiter.«
    »Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl – oder einen Haftbefehl?« fragte Nelson, ohne auf die Bemerkung einzugehen.
    »Was soll die Frage? Rechnen Sie denn damit? Wir führen ganz normale Ermittlungen durch«, antwortete Freiberg.
    »Nur so, ich habe gern Klarheit darüber, wer der Herr des Hauses ist.«
    Freiberg ließ sich nicht beirren. Er hatte schon andere Scharmützel erlebt und arrogantere Rechthaber zusammensacken sehen.
    »Können wir uns nun unterhalten oder

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