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Ein Staatsgeheimnis Am Rhein

Titel: Ein Staatsgeheimnis Am Rhein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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einen der Klappstühle geworfen. Sie kuschelte sich in die rechte Ecke des hochlehnigen Sofas, zog die Beine an und schob den Rock zurecht. Freiberg setzte sich zögernd in die andere Ecke. Mit geübter Bewegung warf sie das glatte, halblange Haar zurück und begann sofort zu sprechen.
    »Nach dem offiziellen Teil, als die Präsidentin des Fördervereins und einige andere Besucher gegangen waren, haben wir uns locker vergnügt. Rechtzeitig vor Redaktionsschluß hat sich die Dame vom Feuilleton mit dem größten Bedauern verabschieden müssen, um ihren Beitrag noch für die heutige Ausgabe ›in das System zu geben‹, wie sie sich ausdrückte. Irgendwie läuft das ja alles über Computer, mit Lichtsatz und so. Den Artikel müssen Sie lesen. Ich hätte allen Grund, eitel zu werden.«
    Lupus, mit dem zweiten Klappstuhl in der Hand, war herübergekommen. »Ihre Bilder sind große Klasse.«
    »Sehen Sie«, sagte Tuffi zu Freiberg, »sogar die Polizei ist beeindruckt.«
    Lupus stellte den Stuhl zurecht. Bevor er sich setzen konnte, bat die Hausherrin: »Wenn Sie uns aus den Resten dort auf dem Brett noch einen anständigen Drink mixen könnten, wäre das nett.«
    Da Freiberg nicht widersprach, ging Lupus zu der Flaschensammlung hinüber. Bier war noch reichlich vorhanden, es war aber warm. Doch sonst Fehlanzeige bis auf eine halbe Flasche Gin und eine Flasche Orangensaft. Lupus spülte drei Wassergläser am Handwaschbecken und mixte einen Gleichgewichtsdrink.
    »Wolfsmilch bitte, Typ Ladykiller!«
    »Oh, la la!« kostete Tuffi. »Der macht nicht nur die Zungen locker. Zum Wohl!«
    »Zum Wohl«, tönte es zurück, und der Klappstuhl ächzte, als Lupus sich niederließ und sein Notizbuch zur Hand nahm.
    Tuffi hatte die einleitende Frage nicht vergessen. »Neun Uhr wird es gewesen sein; wir waren voll drauf. Andreas saß hier auf dem Sofa und hatte zwei Sekretärinnen im Griff. Da läutete das Telefon. Ich habe mich vom Arbeitszimmer aus gemeldet. Der Anrufer wollte wissen, ob er mit Frau Falkenhorst spreche. Auf meine Frage, wer denn am Apparat sei, antwortete so ein richtiger Widerling: ›Ein Freund Ihres Mannes. Ich muß ihn dringend sprechen.‹ Als ich ihm sagte, daß wir Gäste hätten, hat er mich angeschrien: ›Los, holen Sie Ihren Mann ans Telefon.‹ Das habe ich dann getan. Gleich darauf ist Andreas gegangen. Er werde dringend gebraucht oder so etwas ähnliches hat er beim Weggehen gebrummelt. Das ist alles.«
    »Haben Sie die Stimme erkannt?«
    »Nein, aber ein Rheinländer war es bestimmt nicht.«
    »Jemand vom Ministerium vielleicht?«
    »Um die Zeit und in dem Tonfall? Nein. Die Beamten reden ja auch wie halbwegs vernünftige Menschen, und den Ton würde mir gegenüber wohl keiner anschlagen. Aber Andreas muß den Anrufer gekannt haben, sonst wäre er nicht so schnell verschwunden, zumal es hier auf dem Sofa ganz schön zur Sache ging.«
    »Könnte Ihr Mann den Damen etwas mehr mitgeteilt haben? Schließlich hat er sie ja im wahrsten Sinne des Wortes ›sitzenlassen‹? Wer waren die beiden?«
    »Viel kann er nicht gesagt haben, denn er ist sofort gegangen. Die ältere von ihnen war Margot Stettner, derzeit noch erste Kraft im Ministerbüro. Sie hatte eine jüngere Arbeitskollegin, Hanne Sommer oder so ähnlich, mitgebracht.« Tuffi hob beide Hände, weit geöffnet, als wollte sie einen Handball umfassen: »Hier oben herum dreimal soviel wie bei mir. Es müssen schon gewichtige Gründe sein, wenn Andreas sich solche Fülle entgehen läßt.«
    »Ist Ihre Ehe glücklich?« fragte Freiberg geradeheraus.
    »Nicht die Spur. Wir leben nebeneinander her.«
    »Wo kann sich Ihr Mann aufhalten, Frau Falkenhorst?«
    »Ich habe wirklich keine Ahnung. Vermuten Sie einen Unfall oder Unregelmäßigkeiten? Vielleicht mußte er sehr plötzlich eine Dienstreise antreten. Manchmal hat er direkt von ganz oben Aufträge erhalten. Die unmittelbaren Vorgesetzten waren sauer über seine guten Beziehungen zur Chefetage. Er hatte seinen Spaß dabei. Zur Sache hat er mir nie eine Andeutung gemacht. Fragen Sie mal im ›Sonnentiegel‹ nach, vielleicht wissen die Dämchen dort mehr.« Tuffi zeigte keine Spur von Betroffenheit. »Zum Wohl!« sagte sie fröhlich und leerte ihr Glas.
    Freiberg zog mit und meinte: »Sie sind sicherlich einverstanden, daß wir uns im Arbeitszimmer Ihres Mannes kurz umsehen?«
    »Nur zu«, antwortete sie und stand auf. Gemeinsam gingen sie durch den Salon.
    »Ihr Prachtstück von Teppich hat etwas

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