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Ein Staatsgeheimnis Am Rhein

Titel: Ein Staatsgeheimnis Am Rhein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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uns auf alle Fälle dort an für einen Zwischenbericht. Aber bitte keine Sachinformationen über Funk. Die Comport-Leute werden unser Netz bestimmt angezapft haben. Und laß die Fahndung nach Andreas Falkenhorst vorbereiten.«
    »Geht klar, Chef«, verabschiedete sich Ahrens, und Freiberg wußte, daß nichts versäumt werden würde.
    Auf der Fahrt zum Drachensteinpark blieb der Kommissar schweigsam. Lupus hatte sich durch das Verkehrsgewühl zu kämpfen und fragte: »Musik und Blaulicht?«
    »Nein, leise anschleichen und abseits parken.«
    Sie brauchten über eine halbe Stunde, um »Falkenlust« zu erreichen. Gerahmt von Büschen und Heistern mit einer dichten Fichtengruppe als Hintergrund, verkörperte das Haus gehobene Bürgerlichkeit. Der Giebel war in Fachwerk gehalten, altes Eichengebälk, das ein Eifelbauer für gutes Geld aus einem Abbruch verkauft haben dürfte, um selbst »modern« zu bauen. Dieser Zug der Zeit hatte über Jahre hinweg häßliche Betonkästen in den Dörfern und Weilern entstehen lassen und gutsituierten Bauherren in der Stadt Gebälk und Türen verschafft, um Rustikalität anzudeuten.
    Gewiß hatte Tuffis künstlerisches Talent mitgewirkt, Holz und Stein harmonisch zusammenzufügen. Sie hatte mehrere Entwürfe gefertigt, um dem Namen des Hauses eine überzeugende Struktur zu geben. Im Querträger waren runenartige Buchstaben eingegraben, rot gefärbt und hellblau abgesetzt: »Falkenlust«. – Nach der alten Sterntür mit der durch Ziernagelbeschlag betonten Verbretterung hatte sie lange suchen müssen.
    Freiberg und Lupus sahen von ferne, daß diese Tür von einer Frau im sportlichen Ledermantel abgeschlossen wurde, die dann zur Garage hinüberging. Die beiden Besucher beschleunigten ihre Schritte.
    »Frau Falkenhorst?« machte sich Freiberg bemerkbar.
    »Ja bitte – was wollen Sie? Ich habe es eilig.«
    »Kriminalpolizei. Wir brauchen einige Auskünfte.«
    Tuffis sonst so beherrschtes Gesicht drückte Ungeduld und Ärger aus. »Sie sehen doch, ich bin im Begriff zu gehen. Ich habe eine geschäftliche Verabredung. Sie werden später wiederkommen müssen.«
    »Nein. Wir sind jetzt hier und möchten mit Ihnen sprechen«, fuhr Freiberg sie an. »Oder wir werden Ihre Aussagen im Präsidium zu Protokoll nehmen müssen.«
    »Das ist ja stark«, entrüstete sie sich. »Aber ich beuge mich der Gewalt.« Sie schloß die Sterntür auf und ging voran. Im Salon mit dem neuen Schiras hingen noch die Bilder der Vernissage. Nur grob waren die Spuren der nächtlichen Party getilgt. Der dumpfe Geruch von Farbe, Tabakrauch und Alkohol verlockte nicht zu längerem Aufenthalt. Erst im Atelier verhielt Tuffi ihren Schritt. Sie blieb neben dem halbfertigen Tableau »Drachenschlucht« stehen und deutete mit der Hand auf zwei hölzerne Klappstühle.
    »Bitte. Was wollen Sie von mir?«
    Freiberg fand keinen Gefallen an der Schau. »Wir möchten uns mit Ihnen unterhalten – eingehend unterhalten –, und ich wäre dankbar, wenn Sie Platz nehmen würden.«
    Lupus lächelte stumm und schob Tuffi den zweiten Klappstuhl zu. Dann schlenderte er durch den Raum und musterte die Bilder. Tuffi Falkenhorst dachte nicht daran, sich zu setzen. »Ich stehe bei der Arbeit – also kann ich auch im Stehen antworten.«
    »Von mir aus«, bemerkte Freiberg und ließ den anderen Klappstuhl unbeachtet. »Sie wissen, daß Ihr Mann heute nicht zum Dienst im Ministerium erschienen ist. Wir sind bemüht, seinen Verbleib aufzuklären.«
    »Pfft, dazu habe ich doch schon diesem Kripomenschen am Telefon Auskunft gegeben. Bei Ihnen weiß wohl der eine nicht, was der andere tut. – Andreas kommt und geht, wie es ihm paßt.«
    »Wann hat Ihr Mann das Haus verlassen, und was hat sich vorher abgespielt?«
    Tuffis Gedanken folgten der Eingebung ihrer Eitelkeit. »Die Vernissage lief glänzend. Freifrau von Trossenheim hat für den Förderverein den ›Stein der Drachen‹ angekauft; die Kunstkritik war begeistert, und ich habe mit der Cassius-Galerie abgeschlossen. Dort werde ich nicht nur ständig präsent sein, sondern mich auch unternehmerisch beteiligen. Damit ist der Durchbruch geschafft! Meinen Mann hat das alles nur am Rande interessiert.«
    »Ich gratuliere zu Ihrem großen Erfolg«, sagte Freiberg, ohne sofort seine Frage zu wiederholen.
    Tuffi Falkenhorst strahlte; sie war wie verwandelt. »Kommen Sie, setzen wir uns. Da drüben ist es bequemer.«
    Noch bevor Freiberg helfen konnte, hatte sie ihren Mantel abgestreift und ihn über

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