Ein starkes Team
auf eine Kommode.
Unterwegs hatten sie zweimal Rast gemacht. Beim ersten Mal hatte sie Elliott Blackstone angerufen und ihm mitgeteilt, wo hin sie fuhren.
Anschließend hatte er das Steuer übernommen, damit sie Bonny füttern und wickeln konnte. Für sie war es ein normales Unterfangen, doch er hatte den Blick nicht abwenden können. Sie besaß die Anla gen einer großartigen Mutter. Sie war geduldig und aufmerksam, wusste Bonny zum Lachen zu bringen und genau den richtigen Ernst in die Stimme zu legen für einen Tadel. Ohne Zweifel liebte sie ihre Tochter sehr.
Die zweite Rast hatten sie in Atlantic City eingelegt, bei dem Kasino, das auf dem Streichholzheftchen aus Perskys Haus stand. Der Barkeeper hatte ihnen mitgeteilt - nachdem Chad ihn um zwanzig Dollar reicher gemacht hatte -, dass Rita Minelli in der Morgenschicht als Kellnerin arbeitete. Weitere Informationen waren ihm jedoch nicht zu entlocken gewesen. Daher waren sie verurteilt, bis zum nächsten Morgen zu warten.
Er schloss die Tür und die Gardinen des Fensters, das auf die Straße hinausging. „Welches willst du?"
„Wie bitte?" Hannah wirbelte wohl ein bisschen zu schnell zu ihm herum.
Er hielt sie fest, damit sie das Gleichgewicht nicht verlor. Ihre Haut war erstaunlich warm unter seinen Fingern, ihre Muskeln waren angespannt.
Er musterte fasziniert ihr Gesicht, beobachtete die Bewegung ihrer Zunge, mit der sie sich über die Lippen strich. Was hätte er nicht dafür gegeben, sie zu küssen!
War es unerträglich warm im Raum, oder kam es ihm nur so vor? Er räusperte sich. „Welches Bett willst du?"
Sie wandte sich hastig ab - zu seiner Enttäuschung. „Es ist mir egal."
Sie musterte die beiden Betten und den schmalen Zwischenraum, der sie trennte. Dann bettete sie Bonny auf eines und legte Kissen zu beiden Seiten, bevor sie eine Flasche mit Saft aus der Windeltasche nahm und auf den Nachttisch stellte. „Ich gehe duschen", verkündete sie leise.
Sein Blick glitt zu dem schlafenden Baby.
„Keine Sorge. Ich werde nicht lange brauchen." Und damit huschte sie ins Badezimmer und schloss die Tür hinter sich.
Wie angewurzelt blieb er mitten im Zimmer stehen. Bonnys sanfte Atmung schien den Raum zu füllen und unterstrich die Tatsache, dass sie zum ersten Mal allein waren.
Behutsam näherte er sich dem Bett. Mit jedem Schritt fiel ihm ein weiteres Detail auf. Ihre rundlichen Wangen waren gerötet von der Hitze. Ihr lockiges rotes Haar stand an einigen Stellen ab und klebte an anderen an ihrem Kopf. Ihre winzigen, geschwungenen Lippen begannen sich zu bewegen, so als würde sie saugen. Vielleicht träumte sie davon. Plötzlich verzog sich ihr Gesicht, auf dieselbe Weise wie auf dem Rastplatz, als Hannah versucht hatte, sie mit pürierten Karotten zu füttern. Dann fand ein winziger Finger wie aus eigenem Antrieb den Weg in ihren Mund, und sie begann erneut zu saugen.
Unwillkürlich grinste Chad wie ein verblüffter, frisch gebackener Vater.
Bonny mochte acht Monate alt sein, aber da er gerade erst von ihrer Existenz erfahren hatte, war er eigentlich ein neuer Dad. Unwillkürlich strich er mit einer Fingerspitze über ihre winzige Hand und zog ihr sanft den Daumen aus dem Mund. Ihr Gesicht verzog sich erneut und entspannte sich ebenso schnell.
Er dachte an all die Dinge, die er nicht über sie wusste. Wann hatte sie zum ersten Mal gelächelt? Seit wann konnte sie sitzen? Wann hatte sie das erste Wort geäußert? War sie bei der Geburt kahlköpfig gewesen, oder hatte sie dichtes Kopfhaar gehabt?
Es gab so viele Details, die er nicht kannte. Er strich ihr über das lockige Haar, und ihm wurde bewusst, dass es andere, wichtigere Dinge gab, die er nicht erst zu erfahren brauchte, die er einfach spürte.
Wie die Tatsache, dass sie seine Tochter war. Nicht wegen der Mathematik. Nicht etwa wegen einer Ähnlichkeit zu Joshua. Sie sah ganz anders aus als sein blonder Sohn. Aber nach einem Blick in ihre großen blauen Augen hatte er es einfach gewusst.
Diese blauen Augen öffneten sich nun. Nicht langsam oder schlaftrunken. Sie schien von einer Sekunde zur anderen hellwach zu sein. Sie rührte sich nicht, machte kein Geräusch, blickte ihn nur neugierig an. Sein Herz schlug höher. Sie streckte eine Hand aus, den gekrümmten Zeigefinger vorgereckt, so als wollte sie sein Gesicht berühren. Er schob seinen eigenen Finger in ihre Faust, und sie packte zu.
Eine Woge der Wärme durchströmte ihn, während er sich neben sie auf die Matratze
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