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Ein Stern fiel vom Himmel

Ein Stern fiel vom Himmel

Titel: Ein Stern fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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die zweite Woche zu Ende ging, sah das Bild ganz anders aus. Der ganzen Länge nach brannte auf dem mächtigen Stamm ein Feuer, sorgfältig genährt durch fortwährend neu aufgelegtes Brennholz, aber in genau vorgezeichneten Grenzen gehalten durch Wasser, das die beiden mit leeren Konservenbüchsen unablässig aus der See schöpften und sofort aufgossen, wo das Feuer die Grenze überspringen wollte.
    Mit Feuer sollten die Wilden Baumstämme aushöhlen und sich so ihre Boote herstellen. Öfter als einmal hatte Garrison das gelesen, und als Physiker hatte er schnell begriffen, daß es nur möglich war, wenn man das Feuer durch Wasser im Zaume hielt und es nur da brennen und fressen ließ, wo es brennen sollte.
    Anerkennend verfolgte Bolton den Fortschritt der Arbeit. Im Laufe zweier Tage war die obere Hälfte des runden Stammes von dem Feuer restlos verzehrt, verascht und verschwunden. In den übrigbleibenden Halbzylinder fraß die Glut jetzt eine Höhlung hinein, die durchaus der inneren Form eines Bootes entsprach. Nach noch mal achtundvierzig Stunden war die innere Höhlung glatt und sauber ausgearbeitet, fix und fertig. So viel hatte der Stamm durch diese Feuerarbeit an Gewicht verloren, daß sie ihn ohne allzugroße Mühe mit kleineren Stämmen umkanten konnten. Mit der Höhlung nach unten lag er nun auf dem Sand. Der letzte Teil des Werkes, die Ausarbeitung der äußeren Form, begann.
    An dem Tage, an dem Garrison den vierzigsten Strich in seinen Kalender kerbte, schoben sie das fertige Boot auf untergeschobenen Rundhölzern die wenigen Meter über den Strand in das Wasser. Fast kamen ihnen die Tränen, als sie es leicht und sicher schwimmen sahen, als es sie beide sicher trug. Sorgfältig zogen sie es nach dem ersten Versuch auf den Strand zurück. Was noch weiter zu tun war, wurde schnell erledigt. Ein Mastbaum erhob sich im vorderen Drittel des Bootes, aus Decken wurde ein Segel genäht, Ruder wurden mehr zweckmäßig als schön aus jungen Palmenstämmen zugehauen. Proviant und Trinkwasser, soviel die leeren Konservenbüchsen zu fassen vermochten, trugen sie hinein. —
    Dann kam ein sonnenklarer, strahlender Morgen, an dem das Boot von der Insel abstieß. Wenige Ruderschläge nur, dann fing sich eine frische Brise in seinem Segel und ließ die Flut vor seinem Bug aufrauschen. Am Heck saß Garrison, das Steuer in der Rechten, die Uhr in der linken, die ihm bei dieser Seefahrt den Kompaß ersetzen mußte. Neben dem Mast hatte sich Bolton niedergelassen und zündete sich eine Zigarre an, die letzte ihres Vorrats, die er zufällig noch kurz vor der Abfahrt entdeckt hatte.
    Leise atmend wogte die See auf und nieder, frisch wehte die Brise. Weithin am Horizont sah Bolton die Insel langsam versinken. Himmel und Meer nur noch umgab die einsamen Seefahrer in ihrem selbstgezimmerten Boot.
    ›St 8‹ kreuzte über der Insel. Berkoff war in dem Schiff. Wie der heilige Nikolaus ungesehen kommt und geht, sollte er für die Amerikaner allerlei Lebensmittel und andere wünschenswerte Dinge bringen. Er kam drei Tage zu spät, die Insel war verlassen. Vergeblich durchsuchte er sie mit der Mannschaft seines Schiffes. Nur ein paar Feuerstellen verrieten, daß hier vor nicht allzu langer Zeit Menschen gehaust hatten. Alles andere war verschwunden. Nicht einmal eine leere Konservenbüchse vermochte Berkoff zu entdecken. Er stand vor einem Rätsel, und er fühlte wohl, daß die Lösung dieses Rätsels recht unangenehm werden könnte.
    ›St 8‹ stieg wieder auf. Mit höchster Maschinenkraft stürmte das Stratosphärenschiff auf Nordostkurs über die Südsee dahin, um die Kunde nach Deutschland zu bringen, daß die beiden amerikanischen Mitwisser um das Geheimnis des kostbaren Erzes ihren Verbannungsort verlassen hatten.

8
    Eine Stunde und eine zweite fast noch vergingen, aber noch immer war die Unterredung zwischen Reute und den beiden Doktoren nicht beendet. Röte im Gesicht, Glanz in den Augen folgte Wille den Worten, die aus Reutes Mund kamen. Mit unbewegter Miene hörte Schmidt sie an. Viel schwerer als Wille ließ er sich davon überzeugen, daß die reine Wissenschaft sich hier dem gemeinen Wohl unterordnen und ein Opfer bringen müsse. Langsam nur schmolz sein Widerstand, während Reute ihm zum dritten und vierten Male auseinandersetzte, wie sich ein befruchtender Lebensstrom von dem Kratzer hier nicht nur in die deutsche Wirtschaft, sondern in die ganze Weltwirtschaft ergießen würde, wenn man das Unternehmen nach den

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