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Ein Stern fiel vom Himmel

Ein Stern fiel vom Himmel

Titel: Ein Stern fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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empor, als ob Maschinen auf seinem Grunde arbeiteten.
    »Herr Ministerialrat Schmidt!« Der Ruf war hinter ihm erklungen. Er drehte sich um. Nur wenige Schritte von ihm entfernt stand Reute. Nur mühsam fand Dr. Schmidt Worte.
    »Ich begreife das alles nicht, Herr Ministerialdirektor. Eine Flotte von Stratosphärenschiffen hier! Diese Arbeiten … gerade hier am magnetischen Pol, wo wir unsere Messungen machen wollen.«
    Ein leichtes Lächeln glitt über die Züge Reutes.
    »Ich fürchte, Herr Ministerialrat, daß der Ort wenig dafür geeignet ist. Sie werden keine große Freude an Ihren Messungen erleben.«
    »Wie meinen Sie das? Hier ist der Pol, die Magnetnadel weist hierhin.«
    Das Lächeln auf Reutes Gesicht wurde stärker. »Kein Wunder, Verehrtester. Dort auf dem Grunde liegen schätzungsweise fünf Milliarden Tonnen reines Eisen. Das ist für die Magnetnadel schon ein triftiger Grund, nach dieser Stelle zu weisen. Wir kannten den Ort dieser riesenhaften Eisenmasse schon früher. Mein Kompliment, Herr Kollege, daß Sie ihn nach Ihren magnetischen Messungen auch so genau ermittelt haben.«
    Während Reute sprach, wurde das Gesicht des langen Schmidt immer verdutzter. Ein paar Sekunden starrte er den Sprecher mit offenem Munde an, bevor er etwas zu sagen vermochte.
    »Ja, aber … ja … dann wären ja alle meine Vermutungen über die wirkliche Lage des Magnetpols hinfällig, dann … ja, dann, Herr Ministerialdirektor, müssen wir erneut auf die Suche gehen … Das ist … Ich verstehe, eine so enorme Eisenmasse muß natürlich eine Störung in den erdmagnetischen Fluß bringen, aber ich begreife doch wieder nicht … Warum kommt die Störung erst jetzt? Wir haben im vergangenen Winter in unserer Station am Shackleton-Pol nichts davon gemerkt, die Störung muß erst später aufgetreten sein. Wie ist das möglich, Herr Ministerialdirektor …«
    Reute griff ihn unter den Arm und zog ihn mit sich.
    »Das ist eine lange Geschichte, lieber Ministerialrat. Zu lang, um es Ihnen hier draußen zu erzählen. Kommen Sie mit in mein Haus. Da wollen wir in Ruhe darüber sprechen.«
    Wie benommen ging Schmidt neben Reute her. Er schaute kaum um sich, als der ihn an einem Stratosphärenschiff vorbeiführte, und sah erst auf, als sie vor einem Haus standen, das in seiner Ausführung den Gebäuden der Willeschen Station sehr ähnlich sah. Neben dem Haus erhob sich ein Mast, an dem die Flagge der Deutschen Republik in leichtem Winde flatterte.
    »Treten Sie bitte ein«, sagte Reute. »Herr Wille ist schon hier. Wir müssen diese Angelegenheit zu dritt gründlich besprechen.«
    Hätte Berkoff den Gebrauch voraussehen können, den Bolton und besonders Garrison von den ihnen überlassenen Werkzeugen machten, so wäre er vielleicht etwas weniger freigebig damit gewesen.
    Scharfe Handbeile und äxte, Sägen und Stemmeisen hatte er ihnen damals in die Erzkiste gepackt, um ihnen die Möglichkeit zu geben, Bäume zu fällen und sich eine menschenwürdige Behausung zu errichten. Aber die Herren Bolton und Garrison hatten ganz und gar nicht die Absicht, sich auf ihrer Insel seßhaft zu machen. Auch jetzt noch – der Kalender, den Garrison nach Robinsons Vorbild in Kerbschnittmanier an einem Baumstamm angelegt hatte, zeigte bereits den dreißigsten Tag – bestand ihre Behausung nur aus einem primitiven Zelt das aus drei Baumstämmen und ein paar wollenen Decken zusammengebaut war. Ihre ganze Arbeit galt einem anderen für sie viel wichtigeren Zweck.
    Während der ersten zehn Tage ihres Aufenthaltes auf der Insel beschäftigte sich jeder der beiden auf seine eigene Art. Bolton unternahm Streifzüge, schoß Ziegen und allerlei Geflügel und betätigte sich nach erfolgreicher Jagd als Koch. Nach Urväterweise briet er das erlegte Wild über loderndem Holzfeuer am Spieß.
    Garrison kehrte immer wieder nach jenem waldlosen Gipfel zurück, den sie schon am ersten Tage aufgesucht hatten. Viele Stunden lang saß er hier, machte Schattenmessungen, schrieb und rechnete.
    Auf der Suche nach neuem Papier – das letzte Blatt seines Notizbuches war bereits mit Zahlen vollgekritzelt –, machte er sich auch über die Konserven her. Vielleicht, daß das Papier, mit denen die Blechbüchsen beklebt waren, für weitere Rechnereien einen brauchbaren Untergrund liefern konnten.
    Plötzlich stutzte er. Eine Büchse – nach der Aufschrift enthielt sie Hummer – war ihm in die Hände gekommen. Aus irgendwelchen Gründen hatte der Erzeuger dieser

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